Taxi Times International - Januar 2015 - Deutsch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KLIMASCHUTZ & FLÜCHTLINGE<br />
GASTKOMMENTAR<br />
Eine neue grüne <strong>Taxi</strong>-Initiative:<br />
www.taxis4smartcities.org<br />
TAXIS GO<br />
GREEN<br />
Mit einer bemerkenswerten Initiative<br />
leistet das internationale <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
seinen Beitrag zur Klimaschutzkonferenz<br />
in Paris.<br />
BUNDESVERBAND WILL FLÜCHTLINGE SCHNELLER INTEGRIEREN<br />
Bei der Herbsttagung des deutschen <strong>Taxi</strong>und<br />
Mietwagenverbands BZP in Chemnitz<br />
forderte Präsident Müller die Unterstützung<br />
der Politik für eine schnelle Einbindung der<br />
Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Hier seien in<br />
erster Linie schnelle Förderungsprogramme<br />
nötig, bei denen eine betriebliche Ausbildung<br />
mit Sprachkursen kombiniert wird. Die<br />
Arbeiten an einer solchen Konzeption seien<br />
innerhalb des BZP weit fortgeschritten und<br />
müssten von den jeweiligen Arbeitsagenturen<br />
vor Ort unbürokratisch in die Wege geleitet<br />
werden.<br />
„Gerade im <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />
erleben wir täglich das gemeinsame<br />
Miteinander von Menschen, die aus ganz<br />
unterschiedlichen Kulturkreisen kommen<br />
und sich hier auf dem Beförderungsmarkt<br />
engagieren – sei es als Fahrer oder als<br />
Unternehmer“, teilte Michael Müller mit.<br />
D<br />
ie Rede ist von <strong>Taxi</strong>s4smartcities.org, einer brandneuen<br />
internationalen Umweltinitiative, die von einer Reihe großer<br />
europäischer <strong>Taxi</strong>zentralen in Paris auf den Weg<br />
gebracht wurde. Während erfolgreiche Großstädte von einem effizienten<br />
öffentlichen Verkehrswesen und sonstigen nachhaltigen<br />
Massentransportmöglichkeiten abhängig sind, bieten <strong>Taxi</strong>s individuelle<br />
Haus-zu-Haus-Dienste an“, behaupten die Veranstalter, Groupe<br />
G7 in Paris. „Schon anhand der Art unserer Dienste spielen <strong>Taxi</strong>s<br />
eine wesentliche Rolle in der multimodalen Mobilitätskette. In dem<br />
Bemühen, Großstädte dazu zu bringen, sich auf sauberere und<br />
nachhaltigere Transportarten zu konzentrieren, können <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
einen wichtigen Beitrag zu diesem Energiewandel leisten.“<br />
Aus diesem Grund haben sich die wichtigsten europäischen<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen wie Les <strong>Taxi</strong>s Bleus, Alpha <strong>Taxi</strong>s und <strong>Taxi</strong>s G7 in<br />
Paris, TCA in Amsterdam, <strong>Taxi</strong>phone in Genf, <strong>Taxi</strong> Kurir, Topcab<br />
and <strong>Taxi</strong> 020 in Stockholm, <strong>Taxi</strong> Skåne, <strong>Taxi</strong> Jönköping, Central<br />
<strong>Taxi</strong>s in Glasgow, 3570 in Rom, <strong>Taxi</strong> Services in Lausanne, <strong>Taxi</strong><br />
31300 in Wien, <strong>Taxi</strong> Berlin, <strong>Taxi</strong> Téo in Montreal, <strong>Taxi</strong>s Bleus in<br />
Brüssel und die London <strong>Taxi</strong> Company zusammengetan und taxis4<br />
smartcities.org gegründet: eine weltweite grüne <strong>Taxi</strong>-Initiative. So<br />
können <strong>Taxi</strong>s die Entwicklung lebenswerterer Großstädte unterstützen<br />
und den Autoverkehr in den Stadtzentren „säubern“. Die<br />
Gruppe beabsichtigt, Betreiber und Fahrer in Sachen Energiewandel<br />
und Umweltbewusstsein zu schulen.<br />
Verantwortungsbewusste <strong>Taxi</strong>unternehmen werden dazu ermuntert,<br />
in Kooperation mit umweltbewussten Fahrzeugherstellern und<br />
