Wo das Chaos die Ordnung ist - Literaturmachen
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Seite 18 Bulletin N– o 03 – Zeitung für Reportagen – Literaturhaus Stuttgart und Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart – Schuljahr 2008/2009 Bulletin N– o 03 – Zeitung für Reportagen – Literaturhaus Stuttgart und Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart – Schuljahr 2008/2009 Seite 19<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
Allerdings glaubt Huber nicht, <strong>das</strong>s Handwerksbetriebe<br />
im althergebrachten Strickmuster noch<br />
lange überlebensfähig sein werden. Bereits seit<br />
geraumer Zeit bieten Generalunternehmer, <strong>die</strong><br />
gleichzeitig auch als Bauunternehmer auftreten<br />
können, schlüsselfertige Gesamtobjekte an.<br />
Noch werden hier Le<strong>ist</strong>ungen an Einzelhandwerker<br />
untervergeben, allerdings mit heftigem<br />
Preisdruck. Es besteht durchaus <strong>die</strong> Gefahr,<br />
<strong>das</strong>s Handwerksbetriebe aufgrund vorüberge-<br />
Tim Reiter<br />
ein einziger<br />
fehler kann<br />
mehrere Plätze<br />
kosten<br />
Der 1. WM-Qualifikationswettkampf 2009 im<br />
Rhönradturnen – ein Erfahrungsbericht<br />
7:00 uhr: Aufstehen am Wettkampftag. für<br />
einen ferien-Samstag recht früh, vor allem,<br />
da sportliche Le<strong>ist</strong>ungen erbracht werden<br />
müssen. Beim Aufwachen fühlte ich sofort<br />
<strong>die</strong> vertraute Wettkampfstimmung. und den<br />
Wunsch, <strong>die</strong> nächsten fünf Stunden seien<br />
schon vorbei. Aber da muss man durch. Mit<br />
offenen Augen. um 10:45 begann der Wettkampf.<br />
Drei Disziplinen hieß es zu absolvieren:<br />
Zuerst Sprung, dann gerade, zum Schluss<br />
Spirale. Aber um welche Sportart handelt es<br />
sich hier denn?<br />
Es <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Rhönradturnen. Rhönrad – Wer macht<br />
<strong>das</strong> schon? Sicherlich hat <strong>das</strong> Rhönradturnen<br />
einen sehr geringen Bekanntheitsgrad, und es<br />
gibt vergleichsweise wenige, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Sport<br />
betreiben. Trotzdem darf man nicht denken,<br />
<strong>das</strong>s es deswegen leicht wäre, weit zu kommen.<br />
Am 28. Februar 2009 fand der erste Qualifikationswettkampf<br />
zu der Weltme<strong>ist</strong>erschaft 2009<br />
im Rhönradturnen statt. Zu <strong>die</strong>sem Wettkampf<br />
werden alle Mitglieder des Nationalkaders zugelassen,<br />
in meiner Le<strong>ist</strong>ungsklasse waren es<br />
zehn von maximal dreizehn Turnern. Insgesamt<br />
gibt es zwei solcher Wettkämpfe, je nach Platzierung<br />
sammelt man Punkte, und <strong>die</strong> ersten<br />
sechs dürfen zur WM in Baar in der Schweiz<br />
fahren. Egal welche Sportart man betreibt, zu<br />
einer Weltme<strong>ist</strong>erschaft kommen nur <strong>die</strong> Besten.<br />
Damit man während des Wettkampfes<br />
nicht auf <strong>die</strong> Nase fliegt, gibt es <strong>das</strong> Einturnen.<br />
Am Abend vor dem Wettkampf und am<br />
Samstag selbst darf jeder Turner seine Übungen<br />
probeweise turnen. Auch ich merkte einen<br />
Unterschied im Vergleich zu dem Feuerbacher<br />
Hallenboden, auf dem ich normalerweise trai-<br />
hender Liquiditätsprobleme von einem Generalunternehmen<br />
geschluckt werden. Dieser Gefahr<br />
könne man Hubers Ansicht nach nur durch<br />
Ausweichen in Marktnischen, sowie durch Zusammenschluss<br />
mehrerer Handwerksbetriebe<br />
entgegentreten, zum Beispiel von Haustechnikern<br />
mit Elektrikern, Gipsern, Malern und<br />
Glasern. Was allerdings mit solchen Zusammenschlüssen<br />
bei lang anhaltender Rezession<br />
passiert, bleibt offen. Werden sie auseinander<br />
