Alla Breve Nr. 36

„Musik gehört bei uns
zum Mobiliar“
Der Bolivianer Ivar Ibañez hat ein viel beachtetes Lehrbuch zum
gesunden Gitarrenspiel veröffentlicht
In seiner Heimat „gehört die Gitarre zum Mobiliar“. Gesang
und Tanz sind in Bolivien allgegenwärtig; eine bunte
und reichhaltige Folklore prägt den Alltag des südamerikanischen
Landes. „Die musikalische Früherziehung findet
mehr oder weniger auf der Straße statt.“, sagt Ivar Ibañez
schmunzelnd. Der HfM-Absolvent aus der bolivianischen
Hauptstadt La Paz hat es selbst auf der Konzertgitarre zu
einiger Meisterschaft geschafft. Und hat nun als Musikpädagoge
ein hochgelobtes Fachbuch zur richtigen Körperhaltung
beim Gitarrenspiel vorgelegt, welches das Zeug zu
einem Standardwerk hat (siehe Rubrik „Publikationen“ in
diesem Heft).
Nach seiner ersten Ausbildung am Konservatorium La Paz studierte
Ibañez am Conservatoire Luxemburg und begann 2006
an der HfM Saar ein Studium der Fächer Musikerziehung und
Klassische Gitarre bei Prof. Ansgar Krause. Der Diplom-Musikerzieher
hat des Weiteren an der renommierten „Koblenz
Guitar Academy“ studiert. Seit 2013 unterrichtet er an der
Musikschule von Kusel.
Ibañez‘ Lieblingskomponist für die Gitarre ist Johann Sebastian
Bach. Das Einstudieren kniffliger Bach’scher Partituren
verursachte bei ihm massive körperliche Probleme. Diese
schmerzhafte Selbsterfahrung und Erfahrungen aus seinem
Unterricht bewogen ihn dazu, mit „Klassische Gitarre und körpergerechte
Haltung?: Voraussetzungen und Konsequenzen“
ein Lehrbuch zur gesunden Körperhaltung beim Gitarrenspiel
zu verfassen.
Das Problem liegt im Kern darin, dass Gitarrenspieler zu einer
ungesunden verdrehten Körperhaltung neigen – geschuldet
der spezifischen Form des Instruments und der Tatsache,
dass, im Gegensatz zur Violine etwa, in der musikalischen
Frühausbildung zu wenig Gitarren in geeigneter Größe vorhanden
sind. Ibañez will die Gitarrenspieler mit seinem
Lehrbuch nun zu einer gesunden geraden Körperhaltung heranführen.
Neben vielen Tipps und Techniken zur richtigen Gitarrenhaltung
empfiehlt er auch den Einsatz von so genannten
„Ergonomic Guitars“ – Gitarren mit einer abgeschrägten
Kante, die eine gerade Sitzposition erleichtern.
Mit seinem Buch betrat Ivar Ibañez quasi Neuland. Während
die Literatur für gesundes Musizieren mit Violine und Violoncello
vergleichsweise üppig ausgestaltet ist, fand er für sein
Vorhaben nur zwei Publikationen der Musikpädagogen Ekard
Lind und Christoph Wagner, auf denen er aufbauen konnte.
Wie die große Nachfrage noch vor der Veröffentlichung zeigte,
haben Viele auf das neue Lehrwerk geradezu sehnsüchtig gewartet.
Es ist ein Buch, das „physiologische Voraussetzungen
und pädagogische Konsequenzen meisterhaft darstellt“, so
Prof. Dr. Eckart Altenmüller, der Doyen der deutschen Musikermedizin.
„Ich bin kein Virtuose!“, sagt Ivar Ibañez heiter selbstkritisch
und sieht seine berufliche Zukunft eher im pädagogischen
Bereich - nicht zuletzt auch aufgrund des großen Erfolges
seines Erstlingswerks. Weitere Fachbücher für die Gitarre
sind geplant; sie gehen mehr in die künstlerische Richtung
und werden sich etwa mit Arrangements und Kompositionen
für Musikschulen beschäftigen. Aber auch das eigene Gitarrenspiel
will Ibañez nicht vernachlässigen. Zumal er ja selbst
herausgefunden hat, wie man den geliebten Bach ganz ohne
körperliche Probleme spielen kann.
Thomas Wolter
Ivar Ibañez
Auftakt
AllaBreve
Magazin der Hochschule für Musik Saar
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