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Biologie des Alterns<br />
■ Menschen altern unterschiedlich:<br />
Der eine bemerkte schon im<br />
Studium das erste graue Haar, der<br />
andere wirkt noch als Rentner jugendlich-sportlich.<br />
Doch was sind<br />
die Gründe dafür? Wie lässt sich<br />
das biologische Alter einer Person bestimmen und<br />
welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für den<br />
weiteren Alterungsprozess? Diese Fragen beschäftigen<br />
Professor Dr. Alexander Bürkle, der molekulare<br />
Toxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität<br />
Konstanz lehrt. Bislang hat die Forschung jedoch<br />
keine eindeutigen Antworten darauf gefunden,<br />
warum einige bis ins hohe Alter rege und von gravierenden<br />
Krankheiten verschont bleiben, während<br />
andere schon in mittleren Jahren deutlich verbraucht<br />
wirken. Verschiedene messbare, charakteristische<br />
biologische Merkmale, sogenannte Biomarker, die<br />
Auskunft über das tatsächliche biologische Alter<br />
einer Person und ihren weiteren Alterungsprozess<br />
geben könnten, erwiesen sich in der Vergangenheit<br />
als nicht haltbar. Die Auswertung der Ergebnisse der<br />
MARK-AGE-Studie, an der sich 26 Arbeitsgruppen<br />
aus 14 Ländern beteiligt haben, könnte nun neue<br />
Erkenntnisse liefern. Fünf Jahre lang wurden die Gesundheitsdaten<br />
von rund 3.300 Probanden im Alter<br />
von 35 bis 74 Jahren protokolliert, ein Datenschatz,<br />
der noch unter vielen anderen Gesichtspunkten ausgewertet<br />
werden kann. Besonders spannend: Unter<br />
den Teilnehmern befanden sich die Nachkommen<br />
von Personen, die zuvor an dem sogenannten<br />
GEHA-Projekt (Genetics of Healthy Aging) beteiligt<br />
waren. Damalige Probanden mussten mindestens<br />
90 Jahre alt und überdurchschnittlich gesund<br />
sein sowie Geschwister vorweisen, die gleichermaßen<br />
langlebig und fit waren. „Uns interessierte, ob man<br />
bei diesen ‚genetisch begünstigten‘ Menschen schon<br />
im mittleren Lebensalter eine Verlangsamung des<br />
Alternsprozesses feststellen kann“, so Bürkle. Rund<br />
400 Biomarker wurden bislang bei der Erstauswertung<br />
auf ihre Aussagekraft geprüft. „Alles deutet<br />
darauf hin, dass Altern eine Mischung aus Genetik<br />
und Umwelteinflüssen ist“, so Bürkle. Was er mit<br />
Sicherheit sagen kann: „Man kann dem Alter kein<br />
Schnippchen schlagen bezüglich Gesundheit und<br />
kognitiver Fähigkeiten!“ ■<br />
TELEGRAMM<br />
Fotos: olly/Fotolia.com; drubig-photo/Fotolia.com; gmstockstudio/Fotolia.com<br />
■ Weiße Haare, Falten,<br />
liebevolle Oma oder rüstiger<br />
Rentner – wie ältere<br />
Menschen in der Gesellschaft<br />
wahrgenommen<br />
werden, ist in hohem Maße medienvermittelt. Hier<br />
begegnen wir oft genug Stereotypen. Das Institut<br />
für Soziologie und Genderforschung der Deutschen<br />
Sporthochschule Köln hat im Rahmen einer aktuellen<br />
Studie untersucht, wie ältere Frauen und Männer<br />
in der TV-Werbung dargestellt werden. Dabei stand<br />
die Frage im Mittelpunkt, ob das kommunizierte Altersbild<br />
von Männern und von Frauen unterschiedlich<br />
ist. Dazu wurden über den Zeitraum von vier<br />
Monaten in einer systematischen Stichprobe Werbespots<br />
im TV (ZDF, ARD, RTL, Sat.1) aufgezeichnet<br />
und analysiert. Das Ergebnis: Das Alter(n) von<br />
Altersbilder in der Fernsehwerbung<br />
Frauen und Männern wird insgesamt positiv inszeniert,<br />
aber mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen.<br />
Ältere Frauen waren mit einem Anteil von nur<br />
28,2 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Insgesamt<br />
konnten die Wissenschaftlerinnen 21 verschiedene<br />
Altersmarker (Age Cues) ausfindig machen, beispielsweise<br />
tiefe Falten, schlaffe Kinnpartie sowie<br />
graue/weiße Haare. Männer wiesen im Durchschnitt<br />
deutlich mehr Age Cues auf als Frauen (4 im Gegensatz<br />
zu 2,5). Diese scheinen bei männlichen Älteren<br />
positiver belegt als bei weiblichen. Auch die Rollen<br />
sind zugeordnet: 67,5 Prozent der älteren Frauen,<br />
aber nur 30,9 Prozent der Männer wurden in familienbezogenen<br />
Situationen dargestellt. Männer traten<br />
häufiger als Dienstleister bzw. Kunde auf. Beworben<br />
wurden vor allem Lebensmittel, Kosmetik,Versicherungen<br />
und medizinische Hilfsmittel. ■<br />
November 20<strong>16</strong> 21