brechen oder haben sie eine Zukunftschance?<br />
niere. Bei gleichen Bewegungen bewegte sich<br />
<strong>das</strong> Rad hier um einiges schneller. Nach einiger<br />
Zeit hatte ich den Bogen raus und konnte meine<br />
Übungen gut turnen. Alles klappte gut, aber<br />
würde es auch am nächsten Tag funktionieren?<br />
Aber <strong>das</strong> Einturnen <strong>ist</strong> auch nützlich, um zu<br />
sehen, wie <strong>die</strong> Konkurrenz turnt. Und schnell<br />
merkte ich: Das wird ein heißes Kopf-an-Kopf-<br />
Rennen. Doch auch wenn man gegeneinander<br />
turnt, <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Stimmung nicht gereizt. Einige<br />
Turner kennt man schon von anderen Wettkämpfen,<br />
und neue Freundschaften werden<br />
auch schnell geschlossen, schließlich geht es ja<br />
nicht um Geld. Aber um etwas mehr als nur um<br />
Spaß.<br />
Sechs von zehn Startern dürfen also zur WM?<br />
Das klingt einfach, <strong>ist</strong> es aber mitnichten, da<br />
<strong>das</strong> Können der Turner sehr nah beieinander<br />
liegt. So kann einen schon<br />
ein einziger Fehler einige<br />
Plätze nach hinten schieben.<br />
Natürlich <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Training<br />
in der Vorbereitung auf<br />
<strong>die</strong> Wettkämpfe in vollem<br />
Gange, wenn jedoch <strong>die</strong> Tagesform<br />
nicht stimmt, hilft<br />
alles nichts mehr. Jede<br />
Sporthalle hat ihren eigenen<br />
Boden, und beim Rhönrad<br />
merkt man <strong>die</strong> Unterschiede<br />
gewaltig. Je nachdem, wie<br />
rutschig der Belag <strong>ist</strong> und um<br />
wie viel der Boden nachgibt,<br />
muss man anders reagieren.<br />
Somit war auch bei mir <strong>die</strong><br />
Anspannung sehr hoch, <strong>die</strong><br />
Chancen auf eine WM hat<br />
man ja nicht alle Tage.<br />
Beim „Sprung“ muss man<br />
<strong>das</strong> Rhönrad anschubsen,<br />
damit es auf eine Weichbodenmatte<br />
zurollt. Kurz bevor<br />
es <strong>die</strong>se erreicht, läuft<br />
man los, springt auf <strong>das</strong> Rad und springt vom<br />
Rad auf <strong>die</strong> Matte. Je nachdem, wie man hinunter<br />
springt (Salto, Schraube, etc.), bekommt<br />
man eine höhere Schwierigkeitswertung. Dazu<br />
kommt <strong>die</strong> Ausführungswertung, <strong>die</strong> bei korrekter<br />
Ausführung der Übung hoch, bei Fehlern<br />
(z.B. ein nicht gestrecktes Knie) niedriger <strong>ist</strong>.<br />
Das Ganze dauert nicht länger als 7 Sekunden.<br />
Ich hatte mich für einen Sprung mit niedriger<br />
Beim Rhönrad-Turnen kommt<br />
es auf <strong>die</strong> Körperspannung an,<br />
aber auch auf <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />
des Hallenbodens.<br />
Der momentane Trend vieler Handwerksbetriebe<br />
geht derzeitig, aufgrund der rückläufigen Auftragslage,<br />
notgedrungen in Richtung Verkleinerung.<br />
Dies kann aber keine Lösung von Dauer<br />
sein.<br />
Sollte eine langfr<strong>ist</strong>ige Verknappung von Handwerksbetrieben<br />
<strong>die</strong> Folge sein, werden andere<br />
Lösungen gesucht und gefunden werden. Ob<br />
<strong>das</strong> Handwerk dann noch Einfluss auf neue Entwicklungen<br />
haben und <strong>die</strong>se mitgestalten wird,<br />
<strong>ist</strong> äußerst fraglich.<br />
Schwierigkeitswertung entschieden, einen<br />
gebückten Salto vorwärts, um eine möglichst<br />
hohe Ausführungswertung zu bekommen. Kurz<br />
vor dem Sprung noch ein kleines Aufwärmen,<br />
etwas beruhigen, damit der Adrenalinspiegel<br />
nicht zu hoch <strong>ist</strong>, dann ging es los. Es klappte,<br />
nur ein Schritt bei der Landung kostete mich<br />
ein wenig Punkte. Prima, <strong>die</strong> erste Hürde wurde<br />