mit der Unterstützung der örtlichen Genehmigungsbehörden abgasarme<br />
Fahrzeuge zu kaufen. Jeder <strong>Taxi</strong>betreiber ist verpflichtet, die<br />
Fahrer in Sachen Umweltveränderungen zu schulen und den Kauf<br />
nachhaltiger Fahrzeuge durch Schulungen und finanzielle Anreize<br />
zu unterstützen. Darüber hinaus soll die Verwendung langlebiger<br />
Ausrüstungsgüter für bestimmte Arbeiten und Kunden gefördert<br />
werden. Der Aufbau einer nachhaltigen Zukunft für <strong>Taxi</strong>-Dienste<br />
in den Großstädten bedeutet, dass diese eine neue Geschäftsform<br />
suchen, die mit gegenseitiger Unterstützung verschiedener Parteien<br />
in Umwelt-, Sozial- und Sicherheitsbelangen einhergeht. Örtliche<br />
und nationale Aufsichtsbehörden sollten mit den entsprechenden<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmen eng zusammenarbeiten, um den Auswahl- und<br />
Schulungsprozess der Fahrer ständig zu verbessern. Die Gruppe<br />
hat für ihre Mitglieder drei Umweltstufen eingerichtet und im Laufe<br />
der Zeit sollen alle die höchste Stufe erreichen.<br />
Gemeinsames Ziel der <strong>Taxi</strong>unternehmen ist die Verbesserung<br />
ihrer Energiebilanz. Der wichtigste Punkt sei, dafür sorgen zu<br />
wollen, dass <strong>Taxi</strong>s als Ergänzung und Verstärkung des öffentlichen<br />
Verkehrswesens wahrgenommen werden, und gleichzeitig<br />
soll nicht zur Nutzung von Privatfahrzeugen ermutigt werden.<br />
Während des COP21 hat G7 durch die Meldung, dass sie seit 2007<br />
ihren CO2-Ausstoß um 50 Prozent reduziert hat und mit 2.400<br />
elektrischen und Hybrid-Fahrzeugen – vor allem Toyota Prius –<br />
über Europas größte umweltfreundliche <strong>Taxi</strong>flotte verfügt, einen<br />
grünen Eindruck hinterlassen. Das Ziel für 2020 lautet 50 Prozent<br />
neue Fahrzeuge, die weniger als 60 Gramm CO2 pro Kilometer<br />
ausstoßen. Bis 2030 soll die ganze Flotte nur 20 Gramm CO2 pro<br />
Kilometer ausstoßen. Diese grünen Ziele wurden sehr deutlich,<br />
als G7 mit mehreren grasbedeckten <strong>Taxi</strong>s durch die französische<br />
Hauptstadt fuhr. Diejenigen, die es schafften, eines davon anzuhalten,<br />
durften kostenfrei fahren. wf<br />
Seinem Verband schwebt ein Modell<br />
mit speziellen Patenschaften vor.<br />
Herausforderungen wie beispielsweise fehlende<br />
Dokumente und andere Nachweisprobleme<br />
will der BZP mit Unterstützung der Politik<br />
lösen. „Im Gegenzug wird das <strong>Taxi</strong>gewerbe die<br />
weitergehende Integration der Fahrer/-innen<br />
und ihrer Familienangehörigen auch über die<br />
Ausbildungszeit hinaus engagiert begleiten“,<br />
verspricht Müller.<br />
jh<br />
FOTO: Groupe G7<br />
FOTO: inOrange communication<br />
WÜNSCHE WERDEN<br />
ONLINE ERFÜLLT<br />
Marken – neudeutsch „Brands“ – haben einen enormen Wert.<br />
Die Marke TAXI wird weder gehegt noch poliert.<br />
Das ist fatal, sagt Unternehmensberater Paul Gerlach.<br />
Rund um den Globus geben Konzerne<br />
Milliardensummen aus, um<br />
Begriffen wie „Coca-Cola“ mitzugeben,<br />
dass das süße Blubberwasser nach<br />
Individualität und Freiheit schmeckt. Für<br />
Pepsi gilt das Gleiche. Über Derartiges<br />
kann das <strong>Taxi</strong>gewerbe nur müde lächeln –<br />
weltweit kennt jeder TAXI als nahezu identischen<br />
Schriftzug und die eindeutige<br />
Dienstleistung dahinter. TAXI ist unbezahlbar.<br />
Nur deswegen beschimpfte Uber das<br />
Gewerbe laut und aggressiv – es ist und<br />
war der Versuch, am Reibungspunkt <strong>Taxi</strong><br />
die eigene Dienstleistung zu erklären.<br />
Nebenbei wird die Marke TAXI verwässert.<br />
Ziel ist, sie für sich zu nutzen, dabei zu<br />
