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Treffpunkt.Bau 12/16 - 01/17

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BRECHEN . SIEBEN . ABBRUCH . RECYCLING .<br />

Video auf unserer Mediathek<br />

www.treffpunkt-bau.com<br />

REINHARD MEDERER<br />

Enorme Sprengkraft: Nur Sekunden nach Zündung des Sprengstoffes lässt die Detonation in einer aufwallenden Staubwolke nur mehr eine Halde kleiner und<br />

großer Brocken unter der steilen Felswand zurück.<br />

Hightech-Sprengung im<br />

Schotterwerk Wiesenhofen<br />

GROSSPROJEKT<br />

Es ist exakt 10.30 Uhr, als am ersten Montag im Juli der eindringliche<br />

Warnton aus der Presslufthupe verhallt. Franz Wild gibt das<br />

Zeichen für die Sprengung. Im Umkreis von 300 Metern ist alles<br />

geräumt und abgesichert. Sekunden später löst Gerhard Meyer<br />

per Funk die Sprengung aus. Kurz darauf erfolgt ein dumpfer Knall,<br />

Staubfontänen schießen meterhoch in die Luft, man hört das laute<br />

Grollen von rutschenden Steinmassen. Dann ist alles ruhig. Die<br />

Staubwolke hat sich verzogen. Zurück bleiben rund 47.000 Tonnen<br />

loses Gestein. Eine der größten Sprengungen im Steinbruch Wiesenhofen<br />

ist Geschichte.<br />

Drei Tage Vorbereitung für knapp zwei Sekunden Detonation liegen<br />

hinter Gerhard Meyer und Franz Wild. Die erfahrenen Sprengmeister<br />

begutachten ihr Werk. Sie zeigen sich zufrieden und geben<br />

das gesichtete Material zur weiteren Verwendung frei. Wenige Minuten<br />

später rückt schon der erste Bagger an und beginnt mit der<br />

Beschickung des neuen raupenmobilen Vorbrechers. Dort wird das<br />

Gestein zuerst vorgebrochen, also weiter zerkleinert, und anschließend<br />

in der Aufbereitungshalle zu Mineralbeton, Schotter, Splitt und<br />

Brechsand verarbeitet – wertvolle Rohstoffe für den Straßenbau<br />

oder die Produktion von Betonfertigteilen. Zwei bis drei Wochen<br />

wird das Material reichen, dann muss wieder gesprengt werden. Im<br />

Sommer mehr, im Winter weniger.<br />

Digitale Wandvermessung in 3D<br />

Vorbei sind die Zeiten des Schwarzpulvers. Heute vertrauen Sprengmeister<br />

auf neueste Technik – auch Gerhard Meyer und Franz Wild.<br />

Exakte Vorbereitung ist oberstes Gebot, damit Sprengungen immer<br />

effizienter und sicherer und Steinflüge vermieden werden. Hierzu<br />

setzen die Männer im Schotterwerk Wiesenhofen erstmals modernste<br />

3D-Vermessung ein. Mit einem Laser scannt Gerhard Meyer<br />

rasterförmig den festgelegten Wandabschnitt mit knapp 30 Metern<br />

Höhe, 96 Metern Länge und 6,3 Metern Vorgabe (Tiefe). So erhält<br />

er ein detailgetreues dreidimensionales Bild der Wandoberfläche. In<br />

die Gesteinsschichten selbst kann er damit nicht blicken. Mögliche<br />

Einschlüsse oder Lehmschichten, welche die Sprengung negativ<br />

beeinflussen können, bleiben somit verborgen. Es ist wie im Tunnelbau:<br />

Vor der Hacke ist es düster. Man weiß nie, was einen genau<br />

erwartet.<br />

<strong>16</strong> Bohrlöcher in zwei Tagen<br />

Nach Vorgaben des Scans erstellt Gerhard Meyer am Computer mit<br />

einer speziellen Software den Bohrplan. Für die Sprengung legt er<br />

die Anzahl und Abstände der Bohrlöcher, deren Durchmesser und<br />

den Winkel fest, mit dem sie in den Fels gebohrt werden. In diesem<br />

Fall heißt das: <strong>16</strong> Bohrlöcher mit je 115 Millimetern Durchmesser<br />

und sechs Metern Abstand. Mit einem Ausdruck des Bohrrasters<br />

macht sich Franz Wild an die Arbeit und treibt mit dem Bohrgerät<br />

bis zu 30 Meter tiefe Löcher in die Felswand. Gebohrt wird in einem<br />

Winkel von 75 Grad. Zwei Tage dauern die Bohrarbeiten bei som-<br />

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