überwunden! Ich konnte einen kleinen Vorsprung<br />
rausschlagen und befand mich auf dem<br />
dritten Platz.<br />
Doch <strong>die</strong> Erleichterung währte nicht lange,<br />
jetzt musste ich mich auf <strong>die</strong> „Gerade“ konzentrieren.<br />
Die „Gerade“ <strong>ist</strong> <strong>die</strong> einfachste Disziplin.<br />
Man befindet sich innerhalb des Rhönrades<br />
und bringt es mit seinem Körpergewicht<br />
in Bewegung. Insgesamt muss man acht verschiedene<br />
Elemente turnen. Auch hier gibt es<br />
wieder Schwierigkeits- und<br />
Ausführungswertung; allerdings<br />
kam es bei <strong>die</strong>sem<br />
Wettkampf fast nur auf <strong>die</strong><br />
Ausführung an, da ich und<br />
<strong>die</strong> me<strong>ist</strong>en meiner Konkurrenten<br />
maximale Schwierigkeit<br />
hatten. Die Dauer liegt<br />
bei ca. zwei bis drei Minuten.<br />
Keines meiner Elemente <strong>ist</strong><br />
normalerweise ein großes<br />
Risiko für mich. Auch jetzt<br />
klappte alles gut, hier und<br />
da ein kleiner Ausführungsfehler,<br />
aber <strong>das</strong> war nicht<br />
sonderlich schlimm. Gegen<br />
Ende hin jedoch schätzte<br />
ich den Boden falsch und<br />
nahm zu wenig Schwung:<br />
Großabzug. Doch der Rest<br />
funktionierte einwandfrei.<br />
7,75 von 10 Punkten, da<br />
kann man zufrieden sein.<br />
Gesichert <strong>ist</strong> der Platz unter<br />
den Top 6 noch nicht, <strong>die</strong>s wird <strong>die</strong> Spirale entscheiden.<br />
Bei der „Spirale“ rollt <strong>das</strong> Rad auf nur einem Reifen<br />
in Kreisbahnen. Dadurch sind in der Gerade<br />
einfache Elemente bei der Spirale um einiges<br />
schwerer. Die Spirale <strong>ist</strong> in zwei Teile aufgeteilt:<br />
Zuerst kippt man <strong>das</strong> Rhönrad und turnt <strong>die</strong><br />
große Spirale (hier zieht der Turner große Kreise,<br />
bei einem Neigungswinkel von ca. 60 Grad),<br />
dann verringert man den Neigungswinkel und<br />
muss dann in der kleinen Spirale <strong>das</strong> Rad, <strong>das</strong><br />
nun in kleinen Kreisen „kreiselt“, durch Muskelkraft<br />
zum Stehen auf beiden Reifen bringen. Es<br />
gibt auch hier verschiedene Möglichkeiten, <strong>die</strong><br />
Spirale auszuführen; je schwieriger, desto mehr<br />
Punkte gibt es in der Schwierigkeitswertung.<br />
Auch wenn es bisher gut lief, war hier noch einmal<br />
volle Konzentration gefordert.<br />
Gleich zu Beginn meiner Kür hielt ich <strong>das</strong> Rad<br />
nicht unter Kontrolle, so befand es sich kurze<br />
Zeit wieder auf beiden Reifen. Doch darüber<br />
konnte ich mir keine weiteren Gedanken ma-<br />
Der Schüler Maximilian Höhnle (17 Jahre) hat<br />
seit letzten Sommer den Führerschein der Klasse<br />
B und nutzt seither jede Möglichkeit, mit<br />
dem Auto durch <strong>die</strong> Stadt zu fahren. Der Gymnasiast<br />
<strong>ist</strong> einer von vielen Jugendlichen, <strong>die</strong><br />
bei dem Modell „Begleitetes Fahren ab 17“ mitgemacht<br />
haben.<br />
Einige Zeit <strong>ist</strong> seit der Einführung des umstrittenen<br />
Gesetzesentwurfs nun vergangen. Am<br />
1. Januar 2008 wurde der Führerschein ab siebzehn<br />
auch in Baden-Württemberg eingeführt.<br />
Das Modell, welches in Niedersachsen bereits<br />
seit fünf Jahren läuft, sieht vor, <strong>das</strong>s Jugendliche<br />
den Autoführerschein der Klasse B (Pkw)<br />
und BE (Pkw mit Anhänger) schon mit siebzehn<br />
erhalten können, unter der Bedingung, <strong>das</strong>s<br />
sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr einen erfahrenen<br />
Erwachsenen als ständigen Beifahrer<br />
mitnehmen.<br />
Die Begleitperson muss mindestens fünf Jahre<br />
Fahrerfahrung vorweisen, über dreißig sein und<br />
