stahlmarkt 07.2017 (Juli)
Aus dem Inhalt: Steel International / Die große STAHL-Statistik / Biegen / Edelstahl
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Steel International K 13<br />
Kaum Licht für Europas Stahlindustrie<br />
Hohe Stahlimporte und niedrige Rohstoffpreise verhindern Aufschwung<br />
London. Europas Stahlindustrie wird nach Einschätzung der Schweizer<br />
Großbank UBS noch geraume Zeit unter hohen Stahleinfuhren und<br />
niedrigen Rohstoffpreisen leiden. Die laufende Sommersaison dürfte die<br />
Situation nicht verbessern, da die Geschäftstätigkeit traditionell bis Mitte<br />
<strong>Juli</strong> nachlässt.<br />
Analyst Carsten Riek bekräftigte Ende<br />
Mai 2017 den Blick auf die Branche, den die<br />
Bank bereits im Dezember 2016 kundgetan<br />
hatte. Er sieht keinen Grund für eine positivere<br />
Einschätzung. Die Aktienkurse der großen<br />
europäischen Stahlerzeuger Arcelor-<br />
Mittal, Klöckner, Salzgitter, SSAB, thyssenkrupp<br />
und voestalpine hätten bereits unter<br />
dem Überangebot an Stahl, sinkenden Rohstoffkosten,<br />
hohen Lagerbeständen und<br />
kaum wirksamen Handelsschutzinstrumenten<br />
gelitten. Eine grundlegende Veränderung<br />
innerhalb der nächsten sechs Monate<br />
sieht der Analyst nicht.<br />
Einziger Ausweg sei eine Einschränkung<br />
der Stahlerzeugung sowohl in Europa als<br />
auch weltweit. Allein in den vergangenen<br />
fünf Monaten sei die globale Stahlerzeugung<br />
durchschnittlich um 6,3 % und die<br />
europäische um 6 % gestiegen. Diesem ausufernden<br />
Wachstum stünde kein vergleichbares<br />
Anziehen der Nachfrage gegenüber.<br />
UBS geht vielmehr davon aus, dass der<br />
globale Stahleinsatz im Jahr 2017 nur um<br />
1,6 % gegenüber dem Vorjahr steigt und<br />
erwartet in Europa lediglich einen Zuwachs<br />
um 1,3 %. Das bedeute, dass der Stahlabsatz<br />
im ersten Quartal 2017 die Nachfrage<br />
vier bis viereinhalbmal überstiegen habe und<br />
die Lagerbestände entsprechend gewachsen<br />
seien. Der Analyst hält eine Reduzierung der<br />
Warenlager für unvermeidbar.<br />
Handelsschutzinstrumente<br />
haben versagt<br />
Europas Stahlerzeuger setzten zunächst große<br />
Hoffnungen auf Antidumpingmaßnahmen.<br />
Aus einem Bericht der Europäischen<br />
Union vom 16. Dezember 2016 gehe aber<br />
hervor, dass Handelsschutzinstrumente nicht<br />
mehr eingesetzt würden, da sich die Ge -<br />
winnsituation der Stahlindustrie gebessert<br />
habe, keine Anlagen geschlossen und deswegen<br />
seit 2016 auch keine Arbeitsplätze<br />
vernichtet worden seien.<br />
Aktuell sind UBS zufolge nur 30 % aller<br />
Importe nach Europa von Antidumpingmaßnahmen<br />
beziehungsweise entsprechenden<br />
Untersuchungen<br />
betroffen. Dies reicht nach Einschätzung<br />
der Bank aber nicht<br />
aus, um den Markt von Einfuhren<br />
abzuschotten. Steigende<br />
Importe würden belegen, dass<br />
der europäische Markt nicht<br />
geschützt sei. Trotz der vor<br />
allem gegen China und Russland<br />
eingeleiteten Maßnahmen<br />
seien die Einfuhren im<br />
Januar 2017 im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum um 9 %<br />
gestiegen.<br />
Erst jüngst habe sich die<br />
EU-Kommission gegen Antidumpingzölle<br />
für warmgewalzte<br />
Coils aus Russland, der<br />
Ukraine, Serbien, dem Iran und<br />
Bra silien entschieden. Diesen<br />
Entschluss wertet der Analyst<br />
als klares Zeichen der EU,<br />
anders als die USA zu agieren,<br />
die wesentlich strengere<br />
Schutzmaßnahmen durchsetzen<br />
würden.<br />
Außerdem wird die Arbeit<br />
der EU-Kommission Riek zufolge<br />
in jüngster Zeit er schwert,<br />
da die Stahlimporte mittlerweile<br />
aus einer Vielzahl von Ländern<br />
kommen. Stammten im<br />
ersten Quartal 2016 noch rd. 50 % aller<br />
Einfuhren warmgewalzter Coils aus Russland,<br />
der Ukraine, Serbien, dem Iran und<br />
Brasilien, sank dieser Anteil im ersten Quartal<br />
2017 auf unter 20 %. Aktuell haben die<br />
Türkei, Südkorea, Ägypten und Indien mit<br />
einem gemeinsamen Anteil von 67 % bei<br />
warmgewalzten Coilimporten nach Europa<br />
das Sagen.<br />
Das Analysehaus widerspricht zudem Einschätzungen<br />
europäischer Stahlerzeuger,<br />
die die Lagerbestände im Konsens als normal<br />
bezeichnen. Bei der Auswertung deutscher<br />
Daten ergebe sich vielmehr im ersten<br />
Quartal 2017 ein Anstieg von 13 % gegenüber<br />
dem Vorjahr, schreibt der Analyst. K<br />
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(sm 170705121)<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 7.2017