Nr. 17 (I-2017) - Osnabrücker Wissen
Nr. 17 (I-2017) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Blick in die neue Domschatzkammer<br />
mit Reliquienschreinen und dem<br />
kostbaren Kapitelkreuz aus dem<br />
11. Jahrhundert ...<br />
Einblick in die vielfältige Museumspädagogik:<br />
Ein Kindergeburtstag mit<br />
Zeitreisegefühl nach dem Motto<br />
„Kleider machen Leute“.<br />
Totentanz im Fußballhimmel –<br />
Wie erschließt ein Museum kirchliche Kultur?<br />
„Totentanz“ heißt es derzeit im Diözesanmuseum Osnabrück: Das bezieht sich jedoch keinesfalls<br />
auf schlechte Besucherzahlen, sondern mit der Sonderausstellung „Im Angesicht des Todes“<br />
spürt das Museum bis Ende Juni Vorstellungen vergangener Generationen über einen guten Tod<br />
und eine nachhaltige Erinnerung nach. Das Diözesanmuseum ist neuer Kooperationspartner in<br />
Sachen „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ und nicht nur für seine erlesene Sammlung, sondern auch für<br />
seine nachhaltige Museumspädagogik bekannt.<br />
Als Bischof Dr. Franz-Josef Bode das<br />
Diözesanmuseum nach dem jüngsten<br />
Umbau am 19. April 2008 mit einer Segnungsprozession<br />
wiedereröffnete, durchschritt<br />
er in insgesamt sieben Schauräumen<br />
zwölf Jahrhunderte <strong>Osnabrücker</strong> Bistums-<br />
und Domgeschichte. Der Besucher<br />
betritt das Museum von Westen<br />
durch das Forum am Dom und wird im<br />
ersten Raum mit dem Bistumsgründer<br />
Karl dem Großen und der spannenden<br />
Domarchäologie konfrontiert. Am Eingang<br />
steht er der kunstvoll gearbeiteten<br />
Taubenfibel gegenüber, die um 800 einer<br />
der ersten Christinnen unserer Region<br />
gehörte und damit eines der ältesten<br />
ausgestellten Stücke ist. Bemerkenswert<br />
sind zudem ein Reliquiar mit der rechten<br />
Elle Karls des Großen, sein angebliches<br />
Schachspiel, die in den Boden eingelassene<br />
Rekonstruktion eines Bischofsgrabes<br />
mit originalen Grabbeigaben sowie<br />
ein Dommodell, das die Baugeschichte<br />
der Kathedrale nachvollziehbar macht.<br />
Vorbei am kostbaren Priestergewand<br />
Bischof Bennos II. aus dem 11. Jahrhundert<br />
durchschreitet der Besucher<br />
die Heiligenfiguren des Meisters<br />
von Osnabrück sowie die Fragmente des<br />
Chorgestühls der <strong>Osnabrücker</strong> Dominikanerkirche,<br />
bis ihn im Obergeschoss die<br />
Touch-Screen-Bildschirme, Bücher und<br />
eine gemütliche Sitzecke zum Verweilen<br />
und Vertiefen einladen. Den Höhepunkt<br />
des Museumsrundgangs markiert die<br />
Domschatzkammer, die der Architekt<br />
Christian Bauer aus Luxemburg inmitten<br />
der ehemaligen Margaretenkapelle<br />
aufgeständert hat. Erlesene Kostbarkeiten<br />
wie das Kapitelkreuz aus dem frühen<br />
11. Jahrhundert, die vier Schreine mit<br />
den Reliquien der Heiligen Crispin und<br />
Crispinian, Cordula und Permerius oder<br />
der Kelemann-Kelch gehören einerseits<br />
zum europäischen Kulturerbe. Zugleich<br />
Domschatzkammer © Hermann Pentermann // Kindergeburtstag © Hermann Pentermann // Stühle © Hartwig Wachsmann<br />
sind sie - wie weitere Stücke aus dem<br />
Domschatz - nach wie vor in maßvollem<br />
gottesdienstlichen Gebrauch.<br />
Im letzten Raum geht es um Wiederherstellung<br />
des Bistums Osnabrück Mitte<br />
des 19. und den Schrecken des 20. Jahrhunderts<br />
sowie die Bischöfe dieser Zeit,<br />
während eine Bildschirmpräsentation am<br />
Schluss zum elektronischen Blick in das<br />
geistliche, caritative, erzieherische und<br />
gesellige Leben der Diözese einlädt. Fast<br />
genau über der Taubenfibel im Erdgeschoss<br />
verweist eine Video-Stele hoch<br />
symbolisch auf die Bandbreite des kirchlichen<br />
Lebens im Bistum Osnabrück und<br />
vermittelt so eine deutliche Botschaft:<br />
Auf dem Fundament seiner über 1.200-<br />
jährigen Geschichte gestaltet das Bistum<br />
aktiv und kreativ seine Gegenwart, um in<br />
einer Zeit des beschleunigten Wandels wie<br />
des rapiden Verfalls traditioneller Werte<br />
und Lebensformen den Schatz des christlichen<br />
Glaubens an künftige Generationen<br />
im dritten Jahrtausends weiterzugeben.<br />
Neu ist an dieser zum 97. Deutschen<br />
Katholikentag fertiggestellten Dauerausstellung,<br />
dass die Objekte nicht mehr nach<br />
den kunsthistorischen Sparten Gemälde,<br />
Skulpturen, Goldschmiedearbeiten oder<br />
geistliche Gewänder ausgestellt werden,<br />
sondern durch deren zeitliche Zusammenschau<br />
und inhaltliche Schwerpunktsetzung<br />
kultur- und kirchengeschichtliche<br />
Zusammenhänge geschaffen werden. Der<br />
fast 90 Quadratmeter große Raum für<br />
Sonderausstellungen ermöglicht kleine<br />
pointierte Projekte, die den Horizont eines<br />
Diözesanmuseums erweitern.<br />
Den Anfang machte 2008 das Projekt<br />
„Um Himmels willen, was ist los da unten?<br />
- Der Karikaturist Fritz Wolf und die<br />
Kirche“. Und 2010 stellte die Sonderausstellung<br />
„Im Fußballhimmel und<br />
auf Erden“ dar, was Fußball und Kirche<br />
verbindet. Nicht nur damals strömten<br />
viele (Fußball-)Fans in einem Alter in das<br />
Museum, in dem man gewöhnlich solche<br />
Kulturorte meidet. | Hermann Queckenstedt<br />
Zur Vergegenwärtigung klösterlichen Lebens in<br />
Osnabrück werden Äbtissinnenstuhl aus St. Vincentius<br />
in Bersenbrück und Chorgestühl aus der<br />
Dominikanerkirche in Osnabrück präsentiert.<br />
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