demolieren, schließlich zu demontieren.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe macht es dem Angreifer<br />
leicht. Die Marke TAXI wird weder<br />
gehegt noch poliert. Das Gewerbe betreibt<br />
Kleinstaaterei, eine solide Markenpflege<br />
fehlt. Dazu müsste man raus aus dem Silodenken.<br />
Und das ist mit dem regionalen<br />
Konkurrenzgehabe offenkundig schwierig.<br />
Verlierer ist die Marke, der zentrale Mittelpunkt<br />
des Gewerbes.<br />
Es krankt aber auch an anderer Stelle –<br />
am Image. Der Kunde soll sich wohlfühlen,<br />
erwartet Service ohne Schranken. Das gilt<br />
auch für alle Bezahlvarianten. Der Fahrgast<br />
möchte aus seiner Sicht wenig: lediglich<br />
einen selbstverständlichen, zuvorkommenden<br />
und zuverlässigen Service. Übertragen<br />
auf Coca-Cola wäre das gelungene Brause –<br />
beim Geschmacksfundament, dem eigentlichen<br />
Produkt, darf es schlicht keine<br />
Probleme geben.<br />
Markenforscher blicken auf Zielgruppen.<br />
Eine ist die sogenannte Generation Y, junge<br />
Menschen zwischen 25 und 35. Es ist die<br />
digitale Generation, die Digital Natives, aufgewachsen<br />
mit PC und Smartphone. Deren<br />
Erfahrung ist: Online gibt es die Erfüllung<br />
deiner Wünsche billiger und bequemer als<br />
offline – und alles ganz nach deinem<br />
Wunsch. Jeder Konkurrent ist mit seinem<br />
Angebot nur einen Klick, eine App entfernt.<br />
Die Lebens- und Berufs erfahrung dieser<br />
jungen Menschen entspringt zugleich der<br />
Erlebniswelt der Generation Praktikum. In<br />
großen internationalen Unternehmen mit<br />
klingenden Namen, bekannten Marken,<br />
haben Sie eines verinnerlicht: Gib alles,<br />
Geld kommt später. 80 Prozent Leistung reichen<br />
nicht, 100 Prozent sind der Normalfall,<br />
bei 110 Prozent gewinnst du. Top leistung<br />
ist Pflicht. Daraus ist eine Generation<br />
gewachsen mit Dauer dasein im Leistungshoch,<br />
die im Gegenzug gnadenlos Service<br />
und den zugehörigen Spaß erwartet.<br />
Im Klartext: Erstens muss der Service<br />
stimmen und zweitens zählt der Erlebniswert.<br />
Dienstleister und Handel haben das<br />
verstanden. Und ja, auch bei der <strong>Taxi</strong>fahrt<br />
ist der Erlebniswert längst angekommen –<br />
seitdem Konkurrenz eindringt. Der Service<br />
ist selbstverständlich, er alleine genügt aber<br />
nicht mehr. Uber hat das erkannt: Biete deinem<br />
Fahrgast ein Wasser an! Da geht es<br />
nicht um verdurstende Kunden, man signalisiert<br />
schlicht Wertschätzung. Dafür genügt<br />
bereits ein 15-Cent-Standardprodukt.<br />
Hier hat das <strong>Taxi</strong>gewerbe bislang keine<br />
Antwort gefunden. Der Stern auf der Motorhaube<br />
ist es offensichtlich nicht, kaum ein<br />
Fahrgast pocht wirklich auf den Benz aus<br />
der <strong>Taxi</strong>reihe. Trendy wäre eher das<br />
Hybrid fahrzeug. Aber kaum ist man eingestiegen,<br />
vermisst man den Hinweis, dass<br />
man als Fahrgast gerade klimafreundlich<br />
gewählt hat, Gutes tut. Schade.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat bislang weitgehend<br />
jede Marken- und Erlebniswelt sträflich<br />
ignoriert – das sollte sich dringend<br />
ändern. <br />
pg<br />
PAUL GERLACH<br />
berät als Fachmann für Public Relations<br />
verschiedene Unternehmen.<br />
Er betreibt mit inOrange communication<br />
eine kleine Agentur im<br />
Rhein-Main-Gebiet. Zuvor begleitete<br />
er als Pressesprecher in verschiedenen<br />
nationalen und internationalen<br />
Unternehmen, zuletzt bei Vodafone,<br />
das Wachsen des Internets und der<br />
vielschichtigen Services der neuen<br />
IT-Landschaft.<br />
32 TAXI JANUAR / 2016<br />
33