07.02.2017 Aufrufe

Energie und Baudenkmal 3 Haustechnik

Handbuch

Handbuch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Häufige Heizsysteme für Kirchen (Wärmeabgabe)<br />

Warmluftheizungen<br />

Warmluft wird über Luftschächte <strong>und</strong> Ausströmungsgitter<br />

im Fussboden in den Kirchenraum<br />

eingeblasen. Mit aufwändiger Regeltechnik wird sichergestellt,<br />

dass Temperaturunterschiede zwischen<br />

Bodenbereich <strong>und</strong> Decke nicht zu gross werden<br />

<strong>und</strong> die Temperaturen zur Schonung des Denkmals<br />

insgesamt nur sehr langsam verändert werden.<br />

Schalldämpfer mindern Strömungsgeräusche <strong>und</strong><br />

Staubfilter die Staubaufwirbelung.<br />

Bankheizung<br />

Quarzstrahler, Dunkelstrahler <strong>und</strong> weitere spezielle<br />

Bankheizkörper sind unter den Kirchenbänken als<br />

Strahlungsheizungen montiert. Sie werden entweder<br />

elektrisch oder mit Heizungswasser betrieben.<br />

Fussbodenheizung<br />

Wasserführende Heizleitungen erwärmen die<br />

Bodenflächen. Aus denkmalpflegerischer <strong>und</strong> archäologischer<br />

Sicht sind die notwendigen Eingriffe<br />

oft nicht denkmalverträglich. Zudem erfordern sie<br />

meist höhere Standby- Temperaturen.<br />

Kirchensitzheizung (Heizkissen)<br />

Idee dieser Heizung ist es, nicht die Kirche, sondern<br />

ausschliesslich die Besucher aufzuwärmen. Die<br />

Wärme gelangt primär durch Wärmeleitung zum<br />

Nutzer.<br />

Oft gelangen Kombinationen von 2 Heizsystemen<br />

zur Anwendung.<br />

Strahlungs- oder Konvektionsheizung?<br />

Die Sanierung der Wärmeabgabe bietet die Möglichkeit<br />

der Erfolgskontrolle <strong>und</strong> – falls nötig – zur Korrektur.<br />

Der neue Wärmeerzeuger (Niedrigtemperatur), ein unbefriedigendes<br />

Abgabesystem oder die Umstellung von<br />

Einzelöfen auf Zentralheizung können uns vor die Wahl<br />

eines neuen Abgabesystems stellen. Soll die Abgabe vermehrt<br />

durch Strahlung oder durch Konvektion erfolgen?<br />

Diese seit Langem geführte Diskussion ist aus der Sicht<br />

der Denkmalpflege wichtig.<br />

Mehr Strahlungsanteile<br />

Es gibt weder reine Strahlungs- noch reine Konvektionsheizungen.<br />

Heutzutage wird eine Heizung, die mehr<br />

als 50% Strahlungsanteile abgibt, als Strahlungsheizung<br />

bezeichnet. Der Übergang von der Strahlungsheizung<br />

zur Konvektionsheizung ist fliessend, da eine Strahlungsheizung<br />

über die warmen Bauteile auch die Luft erwärmt<br />

<strong>und</strong> eine Konvektionsheizung auch Wärmestrahlung<br />

an Bauteile abgibt. Die wärmende Wirkung von Strahlungsheizungen<br />

ist stark (in der vierten Potenz) von der<br />

absoluten Oberflächentemperatur [K] des Strahlers sowie<br />

von der Oberflächenbeschaffenheit <strong>und</strong> der Bauform<br />

abhängig. Ein strahlender Körper kann die Temperatur<br />

der Umgebungsflächen erhöhen: Eine höhere Oberflächentemperatur<br />

der Aussenwand erhöht die Empfindungstemperatur<br />

(arithmetisches Mittel aus Strahlungs<strong>und</strong><br />

Raumlufttemperatur) im Raum. Das heisst, dass bei<br />

effektiv niedrigerer Raumlufttemperatur dieselbe Wärme<br />

<strong>und</strong> Behaglichkeit empf<strong>und</strong>en werden kann. Eine höhere<br />

Oberflächentemperatur kann Kondensatproblemen<br />

vorbeugen. Auf der anderen Seite wird aber der Wärmeabfluss<br />

nach aussen (Transmission) ebenfalls erhöht. Die<br />

Strahlungsheizung heizt erst sek<strong>und</strong>är die Raumluft mit<br />

auf. Dies geschieht einerseits durch Konvektion <strong>und</strong><br />

andererseits durch Absorption von Strahlungsanteilen<br />

durch die Luft. Die Lufttemperatur ist bei Konvektionsheizungen<br />

höher <strong>und</strong> damit kann mehr Wasser durch<br />

Lüften abtransportiert werden. Die Luft ist unerwünscht<br />

trockener. Durch Konvektion werden aber auch wesentlich<br />

grössere Verfrachtungen von Staub <strong>und</strong> Schmutz<br />

verursacht. Diese Tatsache ist bei Baudenkmälern mit<br />

wertvollen Interieurs (Malereien!) wichtig.<br />

Bei ungünstigen Luftströmungsverhältnissen, z.B. bei<br />

Durchgängen <strong>und</strong> in hohen Räumen, ist die Strahlungsheizung<br />

allein aus anwendungstechnischen Gründen die<br />

erste Wahl. Weitere Vorteile entstehen durch die nach<br />

dem Einschalten fast unmittelbar zur Verfügung stehende<br />

Wärme. Heizstrahler werden aber auch dort eingesetzt,<br />

wo nur punktuell geheizt werden soll. Mit Strahlern<br />

kann beispielsweise eine Zone in einer grossen temperierten<br />

Halle behaglich gemacht werden oder auch der<br />

Sitzplatz eines Organisten in der Kirche.<br />

Aus denkmalpflegerischer Sicht spricht also vieles für<br />

die Strahlungsheizung. Ob die Strahlungsheizung das<br />

Richtige ist, hängt im konkreten Einzelfall aber auch von<br />

der Raumnutzung ab.<br />

Hohe Wärmeleistungen können mit grossen Flächen<br />

oder effizienter mit hohen Temperaturen erzeugt<br />

werden. Hohe Temperaturen bedingen jedoch hohe<br />

Vorlauftemperaturen des Wärmeverteilsystems, die aus<br />

energetischen Gründen nicht anzustreben sind. Energetisch<br />

gesehen ist es sinnvoll, die Wärmeerzeuger auf eine<br />

Vorlauftemperatur von unter 40 °C auszulegen. Erstens<br />

arbeiten die heute meist verwendeten Wärmepumpen effizienter<br />

mit niedrigen Temperaturen <strong>und</strong> zweitens fallen<br />

die Wärmeverluste am Erzeuger <strong>und</strong> an der Verteilung<br />

geringer aus. In den Kantonen Bern <strong>und</strong> Zürich sind für<br />

Neuanlagen maximale Vorlauftemperaturen von 50 °C,<br />

für Fussbodenheizungen gar 35 °C, erlaubt.<br />

lll <strong>Haustechnik</strong><br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Haustechnik</strong> – V1 – 2014 50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!