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MARKT UND MANAGEMENT<br />
Bilanz- und Steuerwissen –<br />
Aktuelles aus <strong>de</strong>n Prüfungs- und Beratungsorganisationen <strong>de</strong>s GdW<br />
Zins<strong>de</strong>rivate – Finanzinstrumente richtig bilanziert<br />
Manche von Beratern angepriesenen Finanzprodukte können sich auch noch Jahre später als Produkte<br />
mit hohem bilanziellen Risiko erweisen. Die Finanzmarktkrise machte <strong>de</strong>utlich, vor <strong>de</strong>m Einsatz steht<br />
zwingend das Verstehen dieser Produkte und Instrumente. Teil 9 <strong>de</strong>r DW-Serie zu aktuellen Bilanz- und<br />
Prüfungsthemen widmet sich <strong>de</strong>r richtigen Bilanzierung von Finanzinstrumenten.<br />
Eine wesentliche Erfahrung aus <strong>de</strong>r Finanzmarkt-<br />
krise ist die, dass man Finanzprodukte verstehen<br />
sollte, bevor man sie einsetzt. Bei <strong>de</strong>rivativen Finanzinstrumenten,<br />
die inflationär vor <strong>de</strong>r Pleite<br />
<strong>de</strong>r US-Investmentbank Lehmann Brothers zum<br />
Einsatz kamen, verhält es sich ähnlich. Diese vom<br />
Bankberater als Wun<strong>de</strong>rwaffe gegen steigen<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r fallen<strong>de</strong> Zinsen angepriesenen Produkte können<br />
sich Jahre später als bilanzieller Sprengstoff<br />
mit Langzeitwirkung entpuppen. Das immanente<br />
Risiko dieser Produkte, wie z. B. Spread-Lad<strong>de</strong>r-<br />
Zins-Swap mit Chance, hätte man eigentlich schon<br />
am Namen erkennen können. Denn die Chance hat<br />
die Bank und das Risiko trägt das Wohnungsunternehmen.<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
WP Christian Gebhardt<br />
Referent Betriebswirtschaft,<br />
Standardsetting, Rechnungslegung<br />
und Prüfung, För<strong>de</strong>rung<br />
GdW Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>utscher<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e. V., Berlin<br />
WP/StB Frank Fiolka<br />
DOMUS AG WirtschaftsprüfungsgesellschaftSteuerberatungsesellschaft,<br />
Berlin<br />
Zins<strong>de</strong>rivate bieten grundsätzlich die Möglich-<br />
keit einer Trennung von Zinsen und Liquidität.<br />
58 7 | 2012<br />
Banken bieten z. B. kurzfristige Finanzierungen<br />
auf EURIBOR-Basis (Laufzeiten von z. B. drei Mo-<br />
naten) mit geringen Margenaufschlägen an, da<br />
Risikozuschläge für Liquiditäts- und Zinsbindung<br />
entfallen. Das Wohnungsunternehmen kann durch<br />
kurzfristige Finanzierungen seine Zinsbelastung<br />
optimieren, geht aber das Risiko ein, dass die<br />
Bank das Darlehen fällig stellt (Liquiditätsrisiko)<br />
bzw. <strong>de</strong>r EURIBOR (Zinsrisiko) steigt. Um <strong>de</strong>n-<br />
noch variabel finanzieren zu können, besteht die<br />
Möglichkeit, sich gegen die bestehen<strong>de</strong>n Risiken<br />
abzusichern. Um sich gegen das Liquiditätsrisiko<br />
abzusichern, kann eine mehrjährige Liquiditätszusage<br />
mit <strong>de</strong>r Bank vereinbart wer<strong>de</strong>n. Zur<br />
Absicherung <strong>de</strong>s Zinsrisikos können Zins<strong>de</strong>rivate<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor <strong>de</strong>m Erwerb eines <strong>de</strong>rivativen Zinsinstruments<br />
sollte man sich eine fundierte Zinsmeinung bil<strong>de</strong>n.<br />
Die Zinsmeinung kann auf unterschiedlichen Wegen<br />
zustan<strong>de</strong> kommen: durch Marktbeobachtung, re-<br />
INSTRUMENT WIRKUNG<br />
gelmäßige Lektüre von Fachliteratur o<strong>de</strong>r mit Hilfe<br />
von unabhängigen Beratern. Dabei sollte aber beachtet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass es bei einem (Zins-)Derivat<br />
immer einen „zweiten Akteur” gibt, <strong>de</strong>r genau von<br />
einer gegensätzlichen Zinsentwicklung ausgeht.<br />
Cap Zinsobergrenze für einen bestimmten Zinssatz = „Deckelung <strong>de</strong>s Risikos”. Das Wohnungsunternehmen<br />
zahlt für die Begrenzung <strong>de</strong>s Risikos eine Cap-Prämie. Wird häufig<br />
im Zusammenhang mit einem variablen Darlehen abgeschlossen.<br />
Collar Kombination von Zinsobergrenze „Deckelung <strong>de</strong>s Risikos” und Veräußerung <strong>de</strong>r Zinsuntergrenze<br />
zur Mitfinanzierung <strong>de</strong>r Cap-Prämie. Wird häufig im Zusammenhang mit<br />
einem variablen Darlehen abgeschlossen.<br />
Forward Heutige Festlegung eines Zins<br />
Zinsswap Zwei Vertragspartner tauschen Zinszahlungen auf festgelegte Nennbeträge. In <strong>de</strong>r<br />
Regel zahlt eine Vertragspartei einen fixen Zins und die an<strong>de</strong>re einen variablen. Dieser<br />
orientiert sich z. B. am 3-Monats-EURIBOR.<br />
Tab. 1<br />
DERIVATE<br />
Der Begriff <strong>de</strong>s Derivats lässt sich nicht<br />
scharf abgrenzen. Er stammt aus <strong>de</strong>m<br />
Lateinischen und be<strong>de</strong>utet „ableiten”.<br />
Derivate sind danach Termingeschäfte<br />
auf Grundlage bestimmter Basiswerte,<br />
die vom Marktrisiko abgespalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Grundprinzip eines je<strong>de</strong>n Derivats ist,<br />
dass Leistung und Gegenleistung für einen<br />
späteren Zeitpunkt vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />
Vertragsabschluss und Erfüllung fallen also<br />
zeitlich auseinan<strong>de</strong>r.