bilan 2003 - Union Grand-Duc Adolphe
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42<br />
Revue<br />
Musicale<br />
Keine Leistungen<br />
für altgediente Mitglieder ?<br />
Ein Telefonanruf im Sekretariat unserer UGDA-<br />
Mutualitätskasse: „Unser Grossvater ist gestorben. Er war<br />
aktives Mitglied des Musikvereins. Bitte, überweisen sie das<br />
Sterbegeld auf unser Konto“. Der UGDA-Beamte, der stets<br />
bemüht ist, den Erben das ihnen zustehende Geld auf<br />
schnellstem Wege zukommen zu lassen, sieht nach, und siehe<br />
da, das verstorbene Vereinsmitglied ist vor zwei Jahren auf<br />
den Listen des betr. Vereins „verschwunden“. Ein weiteres<br />
Gespräch mit der Enkelin des Verstorbenen bringt zu Tage,<br />
dass der Grossvater vor drei Jahren schwer erkrankte und sich<br />
gezwungen sah, seine Vereinstätigkeit einzustellen. Und<br />
obwohl Herr X weit über 50 Jahre im Verein tätig war, wurde<br />
er sofort in der UGDA abgemeldet. Unbarmherzig! Nach dem<br />
Motto: „Aus dem Auge, aus dem Sinn!“ Zu Ehren der<br />
Vereinsverantwortlichen sagen wir jedoch: Es geschah aus<br />
Unwissenheit! Aus Erfahrung wissen wir aber, dass<br />
Unwissenheit meist sehr teuer zu stehen kommt!<br />
Viele Vereinssekretäre haben leider keine Zeit, um einmal im<br />
Jahr an der Generalversammlung der UGDA-Mutualitätskasse<br />
teilzunehmen. Für sie bringen wir in Erinnerung, dass die<br />
Kasse 1970 gegründet wurde. In den Nachfolgejahren fiel auf,<br />
dass nur wenige “Sterbegelder” zur Auszahlung kamen. Es<br />
stellte sich die Frage, ob die Musiker und Sänger entgegen den<br />
Berechnungen allesamt uralt werden. Leider nicht. Vielmehr<br />
kommt für viele unserer älteren Vereinsmitgliedern die Zeit,<br />
wo sie aus Altersgründen nicht mehr aktiv im Verein<br />
mitmachen können. Sie wurden in der UGDA abgemeldet und<br />
unsere Mutuelle, die in den ersten Jahren ihres Bestehens<br />
vornehmlich „Sterbekasse“ war, wurde zur besten Sparkasse,<br />
da sie nur wenige Leistungen erbringen musste.<br />
Unter den Impulsen ihres Gründungspräsidenten Victor<br />
Abens, führte die Kasse daraufhin für ihre Mitglieder ab dem<br />
Alter von 60 Jahren den Nulltarif ein. Das heisst: diese<br />
Mitglieder geniessen alle Vorteile der Kasse, sofern sie weiterhin<br />
auf dem Vereinsverzeichnis geführt werden, obwohl der<br />
Verein für sie keine Beiträge an die Mutuelle zahlt.<br />
Gleichzeitig riet der Verwaltungsrat den Ehrenmitgliedsvereinen,<br />
effektive Mitgliedsvereine der Kasse zu werden,<br />
damit ihre Vereinsmitglieder in den Genuss sämtlicher<br />
Leistungen kommen.<br />
Auch intervenierte die Kassenleitung mit Nachdruck bei allen<br />
Vereinen, den nötigen Respekt für die Leistungen ihrer<br />
Veteranen zu haben und sie auch als Ehrenmusiker und -<br />
Sänger auf den Verzeichnissen der aktiven Mitglieder weiter<br />
zu führen. Demnach würden sie im engsten Kontakt mit ihren<br />
Vereinen bleiben und hätten auch weiterhin Anrecht auf<br />
Medaillen und vor allem auf die Leistungen der „Mutuelle“.<br />
Zusätzlich würden sie über die Revue Musicale in Kontakt mit<br />
der einheimischen Musikwelt stehen.<br />
Das war vor dreissig Jahren. Viele Vereine haben diesen<br />
Aufruf beherzigt. In periodischen Zusammenkünften pflegen<br />
sie mit ihren ehemaligen aktiven Mitgliedern beste<br />
Kameradschaft und die Übernahme des UGDA-Beitrages und<br />
den Kosten für die Versicherungen ist für sie Ehrensache.<br />
Einige wenige Vereine leben freilich noch immer im Jahr<br />
1960. Kürzlich begegnete ich in einem Altenheim einem<br />
ehrwürdigem Pensionär. Sein Alter: 82 Jahre. Seine Tätigkeit:<br />
61 Jahre aktives Mitglied in einem Musikverein. Mit<br />
kläglicher Stimme sagte er: „... ich fühle mich so allein. Alle<br />
haben mich vergessen; sogar meine Musikgesellschaft. Und<br />
diese Einsamkeit bringt mich jeden Tag dem Tode näher!“<br />
Der Verzweiflungsruf eines älteren Vereinsmitgliedes! Er<br />
wünschte sich lediglich die Zustellung der Revue Musicale,<br />
hie und da von einem Mitglied seines so ans Herz<br />
gewachsenen Vereins besucht zu werden und vielleicht zu<br />
seinem Geburts- und Namenstag eine Grusskarte, auf der ganz<br />
einfach steht: “Lieber Emile, wir haben dich nicht vergessen!”<br />
Sie sagen, liebe Vereins- und Vorstandsmitglieder: Das ist nur<br />
ein Einzelfall. In der Regel werden verdienstvolle Mitglieder<br />
mutuelle de l’ugda<br />
nicht vergessen! Eine solche Einstellung ehrt sie!<br />
Aus den Unterlagen im UGDA-Sekretariat geht aber hervor,<br />
dass ältere Vereinsmitglieder immer wieder auf den Vereinsverzeichnissen<br />
vergessen werden!<br />
Dazu zwei Fälle aus der Praxis: Ein Sänger stirbt im Alter von<br />
über 70 Jahren. Mit 10 Jahren wirkte er bereits im<br />
Kirchenchor mit. Als er schwer erkrankte, war er Mitglied von<br />
drei Vereinen. Insgesamt diente er dem Luxemburger<br />
Musikleben redlich ganze 60 Jahre. Bei der UGDA-Kasse<br />
wurde das Sterbegeld beantragt, jedoch nicht ausgezahlt, da<br />
der zum Ehrenmitglied proklamierte Sänger nicht mehr als<br />
Vereinsmitglied geführt wurde. Eine bittere Pille für die<br />
Familie, nicht etwa, da sie auf das Sterbegeld angewiesen war,<br />
sondern sich vielmehr die sehr berechtigte Frage stellte: Wie<br />
weit reicht die moralische Anerkennung des Luxemburger<br />
Vereinswesens für altgediente Mitglieder?<br />
Ein ehemaliges UGDA-Zentralvorstandsmitglied erfährt, dass<br />
er in seinem Stammverein, nicht mehr als aktives Mitglied<br />
geführt wird. In den Sechtzigerjahren konnte der betr. Verein<br />
durch sein unerschrockenes Eintreten gerettet werden.<br />
Späterhin war er stets an führender Stelle tätig, so als<br />
Kassierer, Sekretär und über lange Jahre als Präsident. Das<br />
Vereinssekretariat ging in andere Hände über, und mit einem<br />
Strich auf der Vereinsliste wurde die weit über 50-jährige<br />
Vereinszugehörigkeit des betr. Mitgliedes unbarmherzig zu<br />
Ende gebracht.<br />
Nur zwei Ausnahmefälle? Leider Nein. Ja, wenn Vereinslisten<br />
anklagen, ja schreien könnten, dann müssten wir uns zu Tode<br />
schämen!<br />
Dem einem oder anderen Vereinsverantwortlichen fällt es<br />
scheinbar sehr leicht, um eine Entschuldigung zu finden. Etwa<br />
so: Ja, es ist richtig, dass wir für ehemalige Mitglieder, die auf<br />
der Liste der aktiven Mitglieder weitergeführt werden, keine<br />
Beiträge an die UGDA-Mutuelle zu zahlen haben (sofern das<br />
Mitglied wenigstens 60 Jahre alt ist), aber an die UGDA ist<br />
ein Beitrag zu zahlen, und wir müssen für die Versicherungen<br />
aufkommen. Das sind Ausgaben, wofür die erforderlichen<br />
Geldmittel „bedauerlicherweise“ in der Vereinskasse fehlen.<br />
Dazu ist aber zu vermerken: Der Grossteil der altgedienten<br />
Vereinsmitglieder sehen die Kontakte mit ihren Stammvereinen<br />
als so wertvoll an, dass sie gerne bereit wären, sich<br />
an den vorgenannten Kosten zu beteiligen.<br />
Abgesehen von dieser Möglichkeit stellen wir uns die Frage:<br />
Sind unsere Vereine nicht in der Lage, für ein langjähriges,<br />
sehr verdienstvolles Mitglied die Kosten zu übernehmen.<br />
Leider gibt es überall so genannte schwarze Schafe. In der<br />
UGDA freilich nur wenige und meist nur aus Unwissenheit.<br />
Gottseidank! Dennoch wäre nur ein einziges<br />
„vereinsgeschädigtes“ Mitglied ein Vorkommnis zu viel!<br />
Abschliessend möchte ich einen andersgelagerten, aber nicht<br />
weniger peinlichen Fall erwähnen:<br />
Am Telefon eine Frauenstimme: „Mein Mann ist im Alter von<br />
35 Jahren gestorben. Er hinterlässt drei Waisen. Aus der<br />
Revue Musicale weiss ich, dass für einen solchen Sterbefall<br />
die Mutuelle beachtliche Hilfeleistungen vorsieht“. Daraufhin<br />
sieht der zuständige UGDA-Beamte im Computer nach, und<br />
mit betrüblicher Stimme muss er der schwergeprüften Witwe<br />
mitteilen: “Madame, sie haben leider kein Anrecht auf diese<br />
Leistungen, denn der Verein ihres verstorbenen Ehemannes<br />
war nur Ehrenmitgliedsgesellschaft der Mutuelle!” Hart, aber<br />
wahr. Der betr. Beamte hätte auch sagen können: “Der Verein<br />
ihres Mannes konnte leider nicht die jährlich fälligen 150 Euro<br />
aufbringen, um seine 40 Mitglieder als Vollmitglieder in die<br />
Mutuelle eintragen zu lassen”.<br />
Eine wahre Geschichte und darum eine desto traurigere<br />
Angelegenheit!<br />
Doch schliessen wir mit der doch tröstlichen Botschaft, dass<br />
die Mehrzahl unserer Vereine ihren Verpflichtungen um ihre<br />
aktiven Mitglieder, ob jung oder alt, vollauf nachkommt!<br />
Henri SCHUMACHER