Energie und Baudenkmal 3 Haustechnik
Handbuch
Handbuch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Raumheizung <strong>und</strong> relative Raumluft feuchtigkeit<br />
Wird ein ungedämmter Raum mit einer relativen Raumluftfeuchtigkeit<br />
von 55% <strong>und</strong> einer Raumlufttemperatur<br />
von 7–8 °C an einem Wintertag auf 16–18 °C aufgeheizt,<br />
so sinkt seine relative Luftfeuchtigkeit<br />
rechnerisch auf 25%–35%, also sehr stark, ab. In Wirklichkeit<br />
werden höhere relative Feuchten gemessen, weil<br />
die Poren der Oberflächenmaterialien Feuchtigkeit gespeichert<br />
(absorbiert) haben, die sie nun bei hoher Raumlufttemperatur<br />
desorbieren, also an die Luft abgeben. Es<br />
kommt zu einem gewissen Ausgleich. Hinzu kommt die<br />
durch Personen eingebrachte Feuchte.<br />
Mit der Zeit wird sich aber die relative Raumluftfeuchtigkeit<br />
dem Rechenwert annähern, weil die in die Luft<br />
desorbierte Feuchte, durch den Abtransport von warmer<br />
Luft (Undichtigkeiten <strong>und</strong> Lüftung) abtransportiert wird<br />
<strong>und</strong> kalte Luft mit wenig Wasserdampfgehalt nachströmt.<br />
Der Vergleich zwischen stationär <strong>und</strong> instationär<br />
beheizten Kirchen hat ergeben, dass stationär beheizte<br />
Kirchen zwar ausgeglichenere Temperaturverhältnisse<br />
aufweisen, die relative Raumluftfeuchtigkeit im Verlauf<br />
des Winterhalbjahrs aber rascher <strong>und</strong> tiefer abfällt <strong>und</strong><br />
somit das Raumklima viel trockener ist als bei instationärem<br />
Heizbetrieb.<br />
Aus diesem <strong>und</strong> aus energetischen Gründen wird heute<br />
dem instationären Heizen den Vorzug gegeben. Um die<br />
Luftbewegungen möglichst gering zu halten, sind kleine<br />
Temperaturdifferenzen zwischen Gr<strong>und</strong>temperierung<br />
<strong>und</strong> Nutztemperatur anzustreben.<br />
Zusammenhang zwischen Taupunkttemperatur <strong>und</strong> Raumlufttemperatur<br />
bei unterschiedlich (<strong>und</strong> nicht) beheizten Kirchen,<br />
Mittelwerte für Monat Januar (Abb. 23)<br />
Salzsprengungen<br />
Salze gelangen durch aufsteigende Feuchtigkeit in das<br />
Mauerwerk oder sie sind als Verunreinigungen bereits in<br />
diesem enthalten. Sie werden fast immer in Wasser gelöst<br />
transportiert. Wo das Wasser verdunstet, konzentrieren<br />
sich Lösungen, weil die Salzionen nicht mit dem Wasser<br />
verdunsten können. Wird die Lösung dann übersättigt,<br />
kristallisieren die Salze aus <strong>und</strong> sprengen Teile von Putzen,<br />
Farbschichten <strong>und</strong> Malereien ab. Das Absinken der<br />
relativen Raumluftfeuchtigkeit hat also auch indirekt eine<br />
negative Wirkung auf die Innenräume <strong>und</strong> Austattungen.<br />
Einfluss des Luftwechsels 1<br />
Vor allem bei tiefen Aussentemperaturen, also in der<br />
Zeitspanne von November bis ca. März, trägt ein hoher<br />
Luftwechsel zur Trocknung des Innenklimas bei, weil<br />
warme Luft mit hohem absolutem Feuchtegehalt durch<br />
kalte Luft mit wenig Feuchte ersetzt wird. Trotzdem<br />
gibt es kurze Zeitspannen, in denen gelüftet werden<br />
kann. Diese zu erkennen ist schwierig <strong>und</strong> wird heute<br />
am besten modernen automatischen Heizungsreglern<br />
überlassen.<br />
Verschmutzung von Oberflächen <strong>und</strong><br />
Ausstattung<br />
Wie bereits erwähnt, ist intermittierendes Heizen aus<br />
bauphysikalischen <strong>und</strong> energetischen Gründen zweckmässig.<br />
Intermittierendes Heizen zieht aber in der Regel<br />
in der Aufheizphase grössere Luftbewegungen nach<br />
sich, wodurch sich rascher Verschmutzungen einstellen<br />
können als bei stationärer Heizung. Die starken Luftbewegungen<br />
verfrachten Staub <strong>und</strong> Kerzenruss. Sie sind<br />
jedoch nicht nur auf den Aufheizvorgang zurückzuführen.<br />
In Kirchenräumen ist infolge der grossen Raumhöhe<br />
(abhängig von der Dichtheit <strong>und</strong> Anordnung der Fenster<br />
<strong>und</strong> der äusseren Windverhältnisse) allein auf Gr<strong>und</strong><br />
der Staudruckdifferenzen mit grösseren Lufbewegungen<br />
zu rechnen als bei viel kleineren Wohnräumen. Auch<br />
die Sonneneinstrahlung durch Kirchenfenster <strong>und</strong> die<br />
dadurch bedingte partielle Erwärmung von Oberflächen<br />
führt zu Luftbewegungen (Thermik). Diese Luftbewegungen<br />
treten generell auch bei nicht beheizten Kirchen<br />
auf.<br />
Der Einfluss des Heizsystems ist unbestritten. Heizungen<br />
mit hohem Strahlungsanteil eignen sich wegen<br />
des geringeren Luftwechsels an sich besser. Auch der<br />
Baustoff der Gebäudehülle hat einen Einfluss auf die<br />
Verschmutzung oder die Verschmutzungsneigung: Die<br />
Adhäsion von Schmutzpartikeln an feuchteren Oberflächen<br />
ist grösser als an trockenen. Hygroskopische<br />
Baustoffe sind daher anfälliger als nicht hygroskopische.<br />
Die durch ständig brennende Kerzen hervorgerufene<br />
Luftbewegung <strong>und</strong> die Russentstehung ist eine massgebende<br />
Ursache für Verschmutzungen. Kerzenruss<br />
lll <strong>Haustechnik</strong><br />
1) Aus: Ernst Baumann,<br />
Innenklima in Kirchen,<br />
Nike-Bulletin 5, 2007<br />
<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Haustechnik</strong> – V1 – 2014 45