stahlmarkt 01.2017 (Januar)
Aus dem Inhalt: Steel International / Euroblech / Messen, Prüfen, Inspizieren - Qualität / Bauen mit Stahl / Aus den Unternehmen
Aus dem Inhalt: Steel International / Euroblech / Messen, Prüfen, Inspizieren - Qualität / Bauen mit Stahl / Aus den Unternehmen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 K<br />
SEITENBLICK<br />
Gute Bezahlung ist nicht alles<br />
Unternehmen, die überdurchschnittlich gute Löhne und Gehälter zahlen,<br />
bekommen auch die besten Mitarbeiter? So einfach ist es nicht. Viel<br />
wichtiger als eine überdurchschnittliche Entlohnung ist vielen Arbeit nehmern<br />
ein sicherer Arbeitsplatz und ein möglichst stressfreies Arbeitsklima.<br />
»<br />
Eine Stelle sollte vor allem<br />
sicher sein.<br />
Mit dieser Frage lässt sich nahezu jede<br />
Gesprächsrunde in Schwung bringen: »Was<br />
würden Sie machen, wenn Sie morgen mehrere<br />
Millionen Euro im Lotto gewinnen würden?«<br />
Befragungen zeigen, dass viele Menschen<br />
erstaunlich konkrete Pläne für diesen<br />
höchst unwahrscheinlichen Fall haben. Da -<br />
bei ist es keinesfalls so, dass alle kurzerhand<br />
die Arbeit hinschmeißen und nur noch dem<br />
süßen Leben frönen wollen, wenn sie unerwartet<br />
zu Reichtum gelangen. Mehr als die<br />
Hälfte (55 %) der von der Bertelsmann Stiftung<br />
und GfK Verein zum Thema »Arbeitswelt«<br />
befragten 1.062 Erwerbstätigen im<br />
Alter zwischen 18 und 60 Jahren wollen<br />
auch nach einem hohen Geldgewinn ihre<br />
berufliche Tätigkeit nicht aufgeben.<br />
Allerdings würden sich viele nach einem<br />
anderen Job umsehen, von dem sie sich –<br />
unabhängig von Verdienst und Sozialprestige<br />
– mehr Zufriedenheit versprechen. Un -<br />
terschiede in der Arbeitsmotivation zeigen<br />
sich allenfalls in Abhängigkeit von Alter und<br />
Bildungsgrad: Je älter der Arbeitnehmer und<br />
je niedriger das Bildungsniveau, desto geringer<br />
ist die Motivation, bei einem plötzlichen<br />
Geldregen weiter zu arbeiten.<br />
Die Befragung durch Bertelsmann Stiftung<br />
und GfK Verein zeigt: Arbeit besitzt im<br />
Leben der meisten Menschen einen hohen<br />
Stellenwert. Und: Zwei von drei befragten<br />
Personen sind mit ihrem aktuellen Job<br />
zufrieden. Auf die Frage, wie sie sich ihren<br />
idealen Arbeitsplatz vorstellen, antworten<br />
die meisten: »Die Stelle soll vor allem sicher<br />
sein.« Darauf legen insbesondere Beschäftigte<br />
über 40 Jahre großen Wert. Ebenfalls<br />
wichtig ist den Befragten die Möglichkeit,<br />
selbstbestimmt zu arbeiten und eigene Ideen<br />
einbringen zu können. Erst an fünfter<br />
Stelle steht der<br />
Wunsch nach einem<br />
hohen Einkommen.<br />
Welche Schlussfolgerungen<br />
können<br />
Ar beitgeber<br />
aus solchen Befragungen<br />
ziehen?<br />
Ganz sicher die: Mit<br />
einer guten Bezahlung allein lassen sich<br />
qualifizierte, engagierte Mitarbeiter auf<br />
Dauer nicht halten. Denn die Beschäftigten<br />
wünschen sich neben einem fairen Einkommen<br />
ein Paket aus attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
flexiblen Arbeitszeiten<br />
und einem motivierenden, stressfreien Ar -<br />
beitsklima.<br />
Wer Arbeitnehmer fragt, wann und in<br />
welchen Situationen sie an ihrem Arbeitsplatz<br />
Stress empfinden, hört – neben der<br />
allgegenwärtigen Klage über fehlende Zeit<br />
– immer häufiger von einer mangelhaften<br />
Fehlerkultur. Gemeint ist die Art und Weise,<br />
wie in ihrem Unternehmen mit Fehlern<br />
umgegangen wird – wenn also zum Beispiel<br />
in der Fertigung, in der Auftragsabwicklung<br />
oder im Rechnungswesen irgendetwas<br />
schief läuft. Nach Einschätzung von Mitarbeitern<br />
reagieren Vorgesetzte in solchen<br />
Fällen viel zu häufig mit Vorwürfen, Be -<br />
schimpfungen oder anderen Sozialstrafen.<br />
Die Folge sei, dass die Mitarbeiter aus<br />
Furcht, etwas falsch zu machen, oft nur<br />
noch wenige Risiken eingingen. Im Falle<br />
einer Panne versuchten sie, diese bestmöglich<br />
zu vertuschen, was den Schaden nicht<br />
selten noch größer mache. Kurzum: Es herrsche<br />
ein Klima von Ängsten, Rechtfertigungen<br />
und Schuldzuweisungen.<br />
Wie lässt sich besser mit Fehlern umgehen?<br />
Mit etwas mehr Nachsicht der Führungskräfte<br />
ist es nicht getan. Entscheidend<br />
ist, zu verstehen, wie ein Fehler zustande<br />
gekommen ist, um dann Maßnahmen zu<br />
ergreifen, dass er sich nicht wiederholt. Das<br />
setzt allerdings voraus, dass Fehler offen<br />
besprochen und ohne Vorwürfe und Schuldzuweisungen<br />
untersucht werden. Dass dies<br />
möglich ist, zeigt nach Einschätzung von<br />
»<br />
Neben einem fairen Einkommen steht ein Paket<br />
aus attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
flexiblen Arbeitszeiten und einem motivierenden,<br />
stressfreien Arbeitsklima auf dem Wunschzettel.<br />
Managementberatern das Beispiel Toyota<br />
Production System. Bei Toyota gilt die eiserne<br />
Regel, dass Fehler zwar unerwünscht,<br />
aber nun einmal nicht völlig zu vermeiden<br />
sind. Nicht akzeptiert wird jedoch, Fehler zu<br />
vertuschen. Denn dadurch, so die Denke bei<br />
dem japanischen Autobauer, würde der Mitarbeiter<br />
seinem Unternehmen die Chance<br />
nehmen, aus dem gemachten Fehler zu lernen.<br />
Zentrale Elemente einer Fehlerkultur<br />
müssten somit sein, dass Fehler erstens frühzeitig<br />
offengelegt werden und dass Fehler<br />
zweitens sachlich analysiert werden, um die<br />
Ursachen zu finden und für die Zukunft<br />
abzustellen. Wenn das alle Beteiligten<br />
beherzigen, ist das Arbeitsklima deutlich<br />
stressfreier und die Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />
steigt. ber<br />
(sm 161204349) K<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 1.2017