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Faust II

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Wichtige Aspekte der <strong>Faust</strong>tradition<br />

Einige wichtige Gesichtspunkte des Stoffes ziehen sich durch die gesamte Tradition der<br />

Bearbeitung des Stoffes:<br />

• das ruhelose Streben des <strong>Faust</strong><br />

• die Verherrlichung der Tat<br />

• die Hinwendung zur rücksichtslosen Kolonialisierung (in <strong>Faust</strong> <strong>II</strong>)<br />

• die Vision vom freien Volk auf freiem Grund<br />

• die expansive Dynamik der <strong>Faust</strong>figur in den Sphären des Sexuellen, Magischen etc.<br />

In Deutschland wurden einige dieser Aspekte (speziell aus <strong>Faust</strong> <strong>II</strong>) in der Politik für<br />

idealistische Zwecke vereinnahmt. Gerade die Verherrlichung der Tat, die Vision vom<br />

freien Volk auf freiem Grund und die Hinwendung zur rücksichtslosen Kolonialisierung<br />

sind Motive, die sich im Männlichkeitsideal sowie in der Rechtfertigung eines idealistischen<br />

Krieges, z.B. im 2. Weltkrieg, widerspiegeln. Auch die DDR nutze jene Aspekte<br />

aus, um ihre sozialistische Bodenreform zu begründen. Diese Ideologiegeschichte des<br />

<strong>Faust</strong>stoffes in der deutschen Geschichte lässt sich beim Literaturwissenschaftler Hans<br />

Schwerte nachlesen.<br />

<strong>Faust</strong> bei Thomas Mann<br />

Thomas Mann ist der wichtigste Vertreter der deutschen <strong>Faust</strong>tradition im 20. Jahrhundert.<br />

Mit dem, unter dem Einfluss des 2. Weltkrieges von 1943 bis 1947 verfassten,<br />

Roman Doktor <strong>Faust</strong>us suchte Mann den direkten Anschluss an das <strong>Faust</strong>buch von 1587.<br />

Schließlich betonte Mann stets, dass sein Werk außer der gemeinsamen Quelle nichts<br />

mit Goethes <strong>Faust</strong> gemeinsam habe. So handelt Manns Roman vom Komponisten Adrian<br />

Leverkühn und beschäftigt sich mit den Auswüchsen der Identifikation. Hintergrund<br />

ist dabei Thomas Manns Bedürfnis, anhand eines Geschichtsromans zu untersuchen, wie<br />

der Aufstieg des Nationalsozialismus überhaupt möglich war.<br />

Gerade im Bezug zu Goethes <strong>Faust</strong> werden die unterschiedlichen Motive besonders<br />

deutlich: Bei Doktor <strong>Faust</strong>us nimmt die Figur <strong>Faust</strong> ein schlimmes Ende – ein Zeichen<br />

für die Kritik an Goethes Erlösungsgedanken. Auch die Figur des Teufels hat sich in der<br />

Tradition geändert. Zwar steht sowohl im <strong>Faust</strong>buch als auch bei Goethe und Thomas<br />

Mann der Teufelspakt im Zentrum der Handlung. Jedoch wird im <strong>Faust</strong>buch der Teufel<br />

religiös-moralisch dargestellt, bei Goethe hingegen verdeutlicht das Bündnis mit dem<br />

Dämon die negative Dimension des Menschen. Bei Thomas Mann stellt der Teufelspakt<br />

schließlich die Hingabe an das Irrationale dar. Mann glaubte zu erkennen, dass die<br />

Deutschen einen Hang zu diesem Irrationalen besäßen, was er als eine Voraussetzung<br />

für den Nationalsozialismus deutete. Thomas Manns Darstellung traf aber auf scharfen<br />

Widerspruch, ihm wurde vorgeworfen, die kulturellen Leistungen der Deutschen, z.B.<br />

die von Kant oder Beethoven, zu ignorieren.<br />

jungen Goethe sind auch Friedrich<br />

Schiller oder Johann Gottfried Herder<br />

Vertreter. [MLL]<br />

Maler Müller: (1749–1825) Friedrich<br />

Müller, genannt Maler Müller,<br />

war Schriftsteller und Maler. Literarische<br />

Innovationen hat er vor allem<br />

auf dem Gebiet der Idylle verwirklicht,<br />

neben Lyrik konzentrierte Müller<br />

sich jedoch vor allem auf seine<br />

Arbeiten mit dem <strong>Faust</strong>stoff, oftmals<br />

in Beratung mit Lessing. Mit Situationen<br />

aus <strong>Faust</strong>s Leben (1776) realisiert<br />

Müller den ersten Sturm-und-Drang-<br />

Text zum <strong>Faust</strong>stoff. Bis 1781 stand<br />

Müller auch in Kontakt mit Goethe.<br />

[MLA]<br />

Hans Schwerte: (1909–1999) Eigentlich<br />

Hans Ernst Schneider, Germanist,<br />

wurde 1995 als ehemaliger<br />

SS-Hauptsturmführer enttarnt. Nach<br />

1945 hatte er seinen Namen geändert<br />

und bis zu seiner Enttarnung erfolgreich<br />

eine akademische Laufbahn<br />

bis hin zum Rektor der Universität<br />

Aachen absolviert. [VEV]<br />

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