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ocean7 2-2017

Made in Austria: Die Motoryacht Frauscher 1414 Demon. Und der 100%-Elektro-Daycruiser Pehn eVario 660. Austria auf Übersee: 10 österreichische Yachten in der Südsee. Und ein Österreicher bei den World Masters Games in Neuseeland. Austrian Boatshow: Ganz Österreich im Zeichen der Boot Tulln 2017: alle Infos und viele Tipps rund um die größte Bootsmesse im CEE-Raum, die unter dem Motto „Wassersport total“ vom 2. bis 5. März über die Bühne gehen wird. Ein Österreicher baut das erste Luftkissenboot der Welt und viele andere spannende Geschichten made in Austria lesen Sie in der Ausgabe 2/2017 des OCEAN7-Magazins – jetzt im neuen Design und mit noch mehr Features.

Made in Austria: Die Motoryacht Frauscher 1414 Demon. Und der 100%-Elektro-Daycruiser Pehn eVario 660. Austria auf Übersee: 10 österreichische Yachten in der Südsee. Und ein Österreicher bei den World Masters Games in Neuseeland. Austrian Boatshow: Ganz Österreich im Zeichen der Boot Tulln 2017: alle Infos und viele Tipps rund um die größte Bootsmesse im CEE-Raum, die unter dem Motto „Wassersport total“ vom 2. bis 5. März über die Bühne gehen wird. Ein Österreicher baut das erste Luftkissenboot der Welt und viele andere spannende Geschichten made in Austria lesen Sie in der Ausgabe 2/2017 des OCEAN7-Magazins – jetzt im neuen Design und mit noch mehr Features.

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Nervenkitzel und Meer<br />

jetzige beileibe keine Überraschung.<br />

Die Wettersituation war kein Hit,<br />

aber es gab einen Trostpreis: Die<br />

Wirbelstürme zu dieser Jahreszeit –<br />

abgesehen von wirklich wenigen<br />

Ausnahmen – entfalten ihre zerstörerische<br />

Kraft immer oberhalb des<br />

zehnten Breitengrades. Momentan<br />

segelte ich gerade den achten entlang<br />

und befand mich somit in relativer<br />

Sicherheit. Nichtsdestoweniger<br />

rollte eine Gewitterfront nach der<br />

anderen aus dem Westen heran und<br />

Taboo III hetzte mit 12 bis 14 Knoten<br />

über die grauen Wellenberge des<br />

Südchinesischen Meeres. Kurz vor<br />

Sonnenuntergang erschütterte ein<br />

heftiger Schlag den Katamaran, es<br />

rumpelte und gleich danach krachte<br />

es achterlich.<br />

Das Desaster entfaltete sich in<br />

Blitzeseile: Die Backbord-Ruderpinne<br />

klemmte gegen das Deck, zersplitterte<br />

aber einen Moment später.<br />

Der untere Beschlag des Ruder -<br />

stockes war gebrochen, nun hing<br />

dieser am oberen und es konnte sich<br />

nur um Sekunden handeln, ehe es<br />

auch hier Bruch gab. Ich sprang<br />

nach hinten und sicherte das schwere<br />

Ruderblatt mit einer Leine. Im<br />

selben Moment löste sich der Stock<br />

mit einem Bersten vom Schiff, obendrein<br />

riss er den Endbeschlag der<br />

Verbindungsstange zwischen den<br />

beiden Pinnen ab. Mit der jetzt verklemmten<br />

Stange war die Steueranlage<br />

blockiert, der Kat kam vom<br />

Kurs ab und halste. Der stürmische<br />

Wind knallte von der anderen Seite<br />

ins Groß und brach zwei Segellatten.<br />

Ich konnte von Glück reden, dass<br />

das Segel noch ganz war und der<br />

Mast bei dieser Gewaltaktion nicht<br />

über die Seite ging.<br />

Was war geschehen?<br />

Taboo III war über einen riesigen<br />

Baumstamm gesegelt, der die halbe<br />

Ruderanlage abrasiert hatte. Ich sah<br />

das Ungetüm gerade noch im Kielwasser<br />

verschwinden. Jetzt jagte der<br />

Kat mit raumem Wind unkontrolliert<br />

auf das Barque Canada Riff zu,<br />

das nur eine kurze Distanz entfernt<br />

war. Diesen neuen Kurs konnte ich<br />

nicht beeinflussen, denn die eine<br />

Pinne – und damit das verbleibende<br />

Ruder – war blockiert. Ich sprang<br />

zum Mast, um das Groß zu reffen.<br />

Gischt flog über das Deck und das<br />

Salzwasser brannte in meinen Augen.<br />

Nach einer halben Umdrehung<br />

brach der Alu-Hebel in meiner<br />

Hand ab. Auch das noch! Der Winddruck<br />

im Segel war so groß, dass es<br />

sich auch im gefierten Zustand per<br />

Hand keinen Zentimeter herunterholen<br />

ließ.<br />

Zurück ins Cockpit, um die verklemmte<br />

Stange abzumontieren,<br />

wofür Werkzeug nötig war, was einige<br />

Minuten in Anspruch nahm.<br />

Schließlich war die Pinne frei, aber<br />

mit nur einem Ruder war es trotzdem<br />

unmöglich, den Kat auf den alten<br />

Kurs zurückzubringen. Erst<br />

dann bemerkte ich, dass das Stagsegel<br />

auf dem Deck herumpeitschte.<br />

Irgendwann musste das Fall gerissen<br />

sein. Ich brauchte aber unbedingt<br />

ein Vorsegel, um das Schiff wieder<br />

manövrierbar zu machen.<br />

Die Genua war angeschlagen und<br />

einsatzbereit. Ich zog sie hoch, mehr<br />

Geschwindigkeit in die falsche Richtung<br />

– damit war der Kat zwar unter<br />

Kontrolle, nicht aber außer Gefahr.<br />

Selbst platt vor dem Wind hielt das<br />

Schiff noch immer auf den nördlichen<br />

Teil des riesigen Riffes zu. Eine<br />

normale Wende mit nur einem Ruder<br />

war jetzt unmöglich, ich musste<br />

also unter diesen stürmischen Bedingungen<br />

halsen, obwohl ich die<br />

Pinne kaum eine Sekunde auslassen<br />

konnte. Wie ein Derwisch sprang<br />

ich hin und her, holte das Segel so<br />

dicht wie möglich, bevor ich durch<br />

den Wind drehte. Mit einem Knall<br />

füllte sich das Groß, ich fierte und<br />

war erleichtert. Bis ich bemerkte,<br />

dass diese Gewaltaktion den Lümmelbeschlag<br />

fast zur Gänze aus dem<br />

Mast herausgerissen hatte. Er hing<br />

nur noch irgendwie, aber die Einzelheiten<br />

konnte ich in der herein -<br />

brechenden Dunkelheit nicht ausmachen.<br />

Ich war voll damit beschäftigt,<br />

mich von dem Riff freizusegeln,<br />

eine weitere Halse zu verhindern<br />

und den Kurs zu halten. Normalerweise<br />

erledigt Letzteres der elektrische<br />

Autopilot oder ich am Steuerrad.<br />

Beide Methoden waren zurzeit<br />

ausgefallen, und die Pinne, knapp<br />

über dem Achterdeck situiert, war<br />

nie zum Steuern per Hand bestimmt.<br />

Ich konnte mich daher nur<br />

auf dem Achterdeck liegend verklemmen<br />

und abwechselnd mit den<br />

Beinen gegen die Pinne drücken<br />

oder mit den Händen daran ziehen.<br />

Als eine weitere heftige Erschütterung<br />

den Kat erzittern ließ, stieß<br />

ich einen Fluch aus. Es fehlte gerade<br />

noch, das verbleibende Ruder zu<br />

verlieren und zum Spielball der Elemente<br />

werden. Glücklicherweise<br />

rumpelte dieses Hindernis ebenfalls<br />

unter dem Backbordrumpf durch,<br />

wo es nichts mehr abzubrechen gab.<br />

Vier Stunden später ließ der<br />

Sturm nach, ich nutzte die Gelegenheit,<br />

das Groß vollständig herunterzuholen.<br />

Nur unter Vorsegel machte<br />

Taboo III zwar noch immer acht<br />

Knoten, aber das Steuern war ungemein<br />

leichter geworden. Währenddessen<br />

überlegte ich, wie ich den alten<br />

Autohelm 1000 wieder einsetzen<br />

könnte, dieser wirkt direkt auf die<br />

Verbindungsstange zwischen den<br />

beiden Pinnen. Denn das mit dem<br />

ständigem Steuern in dieser unmöglichen<br />

Stellung konnte nicht weitergehen.<br />

Um Mitternacht hatte ich mit<br />

Hilfe von Seilen und Blöcken ein<br />

System improvisiert, das zufriedenstellend<br />

funktionierte, solange keine<br />

steile See den Kat aus der Bahn<br />

schmiss. War das der Fall, musste<br />

ich per Hand eingreifen, aber damit<br />

konnte ich leben. Jedenfalls hatte ich<br />

Zeit, mir das Salz aus den Poren zu<br />

waschen, zu essen und fallweise zu<br />

schlafen.<br />

Am nächsten Tag kam die Sonne<br />

raus, der Südwestmonsun blies mit<br />

üblicher Stärke und Taboo III spulte<br />

die Meilen wie gewohnt ab. Die Vorkommnisse<br />

der letzten Nacht kamen<br />

mir wie ein Albtraum vor, aber ein<br />

Blick in das achterliche Chaos<br />

brachte mich in die Wirklichkeit<br />

Den beinahe Total -<br />

verlust der Ruder -<br />

anlage nach einer<br />

Kollision mit einem<br />

Baumstamm nahm<br />

Wolfgang Hausner zum<br />

Anlass für gravierende<br />

Umbauarbeiten: Die<br />

Ruderblätter wurden<br />

verkleinert, hingen an<br />

einem dicken Edelstahlbolzen<br />

im verstärkten<br />

Ruderstock<br />

und drehten sich um<br />

diese Achse nach<br />

achtern, sobald sie auf<br />

ein gröberes Hindernis<br />

stießen.<br />

24 2/<strong>2017</strong>

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