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Alla Breve Nr. 36

Magazin der Hochschule für Musik Saar

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sem Zusammenhang führte der Große Chor der HfM Saar<br />

zusammen mit dem Orchester der Hochschule im Juli die<br />

Matthäus-Passion in der Allerheiligen-Kirche in Sulzbach auf.<br />

Am 28. Oktober 2016 wiederum startet die Saarlandtournee<br />

des Orchesters der Hochschule für Musik Saar in der Landesmusikakademie<br />

in Ottweiler. Die Tournee führt das Orchester<br />

unter der Leitung von Toshiyuki Kamioka außerdem in die<br />

Stadthalle Merzig und in den Saalbau St. Wendel. Auf dem<br />

Programm stehen Sergei Prokofjews Sinfonie <strong>Nr</strong>. 5 in B-Dur,<br />

die Pulcinella-Suite von Igor Stravinskij sowie Jacques Iberts<br />

Flötenkonzert. Der Solist ist Dante Montoya.<br />

Mit ihrer neuen Konzertreihe „HfM Saar unterwegs“ verdeutlicht<br />

die HfM Saar ihr Selbstverständnis als Hochschule des<br />

Saarlandes mit Sitz in der Landeshauptstadt Saarbrücken.<br />

Dabei sollen die Konzerte eigenständige kulturelle Akzente<br />

im kulturellen Angebot der Saarländischen Kommunen setzen<br />

und den Studierenden die Gelegenheit bieten, im Rahmen<br />

ihrer Ausbildung wichtige Bühnenerfahrung in unterschiedlichen<br />

Konzertsituationen zu sammeln. Da der Haushalt der<br />

Musikhochschule für solche Projekte nicht über die erforderlichen<br />

Mittel verfügt, ist der Rektor der HfM Saar, Prof. Wolfgang<br />

Mayer, der VSE AG sehr dankbar, die diese Konzertreihe<br />

finanziell unterstützt. Das Projekt ist nachhaltig angelegt<br />

und soll möglichst alle Kommunen des Saarlandes erreichen.<br />

VSE-Vorstand Dr. Gabriël Clemens sagt zum Engagement seines<br />

Unternehmens: „Die Hochschule für Musik Saar ist eine<br />

großartige Einrichtung. Es ist der VSE AG ein großes Anliegen,<br />

diese Konzertreihe junger Musiker im Saarland zu unterstützen<br />

und den Bekanntheitsgrad der Hochschule in der Region<br />

noch weiter zu erhöhen.“<br />

Julia Hartnik<br />

„Ein Geheimtipp in Europa“<br />

Prof. Ulrike Dierick beendet ihre beeindruckende Laufbahn<br />

als Hochschullehrerin<br />

Da war dieser 5-jährige Junge, dessen Vater sie gut kannte. Er<br />

sollte ihr mal was auf der Geige vorspielen. Der Knirps spielte<br />

gut, außergewöhnlich gut sogar - ein Ausnahmetalent. Er hätte<br />

ihr Schüler werden sollen, aber der Weg von Aachen nach<br />

Saarbrücken erschien dann doch zu weit.<br />

Der kleine Junge hieß David Garrett. Wenn Prof. Ulrike Dierick<br />

aus ihrer reichen 45-jährigen Laufbahn als Hochschullehrerin<br />

erzählt, hört man viele überraschende Anekdoten. Zum Beispiel<br />

auch die Geschichte, wie sie bei einem offiziellen Anlass<br />

Michail Gorbatschow kennenlernte. Er sagte zu ihr: „Sie kommen<br />

doch aus dem Saarland – was macht denn der Oskar da<br />

gerade wieder für Sachen!“. Gorbatschow hatte gerade die<br />

Schirmherrschaft über Studenten aus der russischen Region<br />

Novgorod übernommen, die als Stipendiaten<br />

bei Ulrike Dierick studieren konnten.<br />

Eine faszinierende Karriere als Hochschullehrerin<br />

hat ihren Abschluss gefunden.<br />

1970 trat Ulrike Dierick in die Dienste der<br />

Hochschule für Musik Saar; 2016 ging ihre<br />

langjährige verdienstvolle Tätigkeit für<br />

