THEATER ANSBACH – Spielzeit 17★18

INTENDANTIN
DR. SUSANNE SCHULZ
VORWORT
Verehrte Zuschauer,
in unserer dritten Spielzeit
eröffnen wir mit der «Ermutigung
zum unzeitgemäßen
Leben» ein Spielfeld der
Tugenden und Werte – seien
Sie herzlich eingeladen, mit
unseren Inszenierungen den
Erörterungen des französischen
Philosophen André
Comte-Sponville zu folgen.
In einer Zeit, in der persönliche
Freiheit und Selbstverwirklichung
an oberster Stelle
zu stehen scheinen, wirkt die
Beschäftigung mit Tugenden
vielleicht anachronistisch.
Aber gerade das unzeitgemäße
Nachdenken über
tradierte Vorstellungen und
das menschliche Dasein
bildet den Schauplatz der
Kunst. Das Spannungsmoment
von Widersprüchen und
den scheinbar unauflösbaren
Gegensätzen unserer Welt
kann dazu anregen, uns
innerhalb unserer Zeitläufte
zu orientieren, vielleicht zu
positionieren.
Das Theater ist ein Ort der
Visionen, nicht der Lösungen.
Doch es hält unkonventionelle
Denk-Ansätze, brisante
Vorschläge, zündende Ideen
und extravagante Alternativen
für unser Leben bereit.
Diese «fühlende Debatte»
bewirkt Entwicklung. Daher ist
das Theater als Ort immerwährender
Beobachtung, Beschreibung,
Bewertung und
Verortung auch die Chance
für die Weiterentwicklung
unserer demokratischen Gesellschaft.
Wir schätzen
unsere kulturellen Traditionen
und befragen sie gleichzeitig,
immer in der Hoffnung
auf «das Gute selbst, geistig
und praktisch» (Sponville).
Wenn wir die Tugenden als
eine «unzeitgemäße Ermutigung»
verstehen, so sind wir
nicht rückwärtsgewandt, sondern
schauen nach vorne mit
einem vitalen, das Leben und
unsere Lebensumstände kritisch
beleuchtenden und lustvoll
hinterfragenden Theater.
Seien Sie herzlich
eingeladen zum
unzeitgemäßen Nachdenken
Ihre Dr. Susanne Schulz
«DIE TUGENDEN
SIND UNSERE
MORALISCHEN
WERTE: IMMER
SO EINZIGARTIG
WIE JEDER VON
UNS, IMMER SO
VIELFÄLTIG
WIE DIE
SCHWÄCHEN,
DIE SIE
BEKÄMPFEN UND
WETTMACHEN.»
André Comte-Sponville
VORWORT 05