Verfahrenstechnik 3/2017
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musste, mit der Fertigungsprozesse gruppenweit<br />
standardisiert werden können.<br />
Papierlose Fertigung<br />
So kristallisierte sich die IT-Abteilung als<br />
wesentlicher Treiber für eine Gesamt-<br />
Gruppenlösung heraus, um die vertikale<br />
Integration der unterschiedlichen Unternehmensebenen,<br />
angefangen vom Vertrieb<br />
bis hinunter zum Shopfloor, umzusetzen.<br />
„Weitere lokale Initiativen und Insellösungen<br />
hätten uns nicht weitergebracht“, sagt<br />
Doyle. Also entschied sich Hipp für die Einführung<br />
einer MES-Lösung. Das Ziel: die<br />
papierlose Fertigung durch eine systemgeführte<br />
Produktion. Dadurch fallen administrative<br />
Tätigkeiten, wie der Druck und die<br />
Verteilung von Papieren sowie Datenübertragungen<br />
weg, was zu einer erheblichen<br />
Zeitersparnis führt.<br />
Und es gibt weitere Vorteile: Durch eine<br />
systemgestützte Erfassung von Qualitätsund<br />
Produktionsdaten steigt die Produktsicherheit,<br />
auch mit Blick auf die für Hipp<br />
wichtige Rückverfolgbarkeit sowie Prozessverriegelung.<br />
Aktuelle Informationen<br />
01 Der Weg vom Rohstoff zum Endprodukt<br />
soll jetzt in der gesamten<br />
Hipp-Gruppe mittels SAP MES und IGZ<br />
Best Practices Fill + Pack einheitlich<br />
verfolgt werden<br />
02 Gerade in der Lebensmittelindustrie<br />
wird durchgängige Rückverfolgung vom<br />
Gesetzgeber gefordert und ist auch<br />
Grundlage von langfristigem<br />
Verbrauchervertrauen<br />
aus der Fertigung sowie ein durchgängiger<br />
Informationsfluss vor Ort sorgen zudem<br />
für erhöhte Prozessdurchläufe. Und zu<br />
guter Letzt strebt Hipp eine Kostenersparnis<br />
durch die Verwendung von Templates<br />
an, die in allen Werken Anwendung finden<br />
sollen.<br />
Da SAP ERP bereits werksübergreifend<br />
im Einsatz war, fiel die Entscheidung nach<br />
Evaluierung diverser Alternativen auf SAP<br />
MII, um die Produktions- und Geschäftsebene<br />
in Echtzeit und gruppenweit zu vernetzen.<br />
Einer der Hauptgründe für die Wahl<br />
von SAP MII: Hipp kann internes und zentrales<br />
Know-how für die Entwicklung eigener<br />
Anwendungen aufbauen. Etwaige Ergänzungen<br />
für eine Non-SAP-Lösung sind<br />
nur durch den jeweiligen Entwickler möglich.<br />
Das dafür notwendige Know-how wäre<br />
also wieder, wie bei den bisher genutzten<br />
Blackbox-Lösungen, nur lokal vorhanden.<br />
Darüber hinaus wird durch den Aufbau internen<br />
Know-hows auch sukzessive die Abhängigkeit<br />
des Unternehmens von externen<br />
Dienstleistern reduziert – ein nicht zu verachtender<br />
Kostenpunkt.<br />
Hohe Projektakzeptanz<br />
Als Pilotprojekt wurde das Werk im kroatischen<br />
Glina ausgewählt. Hier produziert<br />
Hipp Bio-Babykost und verarbeitet dafür<br />
Zerealien und Trockenprodukte. Die sorgfältige<br />
Auswahl von Rohstoffen sowie die<br />
Qualitätssicherung über den gesamten<br />
Herstellungsprozess sind für das Unternehmen<br />
zentrale Faktoren, um eine möglichst<br />
hohe Produktqualität bieten zu können.<br />
Als Implementierungspartner wählte<br />
Hipp das auf Produktion und Logistik spezialisierte<br />
SAP-Projekthaus IGZ aus dem<br />
