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Top100 Schwaz 2017

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top 100 SCHWAZ| LEBEN<br />

Die Gemüsekiste ist von jeher eine Familienkiste (v. li.): Brigitte Lebesmühlbacher,<br />

die Töchter Pia und Anna und Michael Lebesmühlbacher. Tochter Lisa steigt nach<br />

Beendigung ihres Studiums ebenfalls in den reinen Familienbetrieb ein.<br />

stoffe bioverfügbar gemacht werden“,<br />

erklärt Lebesmühlbacher. Den technologischen<br />

Ansatz der Effektiven Mikroorganismen<br />

hat sich der Tüftler vom<br />

japanischen Gartenbau-Pionier Teruo<br />

Higa abgeschaut. Neben Mikroorganismen<br />

setzt man bei der Produktion auf<br />

Nützlinge wie die Florfliege, um den<br />

Schädlingen zu Leibe zu rücken. Bei<br />

gewissen Gemüsen behilft man sich<br />

mit Insektenschutznetzen, Herbizide<br />

und Insektizide sind unerwünscht.<br />

Wucherndes Unkraut verhindert man<br />

mit Folien aus Maisstärke, die für einen<br />

ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgen<br />

und von den in den Boden eingebrachten<br />

Mikroorganismen rückstandsfrei<br />

zersetzt werden.<br />

Sortenvielfalt<br />

Die Tiroler Gemüsekiste beinhaltet<br />

bisweilen Sorten, die aus verschiedenen<br />

Gründen für lange Zeit vom Markt<br />

verschwunden waren. Beispiel gefällig?<br />

„Beim Mangold gibt es alte Sorten, die in<br />

den Farben Rot, Gold, Violett und Grün<br />

spielen. Wir nennen ihn den bunten<br />

Stielmangold“, sagt Lebesmühlbacher.<br />

Der Boom diverser Kochsendungen<br />

hat das Bewusstsein für vergessene Gemüsesorten<br />

wiedererweckt. Deshalb<br />

feiert auch die Pastinake in der Gemüsekiste<br />

ihr Comeback. Ein großer Vorteil<br />

gegenüber den hochstandardisierten<br />

Produkten im Handel ist der Umstand,<br />

dass es in der Gemüsekiste absolut<br />

keine Rolle spielt, ob beispielsweise<br />

Radieschen unterschiedlich groß sind.<br />

„Der Landwirt, der den Handel beliefert,<br />

muss Salat mit 16 gleich großen Köpfen<br />

in der Kiste liefern. Wenn der Salat nicht<br />

gewisse Maße hat, ist er für den Handel<br />

ungeeignet und nicht erntefähig. Bei uns<br />

spielt das keine Rolle. Sind die Salatköpfe<br />

einmal kleiner, gibt es eben einen zweiten<br />

dazu“, erklärt Lebesmühlbacher.<br />

Die Tiroler Gemüsekiste kann<br />

manchmal eine richtiggehende Wundertüte<br />

sein, wo der eine oder andere<br />

Überraschungseffekt nicht ausbleibt.<br />

So geschehen beim Sprossenkohl, der<br />

eines Tages im vergangenen Herbst seinen<br />

Weg in die Gemüsekiste gefunden<br />

hat. Und zwar nicht in der üblichen Darreichungsform<br />

als einzelne Sprossen.<br />

Nein, die Kohlsprossen waren noch am<br />

Stängel befestigt, wie sie am Feld gewachsen<br />

waren. Das hat einen einfachen<br />

Grund: Sprossenkohl ist ein teures, weil<br />

aufwändig zu erntendes Gemüse, das<br />

deshalb eigentlich nicht ins Preisgefüge<br />

der Gemüsekiste passt. „Dadurch, dass<br />

wir die Kohlsprossen mit dem Stängel<br />

ausgeliefert haben, ist das Produkt günstiger<br />

geworden. Mit dem Nebeneffekt,<br />

dass die Kunden ein komplett neues<br />

Erlebnis haben“, sagt Lebesmühlbacher<br />

und schmunzelt ob des pädagogischen<br />

Zusatznutzens der Gemüsekiste. Die<br />

Zusammensetzung der Gemüsekiste<br />

variiert je nach Erntezeit der mehr als 50<br />

verschiedenen Gemüse, für die Tirol ob<br />

des einzigartigen Mikroklimas im Inntal<br />

ein sehr guter Boden ist. „Das Inntal ist<br />

ein Alpental, das Gemüse ist aber früher<br />

reif als etwa im Burgenland, der Südsteiermark<br />

und sogar Bologna. Das liegt am<br />

Föhn, den steinigen Böden und Hanglagen“,<br />

weiß der Gemüsekenner. Jedenfalls<br />

fällt die Gemüserechnung, die aus der<br />

Addition von Wärme- und Lichtsumme<br />

besteht, für Tirol sehr günstig aus.<br />

Die Tiroler Gemüsekiste hat auch<br />

Geschwister. Je nach Saison gibt es<br />

Zusatzkisten mit Apfelsaft, Apfelessig,<br />

Frühkartoffeln, Kirschen, Erdbeeren,<br />

Äpfeln, Hauszwetschken, eine Beerennaschkiste<br />

und Kräuter. 14.000 Stück<br />

dieser Zusatzkisten hat Familie Lebesmühlbacher<br />

2016 an Frau und Mann<br />

gebracht.<br />

Die Tiroler Gemüsebauern sind, so<br />

beschreibt es Lebesmühlbacher, ein „innovatives<br />

Volk“. Dem steht auch Familie<br />

Lebesmühlbacher mit ihrer Tiroler Gemüsekiste<br />

um nichts nach.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Zahlen, Daten, Fakten<br />

Rechtsform: Tiroler Gemüsekiste<br />

OG, gegründet 2005<br />

Geschäftsführung:<br />

Michael Lebesmühlbacher<br />

Mitarbeiterinnen: 4<br />

Landwirte: 8<br />

Adresse: Tiroler Gemüsekiste OG,<br />

A-6233 Kramsach, Wittberg 24<br />

E-Mail: tiroler@gemuesekiste.at<br />

Web: www.gemuesekiste.at<br />

Foto: Kröll<br />

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