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SZENE I<br />
Crocker V-Twin-Nachbau<br />
Der kultiviert laufende 1000er-V-Twin markierte seinerzeit das Maß der Dinge.<br />
Er leistet heute beachtliche 60 anstelle der damals schon respektablen 48 PS<br />
Wenige Serienmotorräder haben<br />
je einen solchen Mythos begründet,<br />
vor allem unter amerikanischen<br />
Klassik-Liebhabern, wie die<br />
Crocker V-Twin, auch der Düsenberg unter<br />
den Motorrädern genannt. An die 110<br />
Exemplare sollen zwischen 1936 und<br />
1942 in Los Angeles gebaut worden sein,<br />
jede ein Einzelstück. Die genaue Anzahl<br />
steht nicht zweifelsfrei fest, denn der Firmenchef<br />
Albert G. Crocker war bekannt<br />
für seine unkonventionelle Art, die sich<br />
auch darin zeigte, dass er seine Bikes<br />
nicht kontinuierlich durchnummerierte.<br />
Ihn interessierten nicht Papiere, Anträge,<br />
Vorschriften, er wollte einzig und alleine<br />
eines: das schnellste, leichteste, stärkste<br />
und außergewöhnlichste Straßenmotorrad<br />
seiner Zeit bauen. Unglücklicherweise erwies<br />
sich sein hoher Qualitätsanspruch<br />
und die damit einhergehenden Kosten<br />
unvereinbar mit dem Ziel, Gewinn zu<br />
Auf der Basis der alten Konstruktionszeichnungen und nach Vermessen der Originalteile<br />
ließ Schacht rund 2000 CAD-Zeichnungen anfertigen. So konnten neue Gussformen<br />
gebaut und die Teile (wann immer möglich aus Alu) gegossen und neu gefertigt werden<br />
erzielen. Schon gar nicht angesichts der<br />
größeren Konkurrenten namens Harley-<br />
Davidson und Indian. Spätestens der<br />
Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg<br />
und die Probleme mit der Versorgung der<br />
wichtigen Werkstoffe begründeten das<br />
Ende der Motorradproduktion (Crocker-<br />
Historie siehe Kasten auf Seite 74).<br />
Die Marke wird wiederbelebt<br />
Nach dem Niedergang der Firma war es<br />
lange still um Crocker. Doch 1997 rührte<br />
sich wieder etwas, als der Kanadier<br />
Michael Schacht, ein erfolgreicher Autohändler<br />
aus Toronto und leidenschaftlicher<br />
Biker, ins Spiel kam. Er kaufte und<br />
verkaufte Harleys und gilt als Besitzer<br />
einer der größten Indian-Sammlungen<br />
Kanadas. 1997 traf er auf Mark Karalash,<br />
einen Indian-Restaurator, der gerade eine<br />
Handvoll Crocker-Exemplare ergattert<br />
hatte – nahezu hoffnungslose Fälle.<br />
Schacht äußerte die Idee, diese sagen-<br />
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