Energie und Baudenkmal 3 Haustechnik
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5.5 Sanierung der Heizungsanlage<br />
Aus denkmalpflegerischer Sicht betrifft die Heizungssanierung<br />
das <strong>Baudenkmal</strong> in dreifacher Hinsicht:<br />
– Die historischen Raumheizungen werden nicht<br />
mehr gebraucht; dadurch ist ihre Erhaltung (Öfen)<br />
infrage gestellt.<br />
– Neue Wärmeverteilsysteme bedingen Eingriffe in<br />
die Substanz des <strong>Baudenkmal</strong>s.<br />
– Die Sanierung, insbesondere des Wärmeabgabesystems,<br />
kann das Raumklima verändern <strong>und</strong><br />
Konsequenzen auf die Raumoberflächen <strong>und</strong><br />
die Ausstattung haben.<br />
Am Anfang jeder Sanierung steht die Bestandsanalyse.<br />
Die Planung einer Heizungssanierung muss unbedingt<br />
Wärmeerzeugung, Wärmeverteilung <strong>und</strong> Wärmeabgabe<br />
umfassen.<br />
Erhaltung historischer Raumheizungen<br />
Historische Raumheizungen, insbesondere die fest<br />
eingebauten Kachel- <strong>und</strong> Natursteinöfen <strong>und</strong> Kamine,<br />
aber auch Radiatoren <strong>und</strong> in einigen Fällen Rohrleitungen,<br />
sind Bestandteil der Ausstattung <strong>und</strong> daher wie<br />
Täfer oder Türen als wichtige Bestandteile der Denkmalinterieurs<br />
zu behandeln.<br />
Historische Stubenöfen entsprechen zwar oft nicht mehr<br />
den Komfortansprüchen, aber sie können als Ergänzung<br />
zur Zentralheizung auch heute noch wertvolle Dienste<br />
leisten. Sie erlauben in der Übergangszeit die Temperierung<br />
oder Heizung der Stube, ohne dass das Zentralheizungssystem<br />
bereits in Betrieb genommen werden<br />
muss. Oder aber sie werden als Ergänzung von Wärmepumpenheizungen<br />
für die Deckung von Bedarfsspitzen<br />
eingesetzt. Diese historischen Öfen werden mit der<br />
erneuerbaren <strong>Energie</strong> Holz beheizt, welches nur geringe<br />
Mengen CO 2<br />
produziert. Für nicht mehr funktionsfähige<br />
Öfen, die nicht mehr mit vernünftigem Aufwand<br />
instand gestellt werden können oder die ein Brandrisiko<br />
darstellen, gibt es die Möglichkeit des Ausweichens auf<br />
einen anderen <strong>Energie</strong>träger. So kann der Ofen z. B. mit<br />
dem Warmwasserkreislauf des Zentralheizungssystems<br />
oder mit elektrischen Einsätzen erwärmt werden. In<br />
diesem Sinne wird seine ursprüngliche Funktion zwar<br />
reduziert, aber nicht gänzlich aufgegeben. Schliesslich<br />
sind die schweren Kachel- <strong>und</strong> Natursteinöfen oft auch<br />
willkommene Wärmespeichermassen, die Wärmespitzen<br />
im Raum auszugleichen vermögen.<br />
Verbesserung der Feuerungsanlage<br />
Die <strong>Energie</strong>verluste älterer Heizkessel (Zentralheizung)<br />
sind sehr hoch. Es ergeben sich Anlagewirkungsgrade<br />
von nur 45 bis 65%.<br />
Die Sanierung einer Heizungsanlage umfasst:<br />
– Die Erneuerung des Wärmeerzeugers<br />
– Verbesserungen am Rohrleitungssystem <strong>und</strong><br />
an den Pumpen<br />
– Verbesserung der Regelung <strong>und</strong> deren Elementen<br />
– Verbesserungen an den Elementen der Wärmeabgabe<br />
In den letzten 20 Jahren hat die Heiztechnik eine rasante<br />
Entwicklung erfahren. Der Wärmeverlust alter Standarderzeuger<br />
– ob Holz, Gas oder Öl – kann pro Tag bis zu<br />
2.5 <strong>und</strong> mehr Litern Erdöl entsprechen. Ältere Heizkessel<br />
verlieren über ihre Oberfläche <strong>und</strong> über die Abgase<br />
viel <strong>Energie</strong>.<br />
Die <strong>Energie</strong>ausnutzung des Heizkessels wird mit dem<br />
Nutzungsgrad erfasst, der alle Verluste über ein Jahr<br />
berücksichtigt; er kann bei älteren Heizkesseln unter<br />
70% liegen.<br />
Der Einbau eines Niedertemperatur- oder gar eines<br />
Niedertemperatur-Brennwertkessels führt zur wesentlichen<br />
Steigerung des Nutzungsgrads bis zu 95%.<br />
Niedertemperatur-Kessel besitzen Wassertemperaturen,<br />
die in Abhängigkeit von der Aussentemperatur gesteuert<br />
<strong>und</strong> auf niedrige Temperaturen gesenkt werden können.<br />
Sie sind zudem besser wärmegedämmt. Brennwertkessel<br />
haben alle Vorteile der Niedertemperaturkessel, nutzen<br />
aber zusätzlich die Kondensationswärme, die beim Kondensieren<br />
des Wasserdampfs durch Abkühlen der Abgase<br />
entsteht. Der Brennwertkessel hat deutlich geringere<br />
Schadstoffemissionen.<br />
Moderne Öl- <strong>und</strong> Gasbrennwertkessel können bis zu<br />
40% des jährlichen <strong>Energie</strong>verbrauchs einsparen; sie<br />
sind für Neuinstallationen bereits Vorschrift. Auch im<br />
Wärmepumpensektor gehen die Entwicklungen rasant<br />
voran. Aus denkmalpflegerischer Sicht interessant sind<br />
insbesondere Neuentwicklungen von Wärmepumpen,<br />
die mit gutem Wirkungsgrad die Temperatur auf ein<br />
höheres Niveau zu heben vermögen, sodass bestehende<br />
Wärmeabgabesysteme weiterverwendet werden können.<br />
Wärmepumpen sind neben Holz- <strong>und</strong> Pelletheizungen<br />
oft die einzige Möglichkeit der Kompensation mit erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n für nicht oder nur wenig dämmbare<br />
Baudenkmäler. Der Anschluss an einen Wärmeverb<strong>und</strong><br />
ist stets auch zu prüfen.<br />
Bei grossen Bauten wie Kirchen oder Gemeindesälen<br />
liegt ein grosses Sparpotenzial in der Regelungstechnik.<br />
Der alte Handbetrieb, der vielerorts noch Verwendung<br />
findet, ist kaum kontrollierbar. Heute bieten automatische<br />
speicherprogrammierbare Steuerungen die Möglichkeit,<br />
auch die Raumluftfeuchtigkeit zu überwachen <strong>und</strong><br />
bei Bedarf automatisch zu beeinflussen.<br />
lll <strong>Haustechnik</strong><br />
<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Haustechnik</strong> – V1 – 2014 51