FINE DAS MAGAZIN FÜR GENUSS UND LEBENSSTIL
FINE DAS MAGAZIN FÜR GENUSS UND LEBENSSTIL - 1|2017 - Sonderbeilage in der Süddeutschen Zeitung
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DIE WILDNIS<br />
Mit der Kampagne für seinen neuen Herrenduft lässt Joop eine<br />
alte Ikone wieder auferstehen: Tarzan, den König des Dschungels.<br />
Von HANNAH CONRADT<br />
Eine Zeitungsschlagzeile aus dem Jahr 1924 kündet von einer Sensation: Ein junger Lord<br />
ist nach fünfundzwanzig Jahren im Dschungel gefunden worden und kehrt nun nach Hause<br />
zurück. Wir sehen ihn auf dem Rücksitz einer Limousine vor seinem Schloss vorfahren<br />
und den Willkommensgruß eines Butlers schroff zurückweisen. Wir sehen, wie er sich<br />
widerwillig den Bart und die langen, verfilzten Haare abschneiden lässt. Die dreckigen<br />
Lumpen werden gegen einen frischen Maßanzug getauscht, noch ein Spritzer Parfüm<br />
und die Rückkehr in die Zivilisation scheint abgeschlossen. Oder doch nicht? Der intensive<br />
Blick des Protagonisten lässt den Zuschauer erahnen, dass man zwar den Mann aus<br />
der Wildnis holen kann, die Wildnis jedoch immer ein Teil des Mannes bleibt.<br />
Soweit die Geschichte, die uns der Werbespot für den<br />
neuen Herrenduft Wow! von Joop erzählt. Und natürlich<br />
soll es vor allem der erwähnte letzte Spritzer<br />
Parfüm sein, der die Ambivalenz seines Trägers besonders<br />
betont: Dieser Mann mag wie ein Gentleman gekleidet sein,<br />
disting uiert, den Konventionen seines Standes verpflichtet,<br />
doch im Innern bleibt er ein wilder Freigeist. Inspiration<br />
für den Werbespot, für den Olivier Dahan, bekannt durch<br />
seinen Oscar-prämierten Film »La vie en rose«, Regie<br />
führte, war unverkennbar die Legende von Tarzan. Jenem<br />
von Edgar Rice Burroughs erdachten Adligen, der als Kind<br />
im Dschungel seine Eltern verliert und dann von Affen groß-<br />
gezogen wird, mit markantem Schrei und beeindruckendem<br />
Lianenschwung zum König des Dschungels avanciert<br />
und sich schließlich in die furchtlose Forschertochter Jane<br />
verliebt. Ihr folgt er schließlich zurück nach England, sie<br />
heiraten und bekommen einen Sohn. Doch das Leben des<br />
britischen Adels bleibt Tarzan fremd, er sehnt sich nach<br />
seiner eigentlichen Heimat. Schließlich folgt er dem Ruf<br />
der Wildnis und kehrt mit Jane in den Dschungel zurück.<br />
Zunächst als Kurzgeschichte in einer Zeitschrift erschienen,<br />
machten die Geschichten um Tarzan ab 1914 als Buchveröffentlichungen<br />
Karriere. Auch als Filmstoff hat es Tarzan<br />
in mehr als einhundert verschiedenen Versionen auf die<br />
Leinwand geschafft, erstmals im Jahr 1918 mit Gordon<br />
Griffith in der Hauptrolle. Kurz darauf ergatterte der amerikanische<br />
Footballspieler James Pierce die Rolle des Tarzan<br />
und wenig später auch das Herz der Tochter von Tarzan-<br />
Erfinder Edgar Rice Burroughs. Johnny Weissmüller und Lex<br />
Barker wurden durch ihre Rolle als König des Dschungels zu<br />
Hollywoodstars und prägten mit ihrer Darstellung und vor<br />
allem ihrer physischen Präsenz die Vorstellung von wilder,<br />
unverstellter Männlichkeit. 2016 kam Tarzan nach einer<br />
längeren Pause erneut in die Kinos, mit über wältigender<br />
Animationstechnik und mit Alexander Skarsgård in der<br />
Hauptrolle. Es dürfte wenige Figuren geben, die Filmemacher<br />
und Zuschauer über ein ganzes Jahrhundert hinweg<br />
so inspiriert und bewegt haben wie Tarzan.<br />
Fotos: Joop<br />
38 <strong>FINE</strong> 1 | 2017 <strong>DAS</strong> <strong>MAGAZIN</strong> <strong>FÜR</strong> <strong>GENUSS</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBENSSTIL</strong>