antriebstechnik 11/2015
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MAGAZIN I INTERVIEW<br />
„Der letzte Puzzlestein“<br />
Was Schweinfurt zur „Großlager-Metropole“ macht<br />
Im Juli <strong>2015</strong> erfolgte auf dem Gelände des Schweinfurter „Werks 3“<br />
von SKF der offizielle Spatenstich zum Bau des leistungsfähigsten<br />
Großlager-Prüfzentrums der Welt. Manfred E. Neubert, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der SKF GmbH, erläutert die Beweggründe<br />
für die 40-Millionen-Investition.<br />
Herr Neubert, Ihr künftiges Großlager-<br />
Prüfzentrum soll weltweit seinesgleichen<br />
suchen. Was genau ist daran so<br />
einzigartig?<br />
In diesem Gebäudekomplex bringen wir<br />
zwei neue Prüfstände unter. Der größere<br />
von beiden dient primär zum Testen von<br />
Windenergie-Anwendungen. Dieser<br />
Prüfstand wird der weltweit erste sein, der<br />
nicht nur ein einzelnes Hauptlager für<br />
Windturbinen testen kann, sondern gleich<br />
die komplette Lagerungseinheit. Dabei ist<br />
er bereits auf Konstruktionen vorbereitet,<br />
wie sie für Turbinen von 10 MW und mehr<br />
zu erwarten sind. Durch eine Art „Adapter“<br />
kann er Lager mit einem max. Außendurchmesser<br />
von bis zu 6 m aufnehmen.<br />
Außerdem können die gigantischen Lager<br />
in alle Richtungen dynamisch mit Kräften<br />
beaufschlagt werden, die in ihrer<br />
Kombination um ein Vielfaches höher<br />
liegen als bei der bislang stärksten<br />
verfügbaren Prüfanlage. Damit lassen sich<br />
extreme dynamische Lasten sehr<br />
realitätsnah simulieren.<br />
rechnerischen Simulationsmodelle sorgen<br />
werden. Und das bedeutet am Ende für<br />
unsere Kunden: Wir können die<br />
Lager auslegung genauer an die späteren<br />
Betriebsbedingungen anpassen.<br />
Warum errichtet SKF das neue Prüfzentrum<br />
eigentlich in Deutschland? Vergleichbare<br />
Lager fertigt Ihr Unternehmen doch<br />
auch in anderen Ländern…<br />
Das stimmt, aber für den Standort<br />
Deutschland sprachen gleich mehrere<br />
Gründe: Zum einen bauen wir in Schweinfurt<br />
ja schon seit 1990 Großlager für die<br />
Windindustrie. Das bedeutet zugleich:<br />
Hier ist bereits die erforderliche<br />
„XXL-Infrastruktur“ vorhanden. Hinzu<br />
kommen weitere technische Einrichtungen<br />
z. B. für die Generalüberholung<br />
von gebrauchten Großlagern oder auch<br />
das metallurgische Labor, das auf<br />
Großlager-Anforderungen ausgelegt ist. All<br />
dies resultiert aus den rund 120 Mio. Euro,<br />
die wir bis 2009 in eine hochmoderne<br />
Großlager-Fertigung am Standort<br />
investiert haben.<br />
Und wo findet das Engineering statt?<br />
Ebenfalls bei uns in Schweinfurt! Das<br />
hier konzentrierte Know-how spielte bei<br />
der Standortentscheidung sogar eine<br />
bedeutende Rolle: Wichtige Schlüsselfunktionen<br />
wie Produktentwicklung und<br />
-design sowie Kundenberatung und<br />
Anwendungstechnik für Großlager haben<br />
wir allesamt „vor Ort“. Insofern ist das neue<br />
Prüfzentrum so etwas wie der „letzte<br />
Puzzlestein“, der unsere Schweinfurter<br />
Großlager-Kompetenzen bald<br />
komplettiert.<br />
Planen Sie hierzulande auch noch weitere<br />
Investitionen?<br />
Es gibt tatsächlich ein paar konkrete<br />
Überlegungen, aber die sind derzeit noch<br />
nicht spruchreif.<br />
www.skf.de<br />
Und was zeichnet den zweiten<br />
Prüfstand aus?<br />
Der neue Prüfstand für sonstige Industriebereiche<br />
wird sich für alle denkbaren<br />
Großlager-Designs eignen. Auch er erzielt<br />
Lasten und Rotationsgeschwindigkeiten,<br />
die ein Vielfaches des bis dato Verwirklichten<br />
darstellen. So macht die<br />
Kombi nation von hohen Drehzahlen und<br />
extremen Lasten selbst den kleineren der<br />
beiden neuen Prüfstände konkurrenzlos.<br />
Was genau werden Ihre Kunden<br />
davon haben?<br />
Dank seiner enormen Leistung wird das<br />
Prüfzentrum vielfältige Einblicke in<br />
bislang unzugängliche Abläufe ermöglichen.<br />
Daraus resultieren Erkenntnisse,<br />
die in der Folgezeit für eine größere<br />
„Realitätsnähe“ der derzeit verfügbaren,<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>