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MOTORRAD Classic 04/2017

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Ab Werk wurden die Ardies mit Alurahmen<br />

auch mit Seitenwagen verkauft<br />

Stabilisierende Wirkung: Alustränge mit<br />

Doppel-T-Profil der Dürener Metallwerke<br />

Hatte nicht nur männliche Bewunderer: Ardies Silberpfeil. Mit einem Preis von 1340<br />

Reichsmark gehörte die 500er im Jahr 1932 keineswegs zu den Schnäppchen am Markt<br />

Achsaufnahmen wurden die Profile kalt<br />

ver nietet oder verschraubt. Querverstrebungen,<br />

beispielsweise für die Aufnahme<br />

des Öltanks, sollten dem Gebilde zudem<br />

zur gewünschten Verwindungssteifigkeit<br />

verhelfen. Ardie wagte 1929 den Schritt,<br />

mit der Rahmenfertigung aus Aluprofilen<br />

einen bis dahin noch unbekannten Weg<br />

einzuschlagen. Zugleich meldete der<br />

Nürn berger Hersteller die neue Technologie<br />

zum Patent an.<br />

Obwohl das Werk Ende der 20er-Jahre<br />

finanziell gut dastand, bedeutete diese<br />

Entscheidung ein großes unternehmerisches<br />

Risiko. Zum einen stand der gute<br />

Ruf von Ardie auf dem Spiel, falls sich die<br />

Alu rahmen in der Praxis doch als zu labil<br />

erweisen sollten. Zum anderen war die<br />

Akzeptanz unter den Motorradfahrern eine<br />

große Unbekannte. Zu ungewohnt war<br />

nicht nur der Werkstoff, sondern auch das<br />

glänzende Finish der naturbelassenen,<br />

lediglich polierten und versiegelten Aluprofile.<br />

Zusammen mit einem verchromten<br />

Tank und den silberfarben lackierten<br />

Trapezgabeln, die der Zulieferer Tiger aus<br />

gepressten Stahlblechteilen fertigte, besaßen<br />

die Alu-Ardies ein sehr elegantes<br />

Erscheinungsbild, das sich von konventionellen<br />

Konstruktionen aber stark abhob.<br />

Was zu gewissen Zweifeln geführt haben<br />

musste. Denn Ardie offerierte die Alumodelle<br />

darüber hinaus in einer unauffälligeren<br />

Variante. Deren Rahmen und Vorderradführungen<br />

waren schwarz lackiert,<br />

um das neue Konzept auch für die eher<br />

konservative Klientel schmackhaft zu machen.<br />

Unstrittig war hingegen, dass mit<br />

der Wahl von JAP-Motoren die damals<br />

besten Viertakter in den Rahmen eingebaut<br />

wurden.<br />

Bei der Fränkischen Zuverlässigkeitsfahrt<br />

im Juni 1930 wurde ein Prototyp mit<br />

Alurahmen erstmals bei einer Sportveranstaltung<br />

eingesetzt. Im Chassis steckte<br />

ein kräftiger, seitengesteuerter JAP-V-Motor.<br />

Ob geplant war, die exklusiven Rennmaschinen<br />

mit V­ Motor im Duraluminium-<br />

Fahrwerk anzubieten oder ob es sich<br />

hierbei um einen Härtetest handelte, bei<br />

dem die neue Rahmenkonstruktion unter<br />

realen Bedingungen aufs Extremste getestet<br />

werden sollte, ist ungewiss. Es blieb<br />

jedenfalls bei diesem Unikat mit V-Motor.<br />

Erstes Serienmodell der Baureihe mit<br />

Alurahmen war im Frühherbst 1930 die ZL<br />

30 mit dem seitengesteuerten 200er-JAP-<br />

Motor. Diese wurde – wie die als ZL 300<br />

angebotene 300er-Variante – mit der Bezeichnung<br />

„Silberfuchs“ beworben. Von<br />

beiden Typen wurden 1930 und 1931 etwas<br />

mehr als 3000 Stück gefertigt, wobei die<br />

200er-Maschine interessanter war, weil<br />

dafür keine Steuern erhoben wurden und<br />

sie ohne Führerschein gefahren werden<br />

konnte.<br />

Mit einem Einführungspreis von 875<br />

Reichsmark war die 200er-ZL jedoch kein<br />

Sonderangebot. Dieser Preis mag durch<br />

die außergewöhnliche und im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Chassis auch teurere<br />

Rahmenkonstruktion zwar gerechtfertigt<br />

gewesen sein, er ließ sich aber nicht am<br />

Markt durchsetzen. Als sich immer weniger<br />

Motorradfahrer für die ZL-Typen entschieden,<br />

reduzierte Ardie die Preise. Die ZL 30<br />

kostete 1932 nur noch 785 Reichsmark,<br />

und auch für die 300er-Version gab es nun<br />

einen kräftigen Nachlass. Statt der anfänglichen<br />

925 Reichsmark verlangten die<br />

Nürnberger nur noch 835 Reichsmark.<br />

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