SPORTaktiv Winterguide 2016
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Herr der Verwallstube<br />
MANFRED FAHRNER hält als Geschäftsführer<br />
Europas höchstgelegenes<br />
Zweihaubenlokal, die Verwallstube in<br />
St. Anton am Arlberg, am Laufen.<br />
WEB: abbag.com<br />
mich die Leute für verrückt erklärt“,<br />
sagt er. Ein Gourmetrestaurant auf<br />
2.085 Metern! Und dann auch noch<br />
mit Schwerpunkt Fisch! „Nicht nur<br />
Saibling und Forelle, sondern auch<br />
exklusiver Meeresfisch steht bei uns<br />
auf der Karte. Oder Steinbutt aus dem<br />
Ofen für fünf Personen, Loup de Mer<br />
in der Salzkruste und natürlich unsere<br />
berühmte Bouillabaisse.“<br />
Hoch gepokert, aber das Risiko<br />
zahlte sich aus. „Ich habe an das<br />
Konzept geglaubt, schließlich haben<br />
wir das Publikum für so eine Küche.“<br />
Mit etwas Glück sitzt man Tisch<br />
an Tisch mit europäischem Hochadel,<br />
mit Hansi Hinterseer oder Gerhard<br />
Berger. Ohne großes Aufsehen.<br />
„Im Skigewand werden selbst prominente<br />
Menschen kaum erkannt. Nur<br />
als Wladimir Putin kam, spielte sich<br />
doch einiges ab“, erzählt Manfred<br />
Fahrner – „allein 40 Sicherheitsleute<br />
waren da auf den Beinen.“<br />
GERÄUCHERTES SAIBLINGSTATAR<br />
Argumente, warum Prominente und<br />
Normalsterbliche kommen, gibt es<br />
genügend. Schon allein das Bergpanorama:<br />
Der erste Blick fällt auf die<br />
weißgepuderten Gipfel von Patteriol,<br />
Saumspitze, Scheibler, Kuchenspitze<br />
und noch einigen mehr. Der zweite<br />
Blick fällt auf die malerisch inszenierten<br />
Teller. Absolut sehenswert, wie<br />
etwa das geräucherte Saiblingstatar<br />
mit zweierlei von der Gurke (Granité<br />
und Schaum).<br />
Neben der Optik verzaubert auch<br />
der Duft, vor allem bei den Trüffelgerichten.<br />
Nicht irgendwelche Billigstknollen<br />
werden vor dem Gast auf<br />
das Gericht gehobelt, nur allerfeinste<br />
Qualität darf auf den Tisch: weiße<br />
Albatrüffel aus dem Piemont oder<br />
Perigord-Trüffel aus Frankreich. Bei<br />
so viel Luxus könnte man jetzt glauben,<br />
man muss im Anzug erscheinen.<br />
„Stimmt nicht“, beruhigt Manfred<br />
Fahrner, „90 Prozent unserer Gäste<br />
kommen in Skischuhen und Anorak.“<br />
... ODER DOCH KAISERSCHMARREN<br />
Klar, so knapp an der Skipiste dreht<br />
sich nicht alles um Hochküche, auch<br />
Herzhaftes ist gefragt. Und das in großen<br />
Mengen: 300 Sitzplätze sind im<br />
unteren Geschoss, 400 oben, und auf<br />
der Terrasse kommen noch einmal<br />
500 dazu. Pasta, Pizza gibt es, Leberknödel-,<br />
Erbsen- und Frittatensuppe,<br />
Gulasch und Wiener Schnitzel. „Alles<br />
ist frisch, sogar der Teig für Apfel- und<br />
Topfenstrudel wird immer mit der<br />
Hand gezogen“, betont Manfred Fahrner.<br />
Ganz gern greifen die Gäste beim<br />
Kaiserschmarren zu – an starken Tagen<br />
werden bis zu 700 Eier verarbeitet.<br />
Für solche Mengen und bei so einem<br />
Anspruch braucht es einiges an<br />
Personal. 56 Mitarbeiter sind im ganzen<br />
Haus beschäftigt, 40 im SB-Bereich,<br />
16 in der Verwallstube. Eine gut<br />
zusammengeschweißte Mannschaft:<br />
„48 Leute vom letzten Jahr sind auch<br />
heuer wieder im Betrieb, manche<br />
kommen bereits seit 25 Jahren.“<br />
Grundbedingung für so einen Betrieb<br />
ist die absolute Frische der Ware.<br />
Regelmäßig liefert der Fischmarkt in<br />
Paris im Expresstempo: Um 7.30 Uhr<br />
in der Früh wartet Manfred Fahrner<br />
bereits im Tal, und erst wenn die Ware<br />
seiner strengen Prüfung standhält,<br />
darf sie mit der Seilbahn nach oben.<br />
Bis 8.30 Uhr muss alles erledigt sein,<br />
dann kommen die ersten Skifahrer.<br />
SCHWERTFISCH AN GONDEL<br />
Die Bedingungen in dieser alpinen<br />
Gegend können manchmal extrem<br />
sein. „Minus 15 Grad sind bei uns keine<br />
Seltenheit, da muss die Ware gut<br />
verpackt sein. Kartoffeln etwa werden<br />
süß, wenn sie gefroren sind.“ Eine<br />
unkonventionelle Lösung brauchte<br />
es, als einmal ein ganzer Schwertfisch<br />
geliefert wurde. Ein dreieinhalb<br />
TOP<br />
HOCH-<br />
KÜCHEN<br />
auf Österreichs<br />
Skibergen<br />
SCHAUFELSPITZ (T)<br />
Zwei Hauben in der Bergstation Eisgrat<br />
des Stubaier Gletschers auf<br />
2.900 m. Heuer allerdings wegen Umbauarbeiten<br />
von Gault Millau nicht<br />
bewertet. WEB: stubaier-gletscher.<br />
com/skigebiet/restaurants<br />
WEDELHÜTTE (T)<br />
Exklusives Hütten-Erlebnis im Hochzillertal<br />
auf 2.350 m; Schlemmen auf<br />
Hauben- und Wohnen auf 5-Sterne-Niveau.<br />
WEB: wedelhuette.at<br />
KRISTALLHÜTTE (T)<br />
Vom Hüttenklassiker bis zum ambitionierten<br />
Abendmenü auf 2.147 m, Zimmer<br />
mit grandiosem Ausblick, ebenfalls<br />
im Hochzillertal.<br />
WEB: kristallhuette.at<br />
ADLERLOUNGE (T)<br />
Mischung aus Tiroler Gemütlichkeit<br />
und modernem Design, sensationeller<br />
Glockner-Blick. Kals am Großglockner;<br />
WEB: adlerlounge.at<br />
GANNERHOF (OSTTIROL)<br />
Uriges Ambiente, feine Bioküche im<br />
Osttiroler Villgratental auf 1400 m.<br />
WEB: gannerhof.at<br />
RESTAURANT EISSEE (K)<br />
Moderner Glaspalast bei der<br />
Bergstation des Mölltaler Gletschers<br />
auf 2.800 m, die Spezialität ist feine<br />
Kärntner Hausmannskost.<br />
WEB: gletscher.co.at<br />
GASTHAUS FELLACHER (K)<br />
Eine Haube für die hervorragende<br />
Hausmannskost auf 1.400 m. Der<br />
Tipp: Schweinsbraten aus der Rein.<br />
Patergassen bei Bad Kleinkirchheim,<br />
WEB: almdorf.com<br />
RESTAURANT PHILIPP (ST)<br />
Haubengekrönte, klassische Linie mit<br />
innovativen Ideen in der Küche des<br />
Schlosshotels Seewirt (1.763 m) auf<br />
der Turracher Höhe.<br />
WEB: schlosshotel-seewirt.com<br />
LOSERHÜTTE (ST)<br />
Ofenbratl, Kaiserschmarrn, Speckjause,<br />
Wild- und Fischspezialitäten.<br />
Traumblick von 1540 m. Altaussee,<br />
WEB: loserhuette.at<br />
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