Cruiser im Mai - Freigeschaltete Version
Egal ob Hetero oder Homo: Im Jahr 2017 scheint es ganz so, als ob es für den Mann schwierig ist, sich als Mann zu behaupten oder zu positionieren. Aber: Muss er das überhaupt?
Egal ob Hetero oder Homo: Im Jahr 2017 scheint es ganz so, als ob es für den Mann schwierig ist, sich als Mann zu behaupten oder zu positionieren. Aber: Muss er das überhaupt?
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28<br />
Gay Travelling<br />
<strong>Cruiser</strong> reist<br />
ein Hotel empfehle, dann war ich auch dort.<br />
Viele Kunden vertrauen nicht mehr auf<br />
Tripadvisor und ähnliche Bewertungsplattformen.<br />
Sie wissen, dass es eine Menge Fake-<br />
Bewertungen gibt. Wenn mir jedoch der Kunde<br />
seine Bedürfnisse mitteilt, werde ich für ihn<br />
zu fast 100% das passende Resort auswählen.<br />
Welche Reiseziele boomen momentan?<br />
Das kommt ganz auf die Art der Ferien an.<br />
Auf den Kurzstreckenbereichen ist es <strong>im</strong><br />
Winter <strong>im</strong>mer noch ganz klar Gran Canaria<br />
und auch <strong>im</strong> Sommer zieht es viele dorthin.<br />
Auch wenn es nicht zu meinen Favoriten gehört,<br />
durch die Dünen hat diese Insel irgendetwas<br />
sehr Magisches. Sie spricht das<br />
Bedürfnis vieler Schwuler an. Sitges und<br />
Mykonos liegen <strong>im</strong>mer noch stark <strong>im</strong> Trend.<br />
Weiterhin sehr beliebt, obwohl es keine eigentliche<br />
Gay-Destination ist, ist Kroatien.<br />
Die Insel Hvar ist ein zweites Mykonos –<br />
einfach wunderschön und idyllisch. Viele<br />
unsere Kunden interessieren sich für Skandinavien<br />
und Kunden mit viel Geld zieht es<br />
häufig nach Sardinien. Doch es kommt <strong>im</strong>mer<br />
auf die eigenen Bedürfnisse an. Manche<br />
Kunden möchten 100% schwule Ferien machen<br />
und ihre Zeit an Orten verbringen an<br />
denen die Bar, das Hotel und die anderen<br />
Gäste schwul sind. Andere suchen einfach<br />
nach schönen Ferien mit gutem Essen in<br />
einer tollen Atmosphäre. Im Langstreckenbereich<br />
ist eine der absoluten Trenddestinationen<br />
sicherlich Kuba. Obwohl diese momentan<br />
völlig überrannt wird. Ganz gross<br />
ist zudem Südafrika und der Ferne Osten<br />
mit Laos, Kambodscha, Myanmar etc …<br />
Ein weiterer, schon länger andauernder<br />
Trend sind Kreuzfahrten. Was ist der Reiz an<br />
einer Gay-Kreuzfahrt?<br />
Fast jeder, der einmal auf einer Gay-Kreuzfahrt<br />
war ist Repeater. Ich habe noch nie einen<br />
Kunden gehabt, dem es nicht gefallen<br />
hat. Eine Gay-Kreuzfahrt kann man sich wie<br />
einen schw<strong>im</strong>menden Club auf einem extrem<br />
hohen Niveau vorstellen. Die Schiffe<br />
haben einen hervorragenden Service, top Essen<br />
und grosszügige Kabinen. Zudem gibt es<br />
viele verschiedene Mottoparties. Auf den<br />
Schiffen können sich schwule Männer und<br />
lesbische Frauen einfach so geben, wie sie<br />
sind. Händchenhalten und Zärtlichkeiten<br />
austauschen auch ausserhalb der eigenen<br />
vier Wände ist hier kein Problem, denn man<br />
ist ja unter sich. Für viele ist dies die einzige<br />
Form von Urlaub, bei der sie endlich sie<br />
selbst sein dürfen.<br />
Welche Art von Reisen ist momentan sonst<br />
noch besonders angesagt? Städtetrips,<br />
Fern- oder Kulturreisen?<br />
CRUISER mai 2017<br />
Das kann man so nicht beantworten. Aber<br />
<strong>im</strong> Gegensatz zu früher stellen wir heute fast<br />
nur noch massgeschneiderte Individualreisen<br />
zusammen. Zudem laufen unsere Kleingruppen<br />
sehr gut. Damit holen wir Menschen<br />
ab, die alleine sind oder sich selbst<br />
nicht zutrauen, solche Reisen alleine zu machen.<br />
Die letzte Kleingruppenreise nach Namibia<br />
war ein Riesenerfolg. Die Teilnehmer<br />
treffen sich heute noch regelmässig. Auch<br />
unsere Gruppenreisen nach Lappland kommen<br />
sehr gut an. Bei Hundeschlittenfahrten<br />
und Eislochsauna finden viele Gays ein ganz<br />
besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />
Von welchen Ländern würden Sie momentan<br />
abraten?<br />
Oh, von vielen – aber auch das ist sehr individuell.<br />
Ich persönlich war in bereits sehr<br />
vielen musl<strong>im</strong>ischen Ländern unterwegs<br />
und habe dort wunderbare Begegnungen<br />
gehabt. Aber es ist sicher nicht jedermanns<br />
Sache, denn man muss gewillt sein, sich der<br />
Kultur und den speziellen Gepflogenheiten<br />
anzupassen.<br />
Ich persönlich würde momentan jedoch<br />
nicht nach Saudi-Arabien und Uganda<br />
reisen. Ich möchte meine Kunden jedoch<br />
nicht bevormunden, denn schlussendlich<br />
muss jeder selber wissen, was er in seinen<br />
Ferien sucht. Wir können nur Empfehlungen<br />
geben.<br />
Und welche Destination gilt als besonders<br />
«gayfriendly»?<br />
Leider ist «gayfriendly» ein inzwischen sehr<br />
abgedroschenes Wort. Jeder will davon profitieren,<br />
aber viele lassen sich gar nicht wirklich<br />
darauf ein. Jeder will auf den gayfriendly-<br />
Zug aufspringen und eine kaufkräftige<br />
Kundschaft einfangen. Aber das funktioniert<br />
nicht so einfach. Ich habe wöchentlich<br />
Anrufe von Gesellschaften oder Hotels, die<br />
mich als Sprungbrett betrachten. Aber man<br />
kann sich nicht einfach eine Plakette aufkleben<br />
und dann läuft es schon. Da steckt schon<br />
ein bisschen mehr dahinter.<br />
Aber was macht Ihrer Meinung nach<br />
beispielsweise ein «gayfriendly»-Hotel aus?<br />
Das fängt bei ganz kleinen Sachen an. Wenn<br />
ich mit meinem Mann ein gayfriendly-Hotel<br />
buche, erwarte ich <strong>im</strong> Bad zwei Herrenbademäntel<br />
und zwei Herrenslipper und nicht<br />
einen Damenbademantel und ein viel zu<br />
kleines Paar Hausschuhe. Das Hotel sollte<br />
daran denken, auch eine Gay-Map auszulegen<br />
und bei Fragen sollte man auch schwule<br />
Empfehlungen geben können.<br />
Ihr persönlicher Gay-Hotspot in Europa?<br />
Zum Partymachen auf jeden Fall Berlin.<br />
Ray Fuhrer ist Pionier in Sachen Gay-Travel.<br />
Sein Reisebüro «Pink Cloud» ist längst eine<br />
Institution.<br />
Und welches Fernziel liegt hier <strong>im</strong> Trend?<br />
Das ist Geschmackssache. Thailand, USA<br />
oder Brasilien – je nachdem welche Männer<br />
man mag. Meine persönlichen Lieblingsstädte<br />
sind Kapstadt und Sydney. In Südafrika<br />
ist man schwulen Männern gegenüber<br />
offener und toleranter als gegenüber lesbischen<br />
Frauen.<br />
Was mach eine Destination zu einer<br />
Gay-Destination?<br />
Wenn man zurückschaut, dann sind es einfach<br />
<strong>im</strong>mer die schönsten Plätze auf der<br />
Welt. Mykonos ist einfach die schönste der<br />
griechischen Inseln. Künstler haben sich an<br />
best<strong>im</strong>mten Orten niedergelassen und früher<br />
oder später kam die Gay Community<br />
dazu. Das war in Sitges oder auch in Cap<br />
Cod in den USA so. Darüber hinaus ist es<br />
auch wichtig, wo man seine Sexualität offen<br />
leben kann und was die Destination alles<br />
bietet. Wien ist ein absoluter Vorreiter für<br />
die Szene.<br />
Wo gehen Ihre nächsten Ferien hin?<br />
Nach Bad Griesbach zum Golf spielen. Ich<br />
bin aber auch gerade erst aus Südafrika zurückgekommen.<br />
Welches Land möchten Sie persönlich noch<br />
unbedingt bereisen?<br />
Die Antarktis!<br />
Und welches ist Ihr schönstes Reiseerlebnis?<br />
Myanmar – In dieses Land habe ich mich<br />
einfach verliebt. Und das Grossartigste, was<br />
ich bisher erlebt habe, war ein Trekking zu<br />
den Orang-Utans <strong>im</strong> Dschungel von Borneo.<br />
Diese Reise wird mir für <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Gedächtnis<br />
bleiben. Das war einfach ein unvergessliches<br />
Erlebnis.