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Alla Breve Nr. 36

Magazin der Hochschule für Musik Saar

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„Halb-Asiate“ und<br />

väterlicher Freund<br />

HfM-Oboeprofessor Armin Aussem ist in den Ruhestand<br />

verabschiedet worden<br />

Kurz nach einer schweren Herzoperation bekommt er im Krankenhaus<br />

Besuch von einer ehemaligen Studentin. Sie erzählt<br />

ihm von ihrem bevorstehenden Vorspiel um eine Orchesterstelle<br />

in Augsburg. Er kennt den Saal, in dem die Prüfung<br />

stattfinden wird, und gibt ihr Tipps, wie sie der schlechten<br />

Akustik begegnen kann. Diese Episode ist so typisch für Armin<br />

Aussem - immer im Dienst, ein Kümmerer, ein Professor<br />

aus Leidenschaft, ein fürsorglicher Freund seiner Studenten.<br />

Stephanie Schwarz, die Ehemalige, die sich am Krankenbett<br />

Rat einholte, hat die Oboe-Stelle im Augsburger Sinfonieorchester<br />

übrigens bekommen. Sie ist der 42. und letzte<br />

Absolvent, den Armin Aussem in seiner knapp 20-jährigen<br />

Dienstzeit an der HfM Saar nach dem Studium in Lohn und<br />

Brot bringen konnte. Eine stattliche Bilanz, zumal sich unter<br />

den Arbeitgebern seiner Ehemaligen nicht wenige internationale<br />

Spitzenorchester und angesehene Musikhochschulen<br />

befinden.<br />

Lu Tang, ein weiterer Absolvent, nunmehr Professor für Oboe<br />

und Kammermusik am China Conservatory, sagte einmal über<br />

Armin Aussem: „Mit seinem tiefen musikalischen Verständnis<br />

hat er mir viele wertvolle theoretische Kenntnisse beigebracht.<br />

Was Armin aber ganz besonders auszeichnet: Er ist<br />

wie ein Vater zu seinen Studenten und kümmert sich schlichtweg<br />

um alles.“ Das Kümmern bedeutete ein Engagement, das<br />

weit über die reine Lehre hinausging: Behördengänge und<br />

Fahrdienste für seine Studierende erledigen, private Feste<br />

organisieren, Notenmaterial im Wert von mehreren Tausend<br />

Euro beschaffen – auf eigene Kosten, versteht sich. Und vieles<br />

andere mehr. „Ich wollte zu meinen Studenten immer ein ehrliches,<br />

familiäres Verhältnis aufbauen.“, sagt Armin Aussem.<br />

Wahrhaftigkeit beinhaltete aber auch, dass ab und an harte<br />

Entscheidungen gefällt werden mussten, wenn ein Student<br />

die Erwartungen nicht erfüllte.<br />

Nach eigenem Bekunden musste Armin Aussem sich das pädagogische<br />

Handwerk erst einmal mühsam selbst beibringen:<br />

„Man muss an sich selbst lernen, sich ständig hinterfragen,<br />

ob das alles so richtig ist.“. Nach einem ersten Engagement<br />

beim Tokyo Metropolitan Sinfonieorchester, führte sein Weg<br />

als Orchestermusiker nach Trier und Münster und zuletzt zur<br />

Deutschen Radio Philharmonie nach Saarbrücken. 1996 begann<br />

er seine Tätigkeit als Professor an unserem Haus. Bald<br />

überwog die Leidenschaft für die Lehrtätigkeit die eigenen<br />

künstlerischen Ambitionen. „Ich habe immer versucht, mich<br />

auf die jeweilige künstlerische Persönlichkeit meiner Studenten<br />

einzustellen, und ich habe mich für sie von der Ausbildung<br />

bis zur Anstellung verantwortlich gefühlt.“, sagt der Emeritus.<br />

Ein Verantwortungsgefühl, das er bei einigen seiner Kollegen<br />

vermisst. Verantwortung bedeutete für ihn auch, sich intensiv<br />

in die Gremienarbeit unserer Hochschule einzubringen.<br />

Armin Aussem<br />

In seiner Zeit beim Sinfonieorchester Tokyo erwuchs die zweite<br />

große Leidenschaft von Armin Aussem: seine Vorliebe für<br />

die Menschen und die alten Kulturen Asiens. Er bezeichnet<br />

sich selbst als „halben Asiaten“ und schätzt die Tugenden<br />

„Fleiß, Wissbegierde, Herzlichkeit und Gastfreundschaft“ der<br />

Japaner, Chinesen und vor allem der Koreaner. Armin Aussem<br />

hat sich maßgeblich für die Etablierung offizieller Partnerschaften<br />

der HfM Saar mit Hochschulen in Korea und China<br />

eingesetzt und ist dafür unter anderem mit einer Ehrengastprofessur<br />

des China Conservatory Peking ausgezeichnet worden.<br />

„Die asiatischen Studenten sind bei internationalen Musikwettbewerben<br />

auf dem Vormarsch.“, meint Armin Aussem<br />

bewundernd. Stets habe er sich bemüht, die besten unter<br />

ihnen an unsere Hochschule zu bringen.<br />

Nach seiner schweren Herz-OP sind die Pläne für die Zeit<br />

im Ruhestand zunächst einmal auf Eis gelegt. Fest steht immerhin,<br />

dass er als Vorstandsmitglied der Yehudi Menuhin<br />

Gesellschaft LMN Live Music Now Saarland sein soziales Engagement<br />

mit der Förderung künstlerischer Talente verbinden<br />

wird. Und wenn sein Herz wieder vollständig genesen ist, wird<br />

es auch wieder mit ganzer Kraft für seine zwei großen Leidenschaften<br />

schlagen: seine ehemaligen Studierenden und die<br />

Musikkultur Asiens.<br />

Thomas Wolter<br />

18 Auftakt

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