darf höchstens drei Punkte in Flensburg haben.<br />
Dies soll verhindern, <strong>das</strong>s der Jugendliche mit<br />
einem erwachsenen Fahranfänger unterwegs<br />
<strong>ist</strong>, welcher nicht verantwortungsbewusst mit<br />
seiner Rolle als Begleiterperson umgeht. Es <strong>ist</strong><br />
eine beliebige Anzahl an Begleitern möglich, <strong>die</strong><br />
me<strong>ist</strong>en Jugendlichen beschränken sich jedoch<br />
auf <strong>die</strong> Eltern als Helfer im Straßenverkehr.<br />
Das Gesetz hatte ursprünglich <strong>das</strong> Ziel, <strong>die</strong><br />
überdurchschnittlich hohe Zahl an Verkehrsunfällen<br />
zu verringern, welche von jungen Menschen<br />
zwischen 18 und 25 Jahren verursacht<br />
werden. Doch schon jetzt <strong>ist</strong> es ein Erfolg, der<br />
weit über <strong>das</strong> Erhoffte hinaus geht. Maximilian<br />
Höhnle hat seinen Führerschein seit dem letzten<br />
Sommer und <strong>ist</strong> seitdem so oft wie möglich<br />
mit dem Auto unterwegs. In Begleitung seiner<br />
Mutter fährt er jede <strong>Wo</strong>che zum Saxophonunterricht,<br />
und auch an den Bodensee <strong>ist</strong> er schon<br />
gefahren. Der Gymnasiast aus dem Stuttgarter<br />
Westen brauchte zwar überdurchschnittlich<br />
viele Fahrstunden, bestand aber bei beiden<br />
Prüfungen (theoretischer und praktischer Teil)<br />
schon beim ersten Mal.<br />
Er <strong>ist</strong> auch deshalb der Ansicht, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Gesetz<br />
eine gute Möglichkeit sei, <strong>das</strong> in der Fahrschule<br />
gelernte Wissen noch ein Jahr zu üben, ohne<br />
gleich vollkommen auf sich allein gestellt zu<br />
sein. „Ich denke, man kommt sicherer im Stra-<br />
chen, der Rest musste klappen. Leider sammelte<br />
ich <strong>die</strong> restliche Zeit auch Punktabzüge – bis<br />
der erste (und zum Glück letzte) große Fehler<br />
kam: In der kleinen Spirale verschätzte ich<br />
mich und musste aussteigen. Ein bitteres Ende,<br />
gibt ein Sturz doch gleich 0,8 Punkte Abzug,<br />
von insgesamt maximal 10 Punkten.<br />
Ärgerlich, jedoch nicht wieder gut zu machen.<br />
Dadurch war mir ein Podestplatz unerreichbar,<br />
doch für einen vierten Platz hat es gereicht.<br />
Wenn ich es bei der zweiten Qualifikation noch<br />
einmal schaffe, unter <strong>die</strong> Top 6 zu kommen,<br />
steht der WM nichts mehr im Weg.<br />
Johannes Feszler<br />
ein erfolgs-<br />
modell für junge<br />
Autofahrer<br />
Das begleitete Fahren mit siebzehn<br />
soll Jugendliche richtig auf den<br />
Straßenverkehr vorbereiten<br />
ßenverkehr zurecht, denn <strong>die</strong> Begleitpersonen<br />
können einem in einigen Situationen helfen“,<br />
so der 17-Jährige.<br />
Trotzdem kann Maximilian Höhnle sich nur an<br />
ganz wenige junge Leute in seiner Fahrschule<br />
erinnern, <strong>die</strong> auch schon den Führerschein ab<br />
siebzehn gemacht haben. Das zeigt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Modell „Begleitetes Fahren ab siebzehn“ noch<br />
jung und unbekannt <strong>ist</strong>. Jedoch steigen <strong>die</strong><br />
Zahlen von 17-jährigen Autofahrern monatlich<br />
an, Dank der Werbung vieler Fahrschulen. Maximilian<br />
Höhnle fügt außerdem hinzu, <strong>das</strong>s <strong>die</strong><br />
Vorfreude auf <strong>das</strong> alleinige Autofahren nach<br />
dem Jahr mit Begleitung viel höher sei, als<br />
wenn man gleich von Beginn an alleine fahren<br />
müsse.<br />
Wegen der steigenden Bekanntheit und den<br />
überaus niedrigen Zahlen in der Unfallstat<strong>ist</strong>ik<br />
<strong>ist</strong> es fast schon sicher, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Laufzeit des<br />
