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SPORTaktiv Winterguide 2016

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FOTO: Klaus Höfler<br />

Erst der Juchzer auf der Rodel,<br />

dann das böse Erwachen<br />

im Gipszimmer: Österreichweit<br />

verletzen sich jedes Jahr<br />

rund 4.600 Menschen beim Rodeln<br />

so schwer, dass sie ärztlich behandelt<br />

werden müssen. Tendenz steigend.<br />

Nicht, weil es auf den Waldwegen und<br />

Bobpisten immer brutaler zugeht,<br />

sondern weil immer mehr Menschen<br />

im Rodeln, Bob- und Schlittenfahren<br />

eine Alternative zum Skifahren<br />

finden. Kaum ein Wintersportgebiet<br />

kommt mehr ohne ordentliche Rodelbahn<br />

aus.<br />

Der Rodelboom liegt zu einem guten<br />

Teil an den überschaubaren Kosten<br />

dieser ältesten österreichischen<br />

Wintersportart, zum anderen an der<br />

unkomplizierten Handhabung der<br />

Geräte. Letzteres aber ist trügerisch:<br />

Richtig rodeln will gelernt sein! Mangelnde<br />

Ausrüstung, Selbstüber- und<br />

falsche Risikoeinschätzung führen<br />

bei dem als eher harmlos geltenden<br />

Winterspaß nämlich immer wieder<br />

zu teils schweren Unfällen.<br />

Das Dilemma beginnt schon mit<br />

der Ausrüstung. „Allein der Umstand,<br />

dass 94 Prozent der Unfallopfer keinen<br />

Helm getragen haben, zeigt das<br />

Präventionspotenzial“, zitiert Christian<br />

Kräutler vom Kuratorium für<br />

Verkehrssicherheit eine aktuelle Studie.<br />

Dazu kommt die Wahl des richtigen<br />

Rutschgeräts. Den Sicherheitsexperten<br />

sind vor allem Modelle wie<br />

Tellerbobs, aufblasbare „Bretter“ oder<br />

Reifen ein Dorn im Auge – weil diesen<br />

Geräten Kufen fehlen und sie dadurch<br />

(fast) nicht steuer-, lenk- oder<br />

bremsbar sind.<br />

Auch der beliebte Zipfelbob kann<br />

so zur „unguided missile“ mutieren.<br />

Fakt ist: Fast die Hälfte aller Unfälle<br />

passieren mit diesen Fun-Geräten.<br />

Besonders gefährdet sind dabei Kinder:<br />

Aufgrund des geringen Körpergewichts<br />

sinken die Bobs nicht wie normale<br />

Rodeln in den Schnee ein und<br />

kommen deshalb schwer zum Stehen.<br />

„Sie sollten nur auf Hügeln mit ausreichender<br />

Breite und Auslauf, keinen<br />

Bäumen und wenig Verkehr, auf keinen<br />

Fall aber auf Rodelstrecken verwendet<br />

werden“, rät Kräutler.<br />

Experten empfehlen überhaupt<br />

generell den Griff zur zertifizierten<br />

Qualitätsrodel. Tatsächlich steigt<br />

dank fachmännischer Bauart nicht<br />

nur die Sicherheit, sondern auch der<br />

Spaß, weil das Gerät leichter steuerbar<br />

wird. „Und mit ein wenig Training<br />

und einigen einfachen fahrtechnischen<br />

Tricks ist dann auch ein<br />

sicherer Rodelspaß möglich“, betont<br />

Michael Bielowski, Präsident des Österreichischen<br />

Rodelverbands. Na<br />

dann: Her mit diesen Tricks!<br />

AUF DIE TECHNIK KOMMT ES AN<br />

Es beginnt schon mit der richtigen<br />

Sitzposition auf der Rodel: „Nicht zu<br />

weit vorne, beim Geradeausfahren<br />

sogar möglichst weit hinten, weil die<br />

Rodel sonst kopflastig und schwerer<br />

steuerbar wird“, lautet der diesbezügliche<br />

Rat der Profis. Als zusätzliche<br />

Steuerfunktion kann man als Pilot –<br />

abhängig vom sportlichem Ehrgeiz<br />

– über den „Zurücklehn-Winkel“ die<br />

Windschlüpfrigkeit regeln.<br />

Im „Geradeausmodus“ sollte man<br />

sich mit zumindest einer Hand hinten<br />

am Schlitten festhalten. Das macht<br />

