2014-01

Gesellschaft
Ergebnis. Mir sind in den Texten nur zwei eher selbstkritisch
betrachtete „schwächelnde“ Eigenschaften aufgefallen:
Manchmal etwas hektisch und Manchmal ungeduldig.
Hier einige der Selbstaussagen, die sich bei mehreren TeilnehmerInnen
wiederholt haben: Kontaktfreudig, offen für
Neues, gelassen, kinderlieb, harmoniesuchend, sozial - und
ähnliches mehr.
Das zentrale Thema der dritten Einheit war die Beziehung
zu den eigenen Großeltern: Was hat die Erinnerung
an sie besonders geprägt? Welchen Einfluss haben sie auf
mich gehabt? Wie war mein Verhältnis zu ihnen? Herausgekommen
sind dabei wunderbare, zum Teil sehr berührende
Geschichten. Hier wieder zwei Beispiele:
Mein Großvater väterlicherseits hatte seine Kinder mit
großer Zucht und Härte erzogen, uns Enkeln gegenüber
war er autoritär, hat uns aber nie geschlagen, obwohl er in
Kriegs- und Nachkriegszeit der einzige Mann im Haus war
und sicher auch uns Kindern gegenüber oft ein Machtwort
gesprochen hat. Seine Worte waren Befehl, und niemand
hat es gewagt zu widersprechen.
Mein Großvater war, vorsichtig ausgedrückt, sehr
sparsam, aber in anderen Dingen war er großzügig. Bei
ihm habe ich viel gelernt. Beim Ziegenhüten erzählte er
mir Geschichten, zeigte mir, wie man aus Gänseblümchen
Ketten und Armschmuck herstellte. Beim Wandern
lernte ich Heilkräuter wie Arnika und Johannisraut kennen,
Beeren und andere Waldfrüchte wurden gesammelt.
Er hat mir gezeigt, wie man Beeren und sonstiges Obst
pflückt, ohne das Fruchtholz zu verletzen. Er nahm mich
auch mit in das Trauerhaus, als eine seiner Schwestern
gestorben war. Ich sehe meine Großtante immer noch,
wie sie klein, weißhaarig, im Sarg liegt. Es hat mich
schon sehr beeindruckt. Im Alter von 85 Jahren starb
mein Opa Ende der 60er Jahre im letzten Jahrhundert,
er hat noch drei Urenkel erlebt.
Als kleines Mädchen von vier Jahren besuchte ich oft
meine Oma-ma. Sie lebte mit meinem Großvater und sechs
Kindern auf einem Bauernhof.
Sie war eine liebe, gütige und herzliche Frau; ich fühlte
mich von ihr geliebt und beschützt. Ihre Hände, warm und
streichelnd, gaben mir ein Gefühl der Sicherheit.
Besonders aber ihre große Schürze, die sie immer trug,
hatte es mir angetan. Bei Regen, Wind und Sonnenschein
suchte ich Schutz unter der Schürze. Kam ein Gewitter, ging
Oma-ma mit mir auf die Kellertreppe. Wir saßen da und
beteten den Rosenkranz, umhüllt von der großen Schürze.
Sehr oft habe ich in meinem langen Leben an diese Momente
gedacht.
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1/2014 durchblick 21