IV | beraten verkauft NR.39 | Leder <strong>14</strong>.<strong>2016</strong> Abb. 5: Die einzelnen Schritte der Lederherstellung: 1. mechanisches Schütteln, um das Salz zu beseitigen (nur für die gesalzene Häute), 2. Weiche, Kälkung, Haarentfernung, 3. Entfleischen, Zuschneiden und Spalten, 4. Gerben, 5. Pressen, Spalten und Falzen, 6. Färben, 7. Trocknung, 8. Endbearbeitung (Schleifen, Walken, Spritzen und Bügeln) bedarf des Leders (vgl. SFH 13/2015 beraten&verkauft Nr.31). Beim Glatt- oder Nappaleder gibt es drei Varianten (Anilin-, Semianilin- und gedecktes/ zugerichtetes Glattleder), die sich in der Art der Färbung und Behandlung des Leders unterscheiden: Anilinleder ist ein Nappaleder, das mit löslichen Farbstoffen durchfärbt, aber ansonsten naturbelassen ist. Früher wurden dafür giftige, heute verbotene Anilinfarben (Azo-, also Teerfarbstoffe) verwendet. Doch der Name hält sich hartnäckig. Da Glattleder eine offenporige und Anilinleder zudem eine nicht versiegelte Oberfläche aufweist, ist dieses Leder anfällig für Wasser, Fett, Schmutz und Sonnenlicht. Auf der anderen Seite ist es sehr atmungsaktiv. Da für Anilinleder nur makelloses Leder verwendet werden kann, hat es seinen Preis. Von Semianilinleder spricht man, wenn auf das Anilinleder noch eine dünne, pigmentierte Schutzschicht aufgetragen wird. Danach sieht man zwar auch weiterhin die Poren, jedoch ist das Leder gegen äußere Einflüsse (Wasser, Schmutz, Fett, Sonnenlicht) geschützt. Beim gedeckten oder zugerichteten Glattleder wird auf das Anilinleder noch eine wasserabweisende, deckende Farb- und Schutzschicht aus Pigmenten und Bindemitteln aufgetragen und mit einem sogenannten Top Coat ausgerüstet. Den Prozess der Ausrüstung nennt man auch Zurichtung. Nach Abschluss der Behandlung ist das zugerichtete Leder strapazierfähiger und dauerhaft wasserabweisend. Allerdings sind die Poren dann verschlossen, worunter die Atmungsaktivität leidet. Rauleder: Nubuk- oder Velourleder Viele Kunden verwenden für Rauleder auch den Begriff Wildleder. Eine Gleichsetzung, die nicht richtig ist, da mit Wildleder die Haut von Wildtieren wie z.B. vom Rotwild, Rentier, Känguruh oder Büffel bezeichnet wird. Auch beim Rauleder gibt es verschiedene Varianten: Das Nubuk- und das Velourleder. Beim Nubukleder wird auch die Narbenseite des Leders verwendet. Jedoch wird diese nun angeschliffen, wobei danach die natürliche Narbenstruktur des Leders noch zu sehen ist. Im Vordergrund steht auch ein anderer Effekt: Durch das Anschleifen entsteht ein Flor, der sich samtig und weich anfühlt. Außerdem wird dadurch das Leder atmungsaktiver. Allerdings ist es dann auch anfälliger gegen äußere Umwelteinflüsse wie Wasser, Schmutz und UV-Licht. Eine gute Pflege und Imprägnierung ist deshalb wichtig. Zu Velourleder kann die Unterseite des Narbenspalts verarbeitet werden oder – bei gespaltenem Leder – die beiden Seiten des Fleischspalts (Abb. 6). Velourleder ist sehr robust und atmungsaktiv und wird daher gerne für Turnschuhe und Handschuhe genutzt. Es besitzt deutlich längere Fasern als Nubukleder. Im Gebrauch können die Fasern verkleben. Optisch nimmt man dies als Verspeckung wahr. Um dies zu verhindern, muss Veloursleder immer wieder aufgeraut werden.
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