06.03.2017 Aufrufe

stahlmarkt 01.2017 (Januar)

Aus dem Inhalt: Steel International / Euroblech / Messen, Prüfen, Inspizieren - Qualität / Bauen mit Stahl / Aus den Unternehmen

Aus dem Inhalt: Steel International / Euroblech / Messen, Prüfen, Inspizieren - Qualität / Bauen mit Stahl / Aus den Unternehmen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 K Steel International<br />

Industrie 4.0 in der Stahlbranche<br />

China wird smart<br />

Seoul. Die chinesische Zentralregierung treibt die vierte industrielle<br />

Revolution mit einer landesweiten Modernisierungskampagne energisch<br />

voran. Bereits in acht Jahren soll »Made in China 2025« für qualitativ<br />

hochwertige und innovative Produkte stehen. Diese Zukunftsstrategie und<br />

das Entstehen von smarten Fabriken dürften auch der Stahlindustrie neue<br />

Impulse liefern.<br />

Die Stahlerzeuger der Volksrepublik leiden<br />

seit geraumer Zeit unter Überkapazitäten<br />

und strengen Umweltvorschriften. Viele<br />

von ihnen haben bereits hohe Verluste an -<br />

gehäuft und kommen um drastische Re -<br />

strukturierungen nicht mehr herum.<br />

Die Digitalisierung von Arbeitsabläufen<br />

und das Zusammenführen der Daten zu<br />

intelligenten Fabriken könnten diese Missstände<br />

zumindest teilweise beheben. Einige<br />

der führenden Stahlerzeuger des Landes<br />

haben ihre Anlagen bereits automatisiert.<br />

Sie können die neuen Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien relativ einfach<br />

integrieren und so cyber-physische Systeme<br />

bilden.<br />

Shanghai Meishan Iron and Steel (Meigang)<br />

hat die Verknüpfung der industriellen<br />

Produktion mit Informations- und Kommunikationstechnik<br />

bereits in den Fokus ihrer<br />

mittel- und langfristigen Unternehmensstrategie<br />

gestellt und die schrittweise Realisierung<br />

eingeleitet. Der Mutterkonzern Baosteel<br />

will die führende Rolle bei der Stahlerzeugung<br />

in intelligenten Fabriken einnehmen.<br />

Seine Internetplattform Ouyeel ist<br />

deswegen nicht nur ein Onlinemarktplatz<br />

zum Verkauf von Stahlerzeugnissen, sondern<br />

auch ein Instrument, um Kunden- und<br />

Marktdaten zu sammeln und zu analysieren.<br />

Die Experten des Posco Research Institute<br />

(Asian Steel Watch No. 2) sehen in dem<br />

2015 erfolgten E-Commerce-Boom der chinesischen<br />

Stahlindustrie erste Ansätze für<br />

die Verwirklichung der Industrie 4.0.<br />

Die Shanxi Jianbang Group bereitet sich<br />

ebenfalls auf die intelligente Herstellung von<br />

Stahlerzeugnissen vor und führt gerade das<br />

Onlinemodell »5 + 1 + 1« ein. Die 5 steht für<br />

smarte Lagerhaltung, smarte Logistik, smarten<br />

Einkauf, smarten Verkauf und smartes<br />

Recycling. Die beiden Einsen repräsentieren<br />

eine smarte Erzeugung und eine smarte<br />

Finanzierung.<br />

Heterogene Stahlindustrie<br />

wird harmonisiert<br />

Chinas Stahlindustrie ist sehr zerklüftet und<br />

heterogen. Es gibt einige Unternehmen, die<br />

hochmoderne Erzeugungsanlagen betreiben.<br />

Es gibt aber auch viele Anbieter, die<br />

technologisch noch weit hinterher hinken.<br />

Aus diesem Grund können nicht alle Stahlwerke<br />

gleichzeitig in intelligente Fabriken<br />

transformiert werden. Die größten und<br />

wettbewerbsfähigsten Unternehmen stehen<br />

an erster Stelle.<br />

Kleine und mittlere Anbieter müssen erst<br />

einmal die Automation nachholen, die Qualität<br />

der Produkte erhöhen und Fehler beseitigen.<br />

Die etwas größeren Stahlerzeuger<br />

können bereits die Digitalisierung einleiten<br />

und Echtzeitdaten der Herstellung sammeln.<br />

Die großen Stahlerzeuger nutzen schon<br />

heute speicherprogrammierte Steuerungen<br />

und verlinken ihre gesammelten Daten mit<br />

der Erzeugung. Die Platzhirsche der Industrie<br />

gehen noch einen Schritt weiter. Sie<br />

bereiten sich bereits auf die autonome<br />

Erzeugung und das intensive Nutzen der<br />

Künstlichen Intelligenz vor und investieren<br />

viel Geld in Innovationen, die ihre Erzeugungsanlagen<br />

smarter machen. Hierzu ge -<br />

hören digitale Technologien, cyber-physische<br />

Systeme, smarte Sensoren, Rechnerwolken<br />

sowie das Internet der Dinge.<br />

Veränderungen für alle Branchen<br />

Das Posco Research Institute geht davon aus,<br />

dass die stufenweise Entwicklung der Industrie<br />

4.0 und das Entstehen von intelligenten<br />

Fabriken in China nicht nur die Stahlindustrie,<br />

sondern auch alle anderen Industriebereiche<br />

wiederbeleben wird. Die Volksrepublik<br />

könnte sich so von der »Fabrik der<br />

Welt« zur »intelligenten Fabrik der Welt«<br />

mausern, in der Maschinen, Werkstoffe und<br />

Produkte untereinander kommunizieren.<br />

Diese Transformation gelingt aber nicht<br />

kurzfristig. Um die herstellende Industrie des<br />

Landes vollständig zu digitalisieren, müssen<br />

die Unternehmen viel Zeit und Geld investieren.<br />

Die Zeichen stehen allerdings gut. Die<br />

Volksrepublik China hat den Rest der Welt<br />

bereits im 21. Jahrhundert mit signifikantem<br />

Wachstum der Stahlindustrie ins Wanken<br />

gebracht. Wenn es dem Reich der Mitte<br />

gelingt, die vierte industrielle Revolution<br />

erfolgreich zu gestalten und intelligente<br />

Fabriken aufzubauen, dann müssen die<br />

internationalen Wettbewerber auf der Hut<br />

sein, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.<br />

Aus diesem Grund sollte die internationale<br />

Stahl industrie die Entwicklung der chinesischen<br />

Anbieter und das Emporkommen der<br />

intelligenten Fabriken nicht aus den Augen<br />

verlieren, sondern intensiv verfolgen.<br />

Drei Schritte bis zum Ziel<br />

Chinas Regierung hat sich gut auf diese neue<br />

Epoche vorbereitet und steuert die Veränderungen<br />

mithilfe einer exakt geplanten<br />

Modernisierungsstrategie. Im Mai 2015 veröffentlichte<br />

Staatsratspräsident Le Keqiang<br />

das Programm »Made in China 2025« und<br />

fügte bereits zwei Monate später die Reform<br />

»Internet Plus« hinzu. Hinter allen Vorhaben<br />

steht der Wunsch, die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu verbessern und die führende<br />

Industriemacht der Welt zu werden. Dieses<br />

Ziel soll im Jahr 2049 erreicht werden: dem<br />

100. Geburtstag der Volksrepublik China.<br />

»Made in China 2025« ist der erste Schritt<br />

der allumfassenden Regierungskampagne.<br />

Innerhalb von acht Jahren will die Nation das<br />

Image als Niedriglohnland und Erzeuger<br />

<strong>stahlmarkt</strong> 1.2017

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!