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Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement

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Produktionsausstattung<br />

Barrierefreier ESD-Schutz in neuen Dimensionen<br />

Dieser Beitrag geht auf elektrostatische Aufladungen in der Produktion ein und beschreibt eine automatische<br />

3D-Neutralisierung elektrostatischer Aufladungen bei gleichzeitigem Absaugen von Gerüchen und Dämpfen.<br />

Elektrostatische Entladung in der Natur<br />

Autor<br />

Günter Akermann<br />

Leiter Entwicklung<br />

Sonderanlagen,<br />

IVH Industrievertrieb Henning<br />

Jedes Material enthält positive<br />

und negative elektrische Ladungen,<br />

die sich normalerweise ausgleichen,<br />

wodurch das Material elektrisch neutral<br />

ist. Bei intensivem Kontakt und<br />

anschließender Trennung oder bei<br />

Reibung werden Teile der negativen<br />

Ladungen aus einem Reibpartner<br />

„herausgerissen“ und vom anderen<br />

aufgenommen. Durch dieses<br />

Ungleichgewicht entstehen elektrostatische<br />

Aufladungen. Einer der<br />

Reibpartner ist positiv, der andere<br />

negativ geladen.<br />

Typische Ursachen elektrostatischer<br />

Ladung bei Bearbeitungsprozessen<br />

sind:<br />

• Abziehen von Etiketten vom Trägermaterial<br />

• Abrollen von Klebebändern<br />

• Mischen von Klebern<br />

• Dispensen von Klebern aus Kartuschen<br />

• Abblasen von Baugruppen mit<br />

Druckluft<br />

• Reibungen auf der Baugruppe<br />

• Reibung verschiedener Materialien<br />

aufeinander (auch beim<br />

Umfüllen von Schüttgütern und<br />

Flüssigkeiten)<br />

• Schneiden oder Zerspanen von<br />

Nichtleitern<br />

• Aufladungen durch Einwirkung<br />

von intensiven Gleichspannungsfelder<br />

auf isolierte Leiter<br />

In der Elektronikfertigung können<br />

statische Entladungen oder<br />

Ausgleichsströme unbemerkt Bauteile<br />

und Komponenten beschädigen<br />

oder gar zerstören – bereits bei<br />

Aufladungen ab 100 V. Besonders<br />

empfindliche Bauteile können auch<br />

durch hohe Feldstärken oder Feldstärkeänderungen<br />

bei Entladung statischer<br />

Elektrizität in ihren Funktionalitäten<br />

beeinflusst und damit zum<br />

Teil unbrauchbar werden.<br />

Statische Ladung zieht aber<br />

ebenso Partikel (z.B. Staub) an. Dies<br />

kann – etwa bei Lackieranlagen –<br />

erwünscht sein, um die Farbpartikel<br />

an die zu lackierenden Teile zu binden,<br />

ist aber bei den meisten Anwendungen<br />

von erheblichem Nachteil.<br />

Wird nun zum Beispiel eine<br />

elektrostatisch aufgeladene elektronische<br />

Baugruppe mit einem<br />

Erdungsleiter in Verbindung<br />

gebracht, so erfolgt eine harte elektrostatische<br />

Entladung (engl. Electrostatic<br />

Discharge, ESD). Dies ist<br />

ein durch die große Potentialdifferenz<br />

entstehender Funke oder<br />

Durchschlag, der an einem elektrischen<br />

Gerät einen kurzen, aber<br />

hohen Strom- und Energieimpuls<br />

bewirkt. Dieser kann unter ungünstigen<br />

Umständen im Gerät Schaden<br />

anrichten oder Gas entzünden.<br />

Diese Entladungen sollen bei<br />

den Standard-ESD-Arbeitsplätzen<br />

hochohmige Materialien möglichst<br />

„sanft“ ableiten. Aber dennoch<br />

fließt ein Strom, der hochempfindliche<br />

Bauteile gefährden kann. Insbesondere<br />

bei integrierten Schaltkreisen<br />

auf Halbleiterbasis ist ESD<br />

eine der häufigsten Ausfallursachen.<br />

Besonders empfindlich sind Schaltungen<br />

aus der Hochfrequenztechnik,<br />

Diodenlaser (GaAs-Halbleiter)<br />

sowie Feldeffekttransistoren und<br />

Leuchtdioden, die oft nur Sperrspannungen<br />

von 5 bis 30 V vertragen.<br />

Doch auch durch die Handhabung<br />

und Bearbeitung entstehende elektrische<br />

Felder können negativen Einfluss<br />

auf Bauteile haben, wenn die<br />

Spannungsfestigkeit hochohmiger<br />

Anschlüsse im Eingangsbereich<br />

überschritten wird. Es kommt durch<br />

innere Spannungsüberschläge oder<br />

Spannungsdurchschläge zu Zerstörungen<br />

oder einer Vorschädigung,<br />

was zum sofortigen oder späteren<br />

Ausfall führt.<br />

Wenn herkömmlicher ESD-Schutz<br />

an seine Grenzen stößt<br />

Sollten sich elektrostatisch aufladbare<br />

oder aufgeladene Komponenten<br />

zusätzlich in nicht leitfähigen<br />

Gehäusen befinden, ist die<br />

normale ESD-Arbeitsplatte nicht<br />

mehr funktionsfähig, da bestehende<br />

oder erzeugte Ladungen nicht mehr<br />

abgeführt werden können.<br />

Hier kommen nun Ionisierungseinheiten,<br />

zum Beispiel Ionisierungsgebläse,<br />

zum Einsatz. Darin<br />

werden mittels Hochvolttechnik<br />

positive und negative Ionen erzeugt<br />

und diese mittels Luftströmung<br />

über die Komponenten geleitet,<br />

wodurch sich vorhandene elektrostatische<br />

Ladungen neutralisieren.<br />

Da in diesem Fall kein elektrischer<br />

Elektrostatische Ladung entsteht bei der Bearbeitung von Oberflächen<br />

60 1/<strong>2017</strong>

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