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Risiken des Helfens
Asta ist nach 22 Jahren im Dienst internationaler
Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen gestrandet.
Von den Kollegen weggemobbt aus der
Krankenstation in Nicaragua, wo sie zuletzt tätig
war, steht sie neben einer Drehtür und raucht. Sie
wollte eigentlich gar nicht zurück. Aber weil sich
ihre Fehlleistungen häuften, bekam sie ein One-
Way-Ticket geschenkt. Und nun weiß sie nicht, wie
es weitergehen soll. Einigermaßen wohl fühlt sie
sich nur, wenn sie gebraucht wird. Und wer könnte
sie, die ausgemusterte Krankenschwester, jetzt noch
brauchen? Während Asta über sich nachdenkt, beobachtet
sie ihre Umgebung –
und meint, Menschen wiederzuerkennen,
denen sie im Laufe
ihres Lebens begegnet ist. Mit
jeder Zigarette taucht Asta tiefer
in ihre Vergangenheit ein.
Katja Lange-Müller, Drehtür,
Kiepenheuer & Witsch,
19,00 Euro
Die „Schönste des Schulhofs“
Ein Schriftsteller hat einen Roman geschrieben
über die große Liebe seiner Jugend. Nach einer
Lesung in einer Provinzstadt steht eine Frau vor
ihm, die er nicht erkennt. Aber sie ist es trotzdem.
Er ist jetzt Autor, sie ist seine Romanfigur – und
aus dem jungen Mädchen von damals ist ganz offensichtlich
eine interessante, auch anziehende,
aber verheiratete Frau geworden. Sie nimmt den
Autor mit zu sich nach Hause. Die Situation wird
etwas komisch: Man setzt sich zusammen, trinkt
ein Glas Wein, redet über französische Liebesromane,
fragt sich, was man von der Liebe erwartet,
wenn man älter geworden ist,
Juttas Mann sitzt im Nebenzimmer
– wie soll das alles
enden? Ein Liebesroman ganz
eigener Art, tiefgründig, überraschend,
witzig.
Navid Kermani,
Sozusagen Paris,
Hanser, 22,00 Euro
Glaube, Identität und Politik
Peri ist Türkin. Ihre Mutter ist strenggläubig,
ihr Vater ein trotziger Pragmatiker. Als Studentin
in Oxford freundet sich die junge Frau sowohl
mit der weltoffenen Shirin als auch mit
der Kopftuch tragenden Mona an. Es entwickelt
sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen
den drei sehr unterschiedlichen Frauen mit muslimischem
Hintergrund – Shirin, der Sünderin,
Mona, der Gläubigen, und Peri, der Verwirrten,
die der Kampf zwischen Tradition und Moderne
zu zerreißen droht. Jahre später lebt Peri mit ihrer
eigenen Familie in Istanbul. Als sie eines Tages
auf offener Straße überfallen
wird, holt sie schlagartig ihre
Vergangenheit wieder ein.
Was ist in Oxford geschehen,
warum hat sie sich mit ihren
Freundinnen entzweit?
Elif Shafak,
Der Geruch des Paradieses,
Kein & Aber, 25,00 Euro
Die Goldenen Zwanziger
Kaum jemand verkörpert den Zeitgeist der Goldenen
Zwanziger so wie Zelda Fitzgerald, Ehefrau des
Schriftstellers F. Scott Fitzgerald. Sie war Prototyp
des „Flappers“: frech, abenteuerlustig, extravagant.
In Erzählungen, die nun erstmals auf Deutsch zu
entdecken sind, hat sie das Lebensgefühl dieser Ära
eingefangen. Im Mittelpunkt stehen stets eigensinnige
und eigenständige Heldinnen, die sich auf einem
Ozeandampfer ebenso zu Hause fühlen wie im
Ritz oder auf den Champs-Élysées, die um die Häuser
ziehen, die es nach Hollywood schaffen und ihre
Karriere für die Liebe ihres Lebens wieder aufgeben
oder die in einem Pro vinznest
von der weiten Welt und ihrem
großen Auftritt träumen. Immer
geht es um die hohe Kunst
der Selbst inszenierung – und
den Preis, den man dafür zahlt.
Zelda Fitzgerald, Himbeeren
mit Sahne im Ritz,
Manesse, 24,95 Euro
28
November 2016