unser Haus zu Ende. Stets hat sie in dieser<br />

Zeit ein ausgesprochen feines Händchen<br />

für Talente bewiesen. Die Zahl der<br />

Studierenden, die sie auf den Weg zum<br />

Erfolg brachte, ist schier unüberschaubar<br />

und dürfte deutschlandweit nur schwer<br />

zu übertreffen sein. Unter vielen anderen<br />

sind mehr als 40 ihrer Alumni fest an ganz<br />

großen deutschen und internationalen Orchestern<br />

engagiert, zehn von ihnen in der<br />

Funktion als erste Konzertmeister. 14 ehemalige<br />

Bundessieger „Jugend musiziert“ sind darunter, dazu<br />

zählen so klangvolle Namen wie Isabelle Faust, Chloé Kiffer,<br />

Lea Birringer und Wolfgang Mertes. Zwölf ihrer Ehemaligen<br />

waren bei großen internationalen Wettbewerben auf den ersten<br />

Plätzen und fünf von ihnen sind jetzt Professoren an deutschen<br />

Musikhochschulen – so auch HfM-Professor Hans-Peter<br />

Hofmann. Yehudi Menuhin bezeichnete sie einst als „der<br />

Geheimtipp in Europa“. Sie ist überdies eine der wenigen einstimmig<br />

gewählten Einzelmitglieder im Deutschen Musikrat.<br />

Das Geheimnis ihres Erfolgs? „Meine Methode ist gegen<br />

Methoden zu sein.“, sagt Ulrike Dierick. Sie habe ihren Unterricht<br />

bei aller Strenge in technischen und musikalischen<br />

Grundsatzfragen „sehr frei“ gestaltet und immer versucht,<br />

die charakteristische Künstlerpersönlichkeit jedes einzelnen<br />

Studierenden zu fördern. Das geht nur mit intensiver individueller<br />

Betreuung und ist ganz im Sinne der Schule von<br />

Carl Flesch und der Wiener Tradition, von der sie maßgeblich<br />

geprägt wurde. So musste bei ihr mitunter auch mal ein Biedermeier-Gemälde<br />

helfen, um einem asiatischen Studenten<br />

„deutsche Innigkeit“ nahezubringen. Noch immer pflegt sie<br />

mit vielen ihrer Alumni einen regen Kontakt. Und so wunderte<br />

es auch nicht, dass mitten in unserem Gespräch ein solcher<br />

bei ihr anruft. Den hat sie dann gleich mal als Mitspieler ihres<br />

Abschiedskonzertes verpflichtet.<br />

Ulrike Dierick war als Musikerin und Pädagogin<br />

weltweit unterwegs, spielte als<br />

Solistin und Kammermusikpartnerin mit<br />

bekannten Orchestern und namhaften Musikerkollegen<br />

und ist immer noch eine international<br />

gefragte Gastdozentin und Jurorin.<br />

Kurz nach der Wende hielt sie einen<br />

Meisterkurs am Rimsky-Korsakow-Konservatorium<br />

in St. Petersburg. „An der Wand<br />

meines Unterrichtsraumes hing ein Gemälde<br />

von Leopold Auer, dem Begründer<br />

der russischen Geigenschule. Der hat mir<br />

ganz genau auf die Finger geschaut. Als<br />

Ulrike Dierick<br />

der Kurs zu Ende war, haben einige meiner<br />

Studenten geweint. Die waren damals<br />

nur die ganz harte Schule gewöhnt.“, erinnert<br />

sich Ulrike Dierick an ein besonders schönes Erlebnis<br />

als Gastprofessorin.<br />

Sie wird unsere Hochschule sehr vermissen, sagt Ulrike Dierick:<br />

„Dieses Haus ist etwas ganz Besonderes.“ Sie ist „immer<br />

mit Freude“ zum Unterricht gegangen und schätzt die „ausgezeichnete<br />

Kollegialität des Hauses“. So konnte sie auch guten<br />

Gewissens interessanten Angeboten anderer deutscher<br />

Hochschulen widerstehen.<br />

Thomas Wolter<br />

Auftakt<br />

<strong>Alla</strong><strong>Breve</strong><br />

Magazin der Hochschule für Musik Saar<br />

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