sich vor allem bei holprigen Bahnen<br />

Die 10 Rodel-Regeln<br />

Disziplin auf der Rodelbahn<br />

• Gute Ausrüstung verwenden:<br />

Helm, feste Schuhe, Skibrille,<br />

Qualitätsrodel<br />

• Sperren und Warnhinweise<br />

beachten: vergewissern, ob<br />

Strecke freigegeben ist<br />

• Bei Aufstieg in der Bahn: rechts<br />

und hintereinander gehen, Queren<br />

nur an übersichtlichen Stellen<br />

• Kontrolliert und auf Sicht fahren:<br />

Geschwindigkeit und Fahrweise<br />

dem eigenen Können, dem<br />

Verkehr auf der Strecke und den<br />

Streckenverhältnissen anpassen<br />

• Auf sich aufmerksam machen:<br />

beim Überholen oder Vorbeifahren<br />

an Fußgängern rechtzeitig<br />

rufen, bei Dunkelheit Stirnlampe<br />

verwenden.<br />

• Bei Stopps vergewissern, dass<br />

alle da sind und nur an übersichtlichen<br />

Stellen stehenbleiben<br />

• Rodeln auf Skipisten ist<br />

gefährlich (Skifahrer, Pistengeräte,<br />

vereiste Stellen, Bodenwellen) und<br />

verboten<br />

• Keine Hunde mitführen: Bei Aufstieg<br />

und Abfahrt sind sie schwierig<br />

zu führen. Kollisionsgefahr!<br />

• Nicht unter Alkohol- oder<br />

Medikamenteneinfluss fahren<br />

• Bei Unfällen Erste Hilfe leisten<br />

bezahlt, weil die Gefahr eines „Abwurfs“<br />

reduziert wird.<br />

Dann die Sache mit dem Riemen:<br />

Zum Raufziehen der Rodel auf<br />

den Berg praktisch – aber was tun damit<br />

beim Runterfahren? Wichtig ist,<br />

dass der Riemen nur ja nicht unter die<br />

Kufen kommt. Falls man einen „normalen“<br />

Schlitten mit fixiertem Fahrgestell<br />

hat, sollte man sich bei der Talfahrt<br />

auf den Strick draufsetzen, weil<br />

er bergab keine Funktion hat.<br />

Hat man dagegen ein mit einer<br />

richtigen Rennrodel enger verwandtes<br />

Modell in beweglicher Bauweise<br />

unterm Hintern, bei dem also die Kufen<br />

vorne mittels Gummilagerung<br />

mit den Holmen des Sitzbocks verbunden<br />

sind, dann sollte immer eine<br />

Hand am Riemen sein, da er als „Lenkrad“<br />

der Rodel dient. Zieht man das<br />

Lenkseil in eine Richtung und verlagert<br />

man das Körpergewicht richtig,<br />

beißen sich die mit rund 20 Grad angewinkelten<br />

Kufen spürbar in den<br />

Schnee und bringen damit auch auf<br />

hartem Untergrund einen guten, stabilen<br />

Kurvenhalt.<br />

DAS RICHTIGE KURVENFAHREN<br />

Apropos Kurve: Da ist auch beim Rodeln<br />

der richtige Hüftknick das Erfolgsgeheimnis.<br />

Und der immer<br />

gleiche Bewegungsablauf: Aufsetzen<br />

– anbremsen – mit dem Außenfuß<br />

gegen die Kufe drücken – den<br />

Oberkörper nach innen lehnen – mit<br />

der Außenhüfte Druck aufbauen (der<br />

Hüftknick!) – entweder den „inneren“<br />

Fuß neben der Rodel mit der ganzen<br />

Sohle auf den Boden drücken oder die<br />

Kurveninnenhand so weit wie möglich<br />

nach innen strecken.<br />

Das bringt nicht nur Balance,<br />

sondern führt durch die optimierte<br />

Druckverteilung zu einer überraschend<br />

akkurat reagierenden Rodel.<br />

Driftmöglichkeit inklusive. Und<br />

der Spaßfaktor steigt, weil so auch<br />

im Kurvenausgang kaum Tempo verloren<br />

geht und man sich wie ein Formel-1-Pilot<br />

in der Zielkurve fühlt.<br />

DAS RICHTIGE BREMSEN<br />

Umso wichtiger ist angesichts der<br />

hoch gehaltenen Geschwindigkeit die<br />

richtige Bremstechnik. Grundregel 1:<br />

Immer vor, nie in der Kurve bremsen.<br />

Regel 2: „Nicht mit der Ferse und mit<br />

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