Modells über den 31. Dezember 2010 hinausgehen<br />
wird. Denn ursprünglich wurde <strong>das</strong> vorher<br />
nicht ganz unumstrittene Projekt auf einen begrenzten<br />
Zeitraum festgesetzt, um <strong>die</strong> Brauchbarkeit<br />
und Wirkung des begleiteten Fahrens<br />
mit siebzehn zu testen.<br />
Auch <strong>die</strong> baden-württembergische Landesregierung<br />
zieht aus den bisher gesammelten Erfahrungen<br />
eine positive Bilanz. Knapp 33 000<br />
Jugendliche im Alter zwischen 17 und 18 hätten<br />
den Führerschein in Baden-Württemberg<br />
im ersten Jahr erworben, nur sieben mussten<br />
ihn wegen Verstößen gegen <strong>die</strong> Begleitauflagen<br />
wieder abgeben. Der Innenmin<strong>ist</strong>er von Baden-<br />
Württemberg <strong>ist</strong> sogar davon überzeugt, <strong>das</strong>s<br />
sich <strong>die</strong>ses Modell in den nächsten Jahren als<br />
Dauerlösung etablieren wird!<br />
Für einen Podestplatz hat es nicht gereicht, doch<br />
noch <strong>ist</strong> <strong>die</strong> WM-Teilnahme in greifbarer Nähe.<br />
Mit den <strong>Wo</strong>rten „Super Sache“ beschreibt auch<br />
Hans Scheible, seit vielen Jahren als Fahrlehrer<br />
in Zuffenhausen tätig, den Gesetzentwurf „Begleitetes<br />
Fahren ab 17 Jahren“ und freut sich,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong>ser sich endlich auch in Baden-Württemberg<br />
hat durchsetzen lassen. Er sieht nur<br />
positive Seiten an dem Modell. Der 63-Jährige<br />
sieht viele Vorteile, sowohl für den Führerscheininteressierten<br />
als auch für den Verkehrsfluss.<br />
Fehlende Fahrerfahrung, hohe Risikobereitschaft<br />
bei jungen Menschen und problematische<br />
Stimmung im Fahrzeug erzeugen eine erhöhte<br />
Unfallgefahr. Deshalb <strong>ist</strong> es aus Sicht des Fahrlehrers<br />
der richtige Ansatz, dem Fahranfänger<br />
einen erfahrenen Kraftfahrer zur Seite zu<br />
geben. So geht <strong>das</strong> in der Fahrschule erlernte<br />
Wissen nicht so schnell verloren, wenn ein interessierter<br />
Beifahrer immer wieder auf wichtige<br />
Dinge im Straßenverkehr hinwe<strong>ist</strong>. Die seit der<br />
Einführung sinkenden Unfallzahlen belegen<br />
<strong>die</strong> Argumente Hans Scheibles nachhaltig.<br />
Er habe in den Jahren vor der Einführung des<br />
begleiteten Fahrens viele junge 18-jährige<br />
Fahrschüler gehabt, denen es gut getan hätte,<br />
nach dem Abschluss des Fahrunterrichts einen<br />
Erwachsenen neben sich zu wissen. Denn<br />
wichtige Tipps des bekannten Begleiters können<br />
in schwierigen Verkehrssituationen bei<br />
der Reifung zum gestandenen Autofahrer fast<br />
genauso wichtig sein wie <strong>die</strong> Anweisungen des<br />
Fahrlehrers. „Man kann durch <strong>die</strong>ses eine Jahr<br />
in ständiger Begleitung wichtige Erfahrungen<br />
sammeln, von denen man ein Leben lang profitieren<br />
wird“, so der Fahrlehrer aus dem Stuttgarter<br />
Norden.<br />
Die rundum positiven Stimmen überraschen,<br />
angesichts der heißen Debatten, <strong>die</strong> vor der Ein-<br />
führung fast überall von Experten geführt wurden.<br />
Doch <strong>die</strong>se Diskussionen sind seit der nunmehr<br />
sechs Jahre anhaltenden Erfolgsgeschichte,<br />
<strong>die</strong> mit der Einführung in Niedersachsen<br />
begann, endgültig verstummt. Mitunter häufen<br />
sich <strong>die</strong> Stimmen für <strong>die</strong> langfr<strong>ist</strong>ige Durchsetzung<br />
des „Begleiteten Fahrens ab siebzehn“ in<br />
Baden-Württemberg wegen der langen L<strong>ist</strong>e an<br />
Vorteilen für den Straßenverkehr. Jugendliche,<br />
Fahrlehrer und Politiker sind sich einig. Also<br />
dürfte einer langen Lebensdauer des Gesetzes<br />
in Zukunft nichts mehr im Wege stehen.