sportFACHHANDEL 14_2016 Leseprobe
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II |<br />
beraten<br />
verkauft<br />
NR.39<br />
| Leder<br />
Für Sportprodukte wird v.a. Ziegen-, Rind-,<br />
Büffel-, Yak- und Känguruleder verarbeitet.<br />
Gebraucht wird es für Handschuhe, Laufund<br />
Fußballschuhe, Wander-, Berg- und Kletterschuhe,<br />
Taschen, Ruck- und Boxsäcke sowie für<br />
Bälle u.v.m..<br />
Leder ist wasserabweisend, weich, formbeständig,<br />
abrieb- und reißfest. Außerdem lebt es lange und<br />
weist einen guten Tragekomfort auf. Doch der<br />
Weg von der Tierhaut zum Leder ist weit.<br />
Abb. 1: Vor allem die Haut vom<br />
Rind ist so dick, dass sie in<br />
der Regel mindestens einmal<br />
gespalten wird.<br />
Vom Fell zum ledernen Sportprodukt<br />
Sobald ein Lebewesen tot ist, zersetzen Bakterien<br />
auch die Tierhaut, die in der Lederproduktion als<br />
Rohware bezeichnet wird. Deshalb ist der erste<br />
Schritt die Konservierung. Kühlung, Salzung mit<br />
daraus folgendem Wasserentzug oder Trocknung<br />
sind die drei Varianten, die hier zum Erfolg<br />
führen. Für die Salzung braucht man 40 bis 50<br />
Prozent des Gewichts der Rohware an Salz, das auf<br />
der Fleischseite ausgebreitet wird. Die Tierhäute<br />
werden danach mehrere Wochen lang so gelagert,<br />
dass die entstehende Salzlake abfließen kann. Der<br />
Nachteil dieser Variante ist, dass das Salz ins Abwasser<br />
gelangt. Dafür lassen sich die gesalzenen<br />
Häute länger lagern, während die gekühlten sehr<br />
schnell verarbeitet werden müssen.<br />
Bevor das eigentliche Gerben stattfindet, muss<br />
die Haut in drei weiteren Schritten dafür vorbereitet<br />
werden: Im sogenannten Äscherfass<br />
werden hintereinander die Weiche und anschließend<br />
der Äscher durchgeführt. Bei der Weiche<br />
unterscheidet man zwischen Schmutz- und<br />
Hauptweiche – zwei Arbeitsschritte, die nacheinander<br />
ablaufen. Bei der Schmutzweiche wird<br />
das Salz der Trocknung, die Desinfektionsmittel,<br />
aber auch noch anhaftender Schmutz, Dung und<br />
Blut entfernt. Die Hauptweiche ist dafür gedacht,<br />
die Tierhaut durch Bewegung wieder weich zu<br />
bekommen. Bei beiden Arbeitsschritten wird<br />
wieder Wasser zugeführt, da der Wasserhaushalt<br />
der Haut wieder auf den Stand vor der Konservierung<br />
gebracht werden muss.<br />
Während des<br />
Äscher-Prozesses<br />
werden Kalk und<br />
Schwefelverbindungen<br />
zugegeben, damit<br />
sich die Haare von der<br />
Haut und das Eiweiß<br />
aus der Haut ablösen.<br />
Durch diese Zugabe<br />
wird der pH-Wert<br />
deutlich angehoben.<br />
Das Produkt nach dem<br />
Äscher-Prozess heißt<br />
Blöße.<br />
Abb. 2: Alle Schritte der Gerbung (Entkälkung, Beize,<br />
Pickel, Gerbung, Abstumpfung) finden wieder in Fässern<br />
statt.<br />
Beim darauf folgenden Entfleischen werden<br />
Gewebe-, Fleisch- und Fettreste entfernt und die<br />
Blöße beschnitten. Dabei werden v.a. die Kniescheiben,<br />
der Bauchnabel und die Schwanzwurzel<br />
herausgeschnitten. Diese Abfallprodukte dienen<br />
der Leim- und Gelatineindustrie als Rohstoff oder<br />
sie werden an Biogasanlagen geliefert.<br />
Danach wird die Blöße horizontal gespalten. Die<br />
Schicht, die zum Fleisch hin lag, wird als Fleischspalt,<br />
die Schicht, die in Richtung Haare oder Fell<br />
lag, als Narben- oder Oberspalt bezeichnet (Abb.<br />
1). Ist die Blöße sehr dick, kann es beim Spalten<br />
sogar noch eine mittlere Schicht, den sogenannten<br />
Kern-, Mittel oder Zwischenspalt geben.<br />
Nun geht es ans Gerben. Auch dieser zentrale<br />
Verarbeitungsschritt ist langwierig (ca. 20<br />
Stunden) und wird wieder in einzelne Prozesse<br />
unterteilt. Ziel der Gerbung ist es, die Blöße, die<br />
weiterhin verderblich ist, haltbar zu machen<br />
(Abb. 2).<br />
Bei der Entkälkung wird der Kalk, der beim<br />
Äscher zugesetzt wurde, wieder herausgelöst.<br />
Ziel der nächsten Schritte ist es u.a. den vorher<br />
erhöhten pH-Wert nun wieder herabzusetzen.<br />
Damit dies gelingt, müssen Chemikalien<br />
zugesetzt werden: Salze und/oder organische<br />
sowie anorganische Säuren oder Kohlensäure<br />
kommen dafür in Frage.<br />
Während der Beize werden Enzyme beigefügt,<br />
die Kollagen und Eiweiß abbauen. Gleichzeitig<br />
werden die Fasern „aufgeschlossen“ und damit<br />
beweglicher. Die Blöße wird weicher.<br />
Im Pickel geht es darum, den pH-Wert der Blöße<br />
weiter abzusenken. Ziel ist ein pH-Wert von 3,<br />
wofür wiederum Salz und Säure zugegeben wird.<br />
Nur so können die späteren Gerbstoffe wirken.<br />
Das darauf folgende Gerben ist wichtig, damit<br />
die Blöße nicht verwest oder fault.<br />
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