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top 100 SCHWAZ| LEBEN<br />
Die Gemüsekiste ist von jeher eine Familienkiste (v. li.): Brigitte Lebesmühlbacher,<br />
die Töchter Pia und Anna und Michael Lebesmühlbacher. Tochter Lisa steigt nach<br />
Beendigung ihres Studiums ebenfalls in den reinen Familienbetrieb ein.<br />
stoffe bioverfügbar gemacht werden“,<br />
erklärt Lebesmühlbacher. Den technologischen<br />
Ansatz der Effektiven Mikroorganismen<br />
hat sich der Tüftler vom<br />
japanischen Gartenbau-Pionier Teruo<br />
Higa abgeschaut. Neben Mikroorganismen<br />
setzt man bei der Produktion auf<br />
Nützlinge wie die Florfliege, um den<br />
Schädlingen zu Leibe zu rücken. Bei<br />
gewissen Gemüsen behilft man sich<br />
mit Insektenschutznetzen, Herbizide<br />
und Insektizide sind unerwünscht.<br />
Wucherndes Unkraut verhindert man<br />
mit Folien aus Maisstärke, die für einen<br />
ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgen<br />
und von den in den Boden eingebrachten<br />
Mikroorganismen rückstandsfrei<br />
zersetzt werden.<br />
Sortenvielfalt<br />
Die Tiroler Gemüsekiste beinhaltet<br />
bisweilen Sorten, die aus verschiedenen<br />
Gründen für lange Zeit vom Markt<br />
verschwunden waren. Beispiel gefällig?<br />
„Beim Mangold gibt es alte Sorten, die in<br />
den Farben Rot, Gold, Violett und Grün<br />
spielen. Wir nennen ihn den bunten<br />
Stielmangold“, sagt Lebesmühlbacher.<br />
Der Boom diverser Kochsendungen<br />
hat das Bewusstsein für vergessene Gemüsesorten<br />
wiedererweckt. Deshalb<br />
feiert auch die Pastinake in der Gemüsekiste<br />
ihr Comeback. Ein großer Vorteil<br />
gegenüber den hochstandardisierten<br />
Produkten im Handel ist der Umstand,<br />
dass es in der Gemüsekiste absolut<br />
keine Rolle spielt, ob beispielsweise<br />
Radieschen unterschiedlich groß sind.<br />
„Der Landwirt, der den Handel beliefert,<br />
muss Salat mit 16 gleich großen Köpfen<br />
in der Kiste liefern. Wenn der Salat nicht<br />
gewisse Maße hat, ist er für den Handel<br />
ungeeignet und nicht erntefähig. Bei uns<br />
spielt das keine Rolle. Sind die Salatköpfe<br />
einmal kleiner, gibt es eben einen zweiten<br />
dazu“, erklärt Lebesmühlbacher.<br />
Die Tiroler Gemüsekiste kann<br />
manchmal eine richtiggehende Wundertüte<br />
sein, wo der eine oder andere<br />
Überraschungseffekt nicht ausbleibt.<br />
So geschehen beim Sprossenkohl, der<br />
eines Tages im vergangenen Herbst seinen<br />
Weg in die Gemüsekiste gefunden<br />
hat. Und zwar nicht in der üblichen Darreichungsform<br />
als einzelne Sprossen.<br />
Nein, die Kohlsprossen waren noch am<br />
Stängel befestigt, wie sie am Feld gewachsen<br />
waren. Das hat einen einfachen<br />
Grund: Sprossenkohl ist ein teures, weil<br />
aufwändig zu erntendes Gemüse, das<br />
deshalb eigentlich nicht ins Preisgefüge<br />
der Gemüsekiste passt. „Dadurch, dass<br />
wir die Kohlsprossen mit dem Stängel<br />
ausgeliefert haben, ist das Produkt günstiger<br />
geworden. Mit dem Nebeneffekt,<br />
dass die Kunden ein komplett neues<br />
Erlebnis haben“, sagt Lebesmühlbacher<br />
und schmunzelt ob des pädagogischen<br />
Zusatznutzens der Gemüsekiste. Die<br />
Zusammensetzung der Gemüsekiste<br />
variiert je nach Erntezeit der mehr als 50<br />
verschiedenen Gemüse, für die Tirol ob<br />
des einzigartigen Mikroklimas im Inntal<br />
ein sehr guter Boden ist. „Das Inntal ist<br />
ein Alpental, das Gemüse ist aber früher<br />
reif als etwa im Burgenland, der Südsteiermark<br />
und sogar Bologna. Das liegt am<br />
Föhn, den steinigen Böden und Hanglagen“,<br />
weiß der Gemüsekenner. Jedenfalls<br />
fällt die Gemüserechnung, die aus der<br />
Addition von Wärme- und Lichtsumme<br />
besteht, für Tirol sehr günstig aus.<br />
Die Tiroler Gemüsekiste hat auch<br />
Geschwister. Je nach Saison gibt es<br />
Zusatzkisten mit Apfelsaft, Apfelessig,<br />
Frühkartoffeln, Kirschen, Erdbeeren,<br />
Äpfeln, Hauszwetschken, eine Beerennaschkiste<br />
und Kräuter. 14.000 Stück<br />
dieser Zusatzkisten hat Familie Lebesmühlbacher<br />
2016 an Frau und Mann<br />
gebracht.<br />
Die Tiroler Gemüsebauern sind, so<br />
beschreibt es Lebesmühlbacher, ein „innovatives<br />
Volk“. Dem steht auch Familie<br />
Lebesmühlbacher mit ihrer Tiroler Gemüsekiste<br />
um nichts nach.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Zahlen, Daten, Fakten<br />
Rechtsform: Tiroler Gemüsekiste<br />
OG, gegründet 2005<br />
Geschäftsführung:<br />
Michael Lebesmühlbacher<br />
Mitarbeiterinnen: 4<br />
Landwirte: 8<br />
Adresse: Tiroler Gemüsekiste OG,<br />
A-6233 Kramsach, Wittberg 24<br />
E-Mail: tiroler@gemuesekiste.at<br />
Web: www.gemuesekiste.at<br />
Foto: Kröll<br />
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ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>