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MOTORRAD Classic 04/2017

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SZENE I<br />

Honda Voss<br />

Topseller: Die frühe SS 50 legte den Grundstein für<br />

Hondas Erfolg in der Ostwestfalen-Metropole<br />

Erfolgreich mit Bonbon-Farben: Irmgard Wittler,<br />

geborene Voss (2.v.r.) und Sohn Jörg (ganz rechts)<br />

Strahlende Honda-Zeit: CB 750 Four und Co. fanden in den<br />

frühen 70ern reißenden Absatz, wie hier bei einer Ausstellung<br />

Mag Viertakt-Vierzylinder: Jörg Wittler<br />

mit der Honda CB 900 F2 Bol d‘Or<br />

Jörg und seine Eltern (der Vater starb 1967,<br />

53 Jahre jung) leisteten Überzeugungsarbeit,<br />

etwa durch lokale Motorrad-Ausstellungen.<br />

Sie trennten sich aus Platzgründen<br />

früh von Honda-Pkw. „Der Hype<br />

kam mit der SS 50, die schlug richtig ein.“<br />

Von ihr verkaufte man bei Voss über 100<br />

Exemplare jährlich, für 700 bis 900 Mark,<br />

je nach Ausführung.<br />

„Das war die goldene Zeit, bei Barzahlung<br />

gab es drei Prozent Skonto, fertig“,<br />

sagt Jörg. „Der nächste Kunde wartete ja<br />

schon, damals hatte jeder 16-Jährige eine<br />

50er.“ Jörgs erstes Moped war eine CGM<br />

114 mit Stößelstangen. „Auf der Realschule<br />

hatten alle Zündapp oder Kreidler Florett<br />

– die lachten mich zuerst aus.“ Doch Jörg<br />

baute sich „überholte Rennkolben“ in seine<br />

Honda, fügte dem Acht-Liter-Tank 20<br />

cm³ Rizinusöl aus der Apotheke bei: „Das<br />

roch wie Castrol R.“ Er rüstete auf, legte<br />

sich eine S 90 zu. Mitte der 60er war er 18,<br />

wollte den Meilenstein CB 450 haben:<br />

„Der Black Bomber ging wie Hölle.“ Doch<br />

der Mutter waren 43 PS zu gefährlich.<br />

„Wir einigten uns auf eine CB 350.“<br />

So kannte Jörg die sportliche 450er<br />

hauptsächlich aus der Werkstatt: „An ihr<br />

gab es einiges zu reparieren: Kurbelwellenlager,<br />

Löcher im Kolben, abgerissene<br />

Ventile.“ Dann kam 1969 die CB 750 Four.<br />

„Als wir die erste im Laden hatten, fielen<br />

die Kunden nicht gleich auf die Knie. Es<br />

überwog die Skepsis“, erinnert sich Jörg.<br />

„Die Leute überlegten, was wohl vier Kolben<br />

kosten. Oder eine Revision, wenn der<br />

Motor mal auseinanderfliegen sollte.“<br />

Was er aber nicht tat, die Qualität stimmte.<br />

„Diejenigen, die sich trauten, eine zu<br />

kaufen, sorgten für gehörige Mundpropaganda<br />

auf jedem Motorradtreff.“ So wurden<br />

die Vierzylinder doch noch zur Sensation.<br />

„Dabei waren die meisten Fahrer<br />

mit gewaltigen 67 PS überfordert – die<br />

Fahrwerke gingen gar nicht.“<br />

Trotzdem liebte Jörg seine eigene CB<br />

750 Four, „ein ehemaliges Testmotorrad<br />

für die Presse“, von Honda Deutschland-<br />

Chef Wolfgang Murrmann. „Sie war grün<br />

mit goldenen Streifen und schon etwas<br />

mitgenommen.“ Damit ging‘s Samstag<br />

mittags zum Nürburgring, 300 Kilometer<br />

bis Start-Ziel. Bewegte Zeiten. Ans Gewackel<br />

der ersten Gold Wing GL 1000 Mitte<br />

der 70er erinnert sich Jörg noch gut: „Für<br />

mich war es das falsche Motorrad, ein<br />

Tourer, der Sportler sein sollte.“ Mit Konis<br />

und anderen Lenkern suchte er Stabilität,<br />

74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 4/<strong>2017</strong><br />

www.motorrad-classic.de

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