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ANSTOSS 2017/2018

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<strong>ANSTOSS</strong> STORY: DIE TOPPMÖLLERS SEITE 18<br />

„Trier ist eine Großstadt - Die Eintracht<br />

Klare Kante: Im großen Doppel-Interview sprechen die Trainer Klaus und Dino Toppmöller<br />

Der Abstieg von Eintracht<br />

Trier, die spektakulären Trainerwechsel<br />

in der Bundesliga,<br />

die nationale Dominanz<br />

der Bayern, die Millionen<br />

aus China, die Zukunft des<br />

1. FC Kaiserslautern, der<br />

Wandel im luxemburgischen<br />

Fußball und eigenen Ambitionen:<br />

Klaus Toppmöller<br />

und Sohn Dino Toppmöller<br />

nehmen im Interview mit<br />

TV-Redakteur Mirko Blahak<br />

kein Blatt vor den Mund.<br />

Der Deutschen Presse-Agentur<br />

war es eine Meldung wert,<br />

dass Sie, Dino, im Gegensatz<br />

zu Ihrem Vater Klaus als<br />

Trainer schon Titel gewonnen<br />

haben – nämlich die luxemburgische<br />

Meisterschaft und<br />

den luxemburgischen Pokal<br />

mit Düdelingen. Wie ist diese<br />

Schmonzette im Hause Toppmöller<br />

angekommen?<br />

Klaus Toppmöller: Bei<br />

mir wird oftmals immer nur<br />

die Saison 2001/02 gesehen,<br />

als wir mit Bayer Leverkusen<br />

Vizemeister wurden und das<br />

DFB-Pokal- und Champions-League-Finale<br />

verloren<br />

haben – und das in einer<br />

Spielzeit, in der uns Udo Lattek<br />

in der Bundesliga lediglich<br />

Platz sieben zugetraut<br />

hatte. Aber ich bin auch<br />

Meister geworden – mit dem<br />

VfL Bochum in der zweiten<br />

Liga und mit dem 1. FC Saarbrücken<br />

in der Regionalliga.<br />

So etwas wird immer gerne<br />

unter den Tisch gekehrt.<br />

Dino Toppmöller hat Grund zum Lachen: Mit F 91 Düdelingen hat er im<br />

Großherzogtum Luxemburg die Meisterschaft und den Pokal gewonnen.<br />

Foto: Gerry Schmit/Tageblatt<br />

Während Sohn Dino (rechts) am Anfang seiner Trainerkarriere steht, verabschiedet sich Klaus Toppmöller<br />

ins Rentnerdasein.<br />

TV-Foto: Mirko Blahak<br />

Welche Bedeutung haben<br />

die beiden Titel in Luxemburg<br />

für Sie?<br />

Dino Toppmöller: Ich bin<br />

erst seit vier Jahren Cheftrainer.<br />

Ich bin stolz darauf,<br />

mir in so kurzer Zeit solch einen<br />

Erfolg erarbeitet zu haben.<br />

Dennoch muss man natürlich<br />

die Titel auch richtig<br />

einschätzen können im Vergleich<br />

zu Kollegen, die in<br />

ganz anderen Sphären unterwegs<br />

sind. Ich will mich nicht<br />

mit jemandem vergleichen,<br />

der in der Bundesliga und<br />

Champions League unterwegs<br />

ist.<br />

Luxemburg galt vor mehreren<br />

Jahren noch eher als Endstation<br />

für Spieler und Trainer<br />

im Herbst ihrer Karrieren.<br />

Es scheint, als hat sich<br />

das geändert. Wird das Großherzogtum<br />

zum Sprungbrett?<br />

Dino Toppmöller: Ja, absolut.<br />

Der Fußball in Luxemburg<br />

ist besser geworden.<br />

Dadurch ist er attraktiver geworden.<br />

Wir haben in Düdelingen<br />

keine Spieler geholt,<br />

die anderswo höherklassig<br />

gespielt haben, aber kurz vor<br />

dem Karriereende standen.<br />

Dominik Stolz zum Beispiel<br />

ist als 26-Jähriger vom SV<br />

Sandhausen zu uns gekommen.<br />

Auch Mario Pokar war<br />

26, als er 2016 vom 1. FC Kaiserslautern<br />

II zu uns kam.<br />

Wenn du in Deutschland in<br />

der zweiten oder dritten Liga<br />

spielen kannst, musst du in<br />

Deutschland bleiben. Aber<br />

wenn du bei einem Drittligisten<br />

oder Regionalligisten<br />

merkst, du kommst nicht<br />

weiter, dann kann ein Wechsel<br />

nach Luxemburg einen<br />

neuen Impuls geben – auch<br />

durch die Möglichkeit, mit<br />

den ambitionierten Teams<br />

europäisch zu spielen. Pro<br />

Saison schafft es aus Luxemburg<br />

auch immer wieder jemand,<br />

in eine bessere Liga zu<br />

wechseln. So wie Enes Mahmutovic,<br />

der von Fola Esch<br />

zum FC Middlesbrough gewechselt<br />

ist. Oder zuvor Laurent<br />

Jans, der von Fola zu<br />

Waasland-Beveren in die erste<br />

belgische Liga gegangen<br />

ist.<br />

Klaus Toppmöller: Als<br />

ich noch für den FSV Salmrohr<br />

gespielt habe, haben wir<br />

gegen CS Grevenmacher 7:0<br />

gewonnen. Heute gehen Partien<br />

zwischen Salmrohr oder<br />

auch Eintracht Trier und luxemburgischen<br />

Teams viel<br />

enger aus.<br />

Stichwort Trier: Durch den<br />

Abstieg des SVE ist die Region<br />

Trier noch ein bisschen<br />

mehr von der Fußball-Landkarte<br />

verschwunden. Ