06.05.2017 Aufrufe

Cruiser im Mai - Freigeschaltete Version

Egal ob Hetero oder Homo: Im Jahr 2017 scheint es ganz so, als ob es für den Mann schwierig ist, sich als Mann zu behaupten oder zu positionieren. Aber: Muss er das überhaupt?

Egal ob Hetero oder Homo: Im Jahr 2017 scheint es ganz so, als ob es für den Mann schwierig ist, sich als Mann zu behaupten oder zu positionieren. Aber: Muss er das überhaupt?

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Gay Travelling<br />

<strong>Cruiser</strong> reist<br />

ein Hotel empfehle, dann war ich auch dort.<br />

Viele Kunden vertrauen nicht mehr auf<br />

Tripadvisor und ähnliche Bewertungsplattformen.<br />

Sie wissen, dass es eine Menge Fake-<br />

Bewertungen gibt. Wenn mir jedoch der Kunde<br />

seine Bedürfnisse mitteilt, werde ich für ihn<br />

zu fast 100% das passende Resort auswählen.<br />

Welche Reiseziele boomen momentan?<br />

Das kommt ganz auf die Art der Ferien an.<br />

Auf den Kurzstreckenbereichen ist es <strong>im</strong><br />

Winter <strong>im</strong>mer noch ganz klar Gran Canaria<br />

und auch <strong>im</strong> Sommer zieht es viele dorthin.<br />

Auch wenn es nicht zu meinen Favoriten gehört,<br />

durch die Dünen hat diese Insel irgendetwas<br />

sehr Magisches. Sie spricht das<br />

Bedürfnis vieler Schwuler an. Sitges und<br />

Mykonos liegen <strong>im</strong>mer noch stark <strong>im</strong> Trend.<br />

Weiterhin sehr beliebt, obwohl es keine eigentliche<br />

Gay-Destination ist, ist Kroatien.<br />

Die Insel Hvar ist ein zweites Mykonos –<br />

einfach wunderschön und idyllisch. Viele<br />

unsere Kunden interessieren sich für Skandinavien<br />

und Kunden mit viel Geld zieht es<br />

häufig nach Sardinien. Doch es kommt <strong>im</strong>mer<br />

auf die eigenen Bedürfnisse an. Manche<br />

Kunden möchten 100% schwule Ferien machen<br />

und ihre Zeit an Orten verbringen an<br />

denen die Bar, das Hotel und die anderen<br />

Gäste schwul sind. Andere suchen einfach<br />

nach schönen Ferien mit gutem Essen in<br />

einer tollen Atmosphäre. Im Langstreckenbereich<br />

ist eine der absoluten Trenddestinationen<br />

sicherlich Kuba. Obwohl diese momentan<br />

völlig überrannt wird. Ganz gross<br />

ist zudem Südafrika und der Ferne Osten<br />

mit Laos, Kambodscha, Myanmar etc …<br />

Ein weiterer, schon länger andauernder<br />

Trend sind Kreuzfahrten. Was ist der Reiz an<br />

einer Gay-Kreuzfahrt?<br />

Fast jeder, der einmal auf einer Gay-Kreuzfahrt<br />

war ist Repeater. Ich habe noch nie einen<br />

Kunden gehabt, dem es nicht gefallen<br />

hat. Eine Gay-Kreuzfahrt kann man sich wie<br />

einen schw<strong>im</strong>menden Club auf einem extrem<br />

hohen Niveau vorstellen. Die Schiffe<br />

haben einen hervorragenden Service, top Essen<br />

und grosszügige Kabinen. Zudem gibt es<br />

viele verschiedene Mottoparties. Auf den<br />

Schiffen können sich schwule Männer und<br />

lesbische Frauen einfach so geben, wie sie<br />

sind. Händchenhalten und Zärtlichkeiten<br />

austauschen auch ausserhalb der eigenen<br />

vier Wände ist hier kein Problem, denn man<br />

ist ja unter sich. Für viele ist dies die einzige<br />

Form von Urlaub, bei der sie endlich sie<br />

selbst sein dürfen.<br />

Welche Art von Reisen ist momentan sonst<br />

noch besonders angesagt? Städtetrips,<br />

Fern- oder Kulturreisen?<br />

CRUISER mai 2017<br />

Das kann man so nicht beantworten. Aber<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu früher stellen wir heute fast<br />

nur noch massgeschneiderte Individualreisen<br />

zusammen. Zudem laufen unsere Kleingruppen<br />

sehr gut. Damit holen wir Menschen<br />

ab, die alleine sind oder sich selbst<br />

nicht zutrauen, solche Reisen alleine zu machen.<br />

Die letzte Kleingruppenreise nach Namibia<br />

war ein Riesenerfolg. Die Teilnehmer<br />

treffen sich heute noch regelmässig. Auch<br />

unsere Gruppenreisen nach Lappland kommen<br />

sehr gut an. Bei Hundeschlittenfahrten<br />

und Eislochsauna finden viele Gays ein ganz<br />

besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />

Von welchen Ländern würden Sie momentan<br />

abraten?<br />

Oh, von vielen – aber auch das ist sehr individuell.<br />

Ich persönlich war in bereits sehr<br />

vielen musl<strong>im</strong>ischen Ländern unterwegs<br />

und habe dort wunderbare Begegnungen<br />

gehabt. Aber es ist sicher nicht jedermanns<br />

Sache, denn man muss gewillt sein, sich der<br />

Kultur und den speziellen Gepflogenheiten<br />

anzupassen.<br />

Ich persönlich würde momentan jedoch<br />

nicht nach Saudi-Arabien und Uganda<br />

reisen. Ich möchte meine Kunden jedoch<br />

nicht bevormunden, denn schlussendlich<br />

muss jeder selber wissen, was er in seinen<br />

Ferien sucht. Wir können nur Empfehlungen<br />

geben.<br />

Und welche Destination gilt als besonders<br />

«gayfriendly»?<br />

Leider ist «gayfriendly» ein inzwischen sehr<br />

abgedroschenes Wort. Jeder will davon profitieren,<br />

aber viele lassen sich gar nicht wirklich<br />

darauf ein. Jeder will auf den gayfriendly-<br />

Zug aufspringen und eine kaufkräftige<br />

Kundschaft einfangen. Aber das funktioniert<br />

nicht so einfach. Ich habe wöchentlich<br />

Anrufe von Gesellschaften oder Hotels, die<br />

mich als Sprungbrett betrachten. Aber man<br />

kann sich nicht einfach eine Plakette aufkleben<br />

und dann läuft es schon. Da steckt schon<br />

ein bisschen mehr dahinter.<br />

Aber was macht Ihrer Meinung nach<br />

beispielsweise ein «gayfriendly»-Hotel aus?<br />

Das fängt bei ganz kleinen Sachen an. Wenn<br />

ich mit meinem Mann ein gayfriendly-Hotel<br />

buche, erwarte ich <strong>im</strong> Bad zwei Herrenbademäntel<br />

und zwei Herrenslipper und nicht<br />

einen Damenbademantel und ein viel zu<br />

kleines Paar Hausschuhe. Das Hotel sollte<br />

daran denken, auch eine Gay-Map auszulegen<br />

und bei Fragen sollte man auch schwule<br />

Empfehlungen geben können.<br />

Ihr persönlicher Gay-Hotspot in Europa?<br />

Zum Partymachen auf jeden Fall Berlin.<br />

Ray Fuhrer ist Pionier in Sachen Gay-Travel.<br />

Sein Reisebüro «Pink Cloud» ist längst eine<br />

Institution.<br />

Und welches Fernziel liegt hier <strong>im</strong> Trend?<br />

Das ist Geschmackssache. Thailand, USA<br />

oder Brasilien – je nachdem welche Männer<br />

man mag. Meine persönlichen Lieblingsstädte<br />

sind Kapstadt und Sydney. In Südafrika<br />

ist man schwulen Männern gegenüber<br />

offener und toleranter als gegenüber lesbischen<br />

Frauen.<br />

Was mach eine Destination zu einer<br />

Gay-Destination?<br />

Wenn man zurückschaut, dann sind es einfach<br />

<strong>im</strong>mer die schönsten Plätze auf der<br />

Welt. Mykonos ist einfach die schönste der<br />

griechischen Inseln. Künstler haben sich an<br />

best<strong>im</strong>mten Orten niedergelassen und früher<br />

oder später kam die Gay Community<br />

dazu. Das war in Sitges oder auch in Cap<br />

Cod in den USA so. Darüber hinaus ist es<br />

auch wichtig, wo man seine Sexualität offen<br />

leben kann und was die Destination alles<br />

bietet. Wien ist ein absoluter Vorreiter für<br />

die Szene.<br />

Wo gehen Ihre nächsten Ferien hin?<br />

Nach Bad Griesbach zum Golf spielen. Ich<br />

bin aber auch gerade erst aus Südafrika zurückgekommen.<br />

Welches Land möchten Sie persönlich noch<br />

unbedingt bereisen?<br />

Die Antarktis!<br />

Und welches ist Ihr schönstes Reiseerlebnis?<br />

Myanmar – In dieses Land habe ich mich<br />

einfach verliebt. Und das Grossartigste, was<br />

ich bisher erlebt habe, war ein Trekking zu<br />

den Orang-Utans <strong>im</strong> Dschungel von Borneo.<br />

Diese Reise wird mir für <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Gedächtnis<br />

bleiben. Das war einfach ein unvergessliches<br />

Erlebnis.

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