8 TITEL Leben im Fluss-Delta Im Land Myanmar in Südostasien gibt es eine riesige Wasserwelt. Das Foto zeigt einen Dorfladen im Delta-Dorf Thea Chaung im Ayeyarwady Delta in Myanmar. In dem Laden gibt es Snacks, aber auch Reis, Kräuter und Gemüse. Fotos: Daniel Heizmann, dpa, Grafik: dpa
TITEL 9 INDIEN CHINA MYANMAR Ayeyarwady Golf von Bengalen NAYPYIDAW Ayeyarwady Delta THAILAND Andamanensee Deutschland Alles, was Kinder an <strong>die</strong>sem Ort mögen, baumelt im Dorfladen an Bändern von der Decke: Erdnüsse, Käsecracker, Bananenchips, Reisbällchen - bunt verpackt in Tüten. Die Bewohner des Dorfes Thea Chaung haben Glück, dass es bei ihnen überhaupt einen Laden gibt. Denn das Dorf liegt inmitten einer riesigen Wasserwelt. Nur mit dem Boot erreicht man <strong>die</strong> nächste Stadt. Eineinhalb Stunden dauert es, wenn es einen Motor hat. Mehrere Stunden, wenn man paddelt. Diese Wasserwelt gehört zum Delta des Ayeyarwady. Das ist ein mächtiger Strom, der im Land Myanmar in Südostasien in den Ozean fließt. Ein Delta entsteht, wenn sich ein Fluss keinen geraden Weg ins Meer bahnen kann, erklärt eine Expertin. Er verzweigt sich durch Hindernisse in viele Arme. Die Hindernisse bringt der Fluss meist selbst mit. Auf der Reise von der Quelle bis zur Mündung nimmt er Sand, Kies, Erde und Pflanzenreste mit. Im flachen Küstenland vor der Mündung verlangsamt der Fluss sich. Deswegen sinken zahlreiche <strong>die</strong>ser Stoffe auf den Grund. Dort häufen sich Bänke aus Sand und Schlick an. Die muss das Wasser fortan umfließen. Das Delta des Ayeyarwady erstreckt sich über 35 000 Quadratkilometer. Das ist eine Fläche etwa so groß wie das Bundesland Baden-Württemberg. Weil das Schwemmland sehr fruchtbar ist, haben sich auf Inseln und Halbinseln, Dämmen und Uferstreifen viele Menschen angesiedelt. Vor mehr als acht Jahren wurde häufig über <strong>die</strong> Region berichtet. Denn ein heftiger Wirbelsturm hatte dort gewütet. Tausende Menschen starben. Felder und Häuser von Delta- Bewohnern wurden zerstört. Auch <strong>die</strong> deutsche Organisation <strong>Welt</strong>hungerhilfe half beim Wiederaufbau. Die Bewohner des Deltas bauen ihre Hütten meist aus Bambus, mit Palmwedeldächern. Viele pflanzen Reis an. Wie zum Beispiel Ko Sein Tun. Er ist aber auch Fischer, denn vom Reisanbau allein kann seine Familie nicht leben. Myanmar Sein Dorf Sar Ma Lauk liegt weit draußen im Delta. Dort ist das Wasser meist sehr salzig vom Meer. Denn das Meerwasser drängt in <strong>die</strong> Flussarme. „Hier können wir nur einmal im Jahr Reis ernten“, sagt Ko Sein Tun. Nämlich dann, wenn der Monsun genug Regen bringt und <strong>die</strong> Felder unter Wasser stehen. Denn Reis gedeiht im puren Salzwasser nicht. Der Monsun ist ein besonderer Wind, den es in den Tropen gibt. Er bringt zu bestimmten Zeiten eine Menge Feuchtigkeit mit. Dann schüttet es oft wie aus Eimern. Etwas weiter landeinwärts gibt es zwei Reisernten im Jahr, weil sich mehr Süßwasser mit weniger Salzwasser mischt. Und noch weiter im Delta kann man sogar dreimal im Jahr Reis ernten. Fast alle Bauern hatten damals, nach dem Wirbelsturm, große Probleme bekommen. Heftige Winde hatten Salzwasser aus dem Meer in <strong>die</strong> Flüsse des Deltas hineingetrieben. Das Land wurde überschwemmt und <strong>die</strong> Reisfelder zerstört. Ein Großteil der Menschen ist sehr arm. Damit so etwas nicht wieder passiert, pflanzt man inzwischen an Ufern und Küsten neue Mangroven an. Das sind Bäume und Sträucher, <strong>die</strong> Salzwasser vertragen. Sie verankern sich mit ihren Wurzeln fest im Boden und bilden ein dichtes Geflecht. Das schützt vor Winden und Hochwasser. Christiane Zander, dpa Im Ayeyarwady Delta leben viele Tiere, zum Beispiel Schildkröten und unzählige Vögel. An einigen Orten gibt es Leistenkrokodile. Sie sind <strong>die</strong> größten Krokodile, <strong>die</strong> es noch auf der Erde gibt. Meist werden sie fünf bis sieben Meter lang. dpa