oberpfälzischen Falkenberg aus. „Wir haben<br />
ziemlich schnell gemerkt, dass wir mit<br />
den IGZ-Profis auf einer Wellenlänge<br />
sind“, sagt IT-Chef Doyle. „Natürlich haben<br />
uns auch das Know-how und die Erfahrung<br />
bei der Umsetzung von MES-Projekten<br />
überzeugt.“<br />
Um die SAP MES-Lösung an jedem<br />
Standort in das vorhandene SAP ERP zu<br />
integrieren, haben Doyle und sein Team<br />
zusammen mit den Experten von IGZ die<br />
Grundfunktionen für ein einheitliches<br />
Gruppen-Template entwickelt, das unter<br />
anderem eine In-Process-Control (IPC),<br />
einen Plant-Information-Catalog (PIC) für<br />
Anlagenkonfigurationen oder auch SAP PP/<br />
PI-Steuerrezepte enthält, die Dialoge für die<br />
Abarbeitung von Fertigungsanweisungen<br />
formulieren – sogenannte Electronic Work<br />
Instruction oder kurz EWI-Dialoge.<br />
Neben weiteren zentralen Template-<br />
Funktionen zur Rückverfolgbarkeit des Herstellprozesses<br />
und Anbindung der technischen<br />
Shopfloor-Komponenten wurde aber<br />
bewusst auch die Möglichkeit zur Konfiguration<br />
von standortspezifischen MES-Verhalten<br />
geschaffen. So können z. B. Arbeitsanweisungen<br />
oder Schichtinformationen<br />
auch dezentral und lokal gepflegt werden.<br />
Dieses Template soll auf alle Produktionsstandorte<br />
ausgerollt werden. Durch eine<br />
zentrale Finanzierungsstrategie der Template-Entwicklung<br />
stellt Hipp sicher, dass die<br />
finanzielle Belastung nicht allein auf dem<br />
Pilotprojekt liegt. Stattdessen werden die<br />
durch die Einführung von SAP MII entstehenden<br />
Kosten zwischen dem kroatischen<br />
Werk als Piloten und den anderen Produktionsstätten,<br />
die die Lösung implementierten,<br />
verteilt. „Diese Herangehensweise war<br />
besonders wichtig, um gruppenweit eine<br />
hohe Akzeptanz unserer MES-Strategie zu<br />
erreichen“, erklärt Doyle.<br />
Erste positive Erfahrungen<br />
Am Pilotstandort in Kroatien wurde die erste<br />
Phase der MES-Einführung inzwischen beendet.<br />
Der Shopfloor ist über SAP MII an<br />
SAP ERP angebunden, Verwiege- und Kommissionsprozesse<br />
laufen systemgesteuert ab.<br />
Der Standort festigt damit seine Spitzenposition<br />
in Kroatien hinsichtlich dokumentierter<br />
Qualitätsstandards in der Nahrungsmittelindustrie.<br />
Das Resümee fällt durchweg positiv aus.<br />
Durch die festgelegten Ausschreibungsvorgaben<br />
für Anlagenanbieter, die sich nun<br />
an den Weihenstephaner-Standard halten<br />
müssen, erwartet Hipp eine weitere Reduzierung<br />
der Schnittstellenfülle zu den technischen<br />
Systemen. Auch der Aufbau von<br />
internem Know-how hat begonnen, sodass<br />
der Anteil der Projekt-Eigenleistungen in<br />
Zukunft steigen wird. „Außerdem wird der<br />
zukünftige IT-Ressourcenbedarf von den<br />
Produktionsanforderungen abhängen und<br />
nicht von der MES-Lösung“, ergänzt Doyle.<br />
„Wir haben auch die passende Manpower<br />
ausgewählt, um den gruppenweiten Rollout<br />
stemmen zu können – auch dank der professionellen<br />
Projektdurchführung von IGZ.“<br />
Für den weiteren Verlauf des MES-Projekts<br />
sehen Doyle und sein Team optimistisch in<br />
die Zukunft.<br />
www.igz.com<br />
VERFAHRENSTECHNIK 3/<strong>2017</strong> 25