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SZENE I<br />
Honda Voss<br />
Topseller: Die frühe SS 50 legte den Grundstein für<br />
Hondas Erfolg in der Ostwestfalen-Metropole<br />
Erfolgreich mit Bonbon-Farben: Irmgard Wittler,<br />
geborene Voss (2.v.r.) und Sohn Jörg (ganz rechts)<br />
Strahlende Honda-Zeit: CB 750 Four und Co. fanden in den<br />
frühen 70ern reißenden Absatz, wie hier bei einer Ausstellung<br />
Mag Viertakt-Vierzylinder: Jörg Wittler<br />
mit der Honda CB 900 F2 Bol d‘Or<br />
Jörg und seine Eltern (der Vater starb 1967,<br />
53 Jahre jung) leisteten Überzeugungsarbeit,<br />
etwa durch lokale Motorrad-Ausstellungen.<br />
Sie trennten sich aus Platzgründen<br />
früh von Honda-Pkw. „Der Hype<br />
kam mit der SS 50, die schlug richtig ein.“<br />
Von ihr verkaufte man bei Voss über 100<br />
Exemplare jährlich, für 700 bis 900 Mark,<br />
je nach Ausführung.<br />
„Das war die goldene Zeit, bei Barzahlung<br />
gab es drei Prozent Skonto, fertig“,<br />
sagt Jörg. „Der nächste Kunde wartete ja<br />
schon, damals hatte jeder 16-Jährige eine<br />
50er.“ Jörgs erstes Moped war eine CGM<br />
114 mit Stößelstangen. „Auf der Realschule<br />
hatten alle Zündapp oder Kreidler Florett<br />
– die lachten mich zuerst aus.“ Doch Jörg<br />
baute sich „überholte Rennkolben“ in seine<br />
Honda, fügte dem Acht-Liter-Tank 20<br />
cm³ Rizinusöl aus der Apotheke bei: „Das<br />
roch wie Castrol R.“ Er rüstete auf, legte<br />
sich eine S 90 zu. Mitte der 60er war er 18,<br />
wollte den Meilenstein CB 450 haben:<br />
„Der Black Bomber ging wie Hölle.“ Doch<br />
der Mutter waren 43 PS zu gefährlich.<br />
„Wir einigten uns auf eine CB 350.“<br />
So kannte Jörg die sportliche 450er<br />
hauptsächlich aus der Werkstatt: „An ihr<br />
gab es einiges zu reparieren: Kurbelwellenlager,<br />
Löcher im Kolben, abgerissene<br />
Ventile.“ Dann kam 1969 die CB 750 Four.<br />
„Als wir die erste im Laden hatten, fielen<br />
die Kunden nicht gleich auf die Knie. Es<br />
überwog die Skepsis“, erinnert sich Jörg.<br />
„Die Leute überlegten, was wohl vier Kolben<br />
kosten. Oder eine Revision, wenn der<br />
Motor mal auseinanderfliegen sollte.“<br />
Was er aber nicht tat, die Qualität stimmte.<br />
„Diejenigen, die sich trauten, eine zu<br />
kaufen, sorgten für gehörige Mundpropaganda<br />
auf jedem Motorradtreff.“ So wurden<br />
die Vierzylinder doch noch zur Sensation.<br />
„Dabei waren die meisten Fahrer<br />
mit gewaltigen 67 PS überfordert – die<br />
Fahrwerke gingen gar nicht.“<br />
Trotzdem liebte Jörg seine eigene CB<br />
750 Four, „ein ehemaliges Testmotorrad<br />
für die Presse“, von Honda Deutschland-<br />
Chef Wolfgang Murrmann. „Sie war grün<br />
mit goldenen Streifen und schon etwas<br />
mitgenommen.“ Damit ging‘s Samstag<br />
mittags zum Nürburgring, 300 Kilometer<br />
bis Start-Ziel. Bewegte Zeiten. Ans Gewackel<br />
der ersten Gold Wing GL 1000 Mitte<br />
der 70er erinnert sich Jörg noch gut: „Für<br />
mich war es das falsche Motorrad, ein<br />
Tourer, der Sportler sein sollte.“ Mit Konis<br />
und anderen Lenkern suchte er Stabilität,<br />
74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 4/<strong>2017</strong><br />
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