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TITEL<br />
Unsere <strong>Welt</strong><br />
als Karte:<br />
Von der Kugel zur Fläche<br />
Die Erde ist eine Kugel. Ihre Form ist vergleichbar<br />
mit einer Orange. Versucht man,<br />
<strong>die</strong> Schale einer Orange flach zu drücken,<br />
reißt sie ein und verzerrt sich. Vor <strong>die</strong>sem Problem<br />
steht man bei der Gestaltung einer <strong>Welt</strong>karte. Insgesamt<br />
gibt es über 400 verschiedene Möglichkeiten,<br />
<strong>die</strong> <strong>Welt</strong> auf einer Karte abzubilden, das heißt<br />
zu projizieren. Im Interview: Professor Leif Mönter<br />
von der Universität Trier.<br />
<strong>Lucky</strong>: Wie ist es möglich, <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> in eine Karte zu<br />
packen?<br />
Leif Mönter Die Kunst ist, das Runde ins Flache zu<br />
bringen. Eine <strong>Welt</strong>karte versucht genau das. Allerdings<br />
ist es unmöglich, Form, Größe und Winkel<br />
gleichzeitig exakt darzustellen. Deshalb gibt es viele<br />
verschiedene Arten von Karten, <strong>die</strong> alle Kompromisse<br />
eingehen, um <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> zweidimensional abzubilden.<br />
Weitgehend durchgesetzt hat sich <strong>die</strong><br />
Mercator-Projektion. Sie ist winkeltreu, das heißt,<br />
<strong>die</strong> Breitengrade und <strong>die</strong> Längengrade bilden einen<br />
rechten Winkel.<br />
Das war vor allem für <strong>die</strong> Schifffahrt wichtig, weshalb<br />
<strong>die</strong> von Gerhard Mercator im Jahr 1569 veröffentlichte<br />
Karte für <strong>die</strong> Navigation auf See verwendet<br />
wurde. Sie ist allerdings weder flächentreu<br />
noch richtungstreu.<br />
Die UN (United Nations,<br />
deutsch: Vereinte Nationen)<br />
ist ein Bündnis von 193 Ländern<br />
der <strong>Welt</strong>.<br />
Foto: privat, Foto Globus: istockphoto.com/scanrail, <strong>Welt</strong>karte: istockphoto.com/Booka1<br />
Wie liest man eine <strong>Welt</strong>karte richtig?<br />
Leif Mönter Wichtig ist, sich immer vor Augen zu<br />
halten, dass <strong>die</strong> Erde eine Kugel ist. Bei einer Kugel<br />
gibt es kein Oben oder Unten, Links oder Rechts.<br />
Und genauso verhält es sich bei einer <strong>Welt</strong>karte.<br />
Man kann sie auf den Kopf drehen, und sie wäre<br />
immer noch richtig. Ein Beispiel für eine Fehlinterpretation<br />
der Karte wäre der Abstand zwischen<br />
Russland und Alaska. Die beiden Regionen wirken<br />
auf den <strong>Welt</strong>karten bei uns so, als ob sie sehr weit voneinander<br />
entfernt liegen, weil <strong>die</strong> Karte einen Schnitt im<br />
Pazifik hat. Tatsächlich sind Russland und Alaska eigentlich<br />
direkte Nachbarn.<br />
Wenn <strong>die</strong> Erde eine Kugel ist, warum steht dann Europa<br />
im Mittelpunkt der <strong>Welt</strong>karte?<br />
Leif Mönter Unsere Idee von der <strong>Welt</strong> formt das<br />
Aussehen unserer <strong>Welt</strong>karte – und umgekehrt. Eine<br />
Karte ist immer ein Modell der <strong>Welt</strong>, kein wirkliches<br />
Abbild. Das bedeutet: Was uns interessiert<br />
und was uns wichtig ist, stellen wir in den Mittelpunkt.<br />
Weil wir in Europa leben, steht Europa im<br />
Mittelpunkt unserer <strong>Welt</strong>karte.<br />
Ein Australier hingegen betrachtet <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> aus seiner<br />
Sicht, deshalb verwenden Australier eine <strong>Welt</strong>karte,<br />
auf der ihr Kontinent im Zentrum steht. ´Früher<br />
haben Seefahrer <strong>die</strong> Mercator-Projektion benutzt,<br />
weil sie winkeltreu ist, das heißt, sie bildet<br />
<strong>die</strong> Lage der Kontinente zueinander gut ab. Allerdings<br />
erscheinen <strong>die</strong> Kontinente nördlich des Äquators<br />
größer als etwa Afrika und Südamerika.<br />
Es gibt Karten, <strong>die</strong> versuchen, <strong>die</strong>se Vorstellung zu<br />
ändern. So hat zum Beispiel Arno Peters 1974 eine<br />
Projektion entwickelt, bei der <strong>die</strong> näher am Äquator<br />
liegenden Länder und <strong>die</strong> nördlichen Länder im korrekten<br />
Größenverhältnis, also flächentreu, dargestellt<br />
werden. Er wollte damit gewissermaßen das<br />
<strong>Welt</strong>bild zugunsten der häufig in Äquatornähe liegenden<br />
ärmeren Länder verschieben.<br />
Damit keine Länder benachteiligt werden, benutzen<br />
zum Beispiel <strong>die</strong> UN, das sind <strong>die</strong><br />
Vereinten Nationen, in ihrem Logo<br />
eine Polar-Projektion, <strong>die</strong> den<br />
Nordpol in der Mitte der Karte<br />
zeigt.<br />
Zur Person: Professor Dr. Leif Mönter arbeitet<br />
an der Universität Trier im Fachbereich<br />
Raum- und Umweltwissenschaften.<br />
Interview: Sinja Michels