IHK Magazin Fulda 12/2012 - B4B MITTELHESSEN

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Maschinenbau Einzelhandel im und Wandel Elektrotechnik
GRÜNE WIESE
KOSTET UMSATZ
Die gute Nachricht zuerst. Dem Einzelhandel in der Region Fulda geht
es gut. Zwei Drittel der Unternehmen verzeichneten in den vergangenen
zwölf Monaten gleichbleibende oder steigende Umsätze. Und
das soll auch im kommenden Jahr so bleiben. Das ergab eine spontane
Umfrage von WRF, an der mehr als 30 Unternehmen aus Stadt und Landkreis
teilnahmen. Die Ergebnisse sind sicherlich nicht repräsentativ, aber
dennoch geeignet, eine realistische Momentaufnahme der Situation des
Einzelhandels in unserer Region zu zeichnen.
Internet verdrängt den Einzelhandel________________
WRF wollte von den Einzelhändlern wissen, welche Veränderungen in den
vergangenen zehn Jahren für sie am wichtigsten waren. Die Antworten
lassen zwei klare Handlungsstränge erkennen. Sowohl die Entwicklung des
Internets, vor allem des mobilen Internets, als auch die Veränderungen der
Handelsfl ächen in der Region, vor allem in der Stadt Fulda und am Stadtrand,
haben ihre Spuren hinterlassen. Fast jeder zweite Befragte beklagte
sich über die negativen Auswirkungen des Onlinehandels auf den stationären
Handel. „Internet tötet Einzelhandel“, brachte es ein Kaufmann sehr
drastisch auf den Punkt.
Ein anderer formulierte: „Grüne Wiese kostet Umsatz“. Gemeint ist die
Zunahme von Shopping-Centern außerhalb der Kernstadt, die als zweithäufi
gste Veränderung genannt wurde. Kritisiert werden vor allem die
großen Ketten, die nicht nur Eins-a-Lagen besetzen, sondern auch für einen
enormen Preisdruck sorgen würden. Allgemein wird beklagt, dass das
Klima im Einzelhandel rauer, der Wettbewerb härter und der Konkurrenzdruck
größer geworden sind.
Doch nicht nur der wachsende Wettbewerbs- und Konkurrenzdruck machen
dem Handel zu schaffen. Hinzu kommt ein Wandel im Kundenverhalten.
Die Käufer sind in den vergangenen Jahren kritischer, preisbewusster
und sensibler geworden. Dank Internet und Mobilphones verfügen die
meisten über transparente Preisinformationen und setzen sie auch in Ver-
Wirtschaft Region Fulda 12/2012
kaufsverhandlungen ein. „Die Kunden verlangen Rabatte und wollen handeln“,
bringt es ein Befragter auf den Punkt. „Je größer der Einkauf, desto
mehr.“ Manche Einzelhändler wünschen sich das alte Rabattgesetz zurück
und beklagen ganzjährige Sonderangebote der Konkurrenz, die in Preiskämpfe
ohne jede Regulierung münden würden.
Den ehrbaren Kunden scheint es nicht mehr zu geben: „Die Forderungen
werden zunehmend unverschämter und die Ehrlichkeit geht zurück“, betont
ein Einzelhändler aus dem Landkreis. Die Preisorientierung spiegelt
sich auch im Rückgang der Stammkundschaft wider. Und der Zeitraum der
Kundentreue wird ebenfalls immer kürzer.
Auch Selbstkritik wird geäußert___________________
„Der Einzelhandel hängt in alten Strukturen, junge Firmen erobern den
Markt“, schreibt ein Unternehmer. Und wie reagiert die Branche auf diese
Entwicklungen? Was sind die wichtigsten Maßnahmen zur Neukundengewinnung
und Kundenbindung? An erster Stelle steht die Verbesserung der
Service- und Fachkompetenz der Verkäufer, gefolgt von Anstrengungen im
Umweltschutz. Hierzu gehört auch ein größeres Angebot an nachhaltigen
Produkten. Internethandel und zusätzliche Events wie verkaufsoffene
Sonntage, Messen und Late-Night-Shopping werden in diesem Zusammenhang
als weniger wichtig erachtet.
Auch wenn die Antworten sehr vielschichtig ausfallen, kristallisiert sich
ein weiterer Schwerpunkt heraus. Vor allem inhabergeführte Familien-
Fast jeder zweite Befragte
beklagte sich über die negativen
Auswirkungen des Onlinehandels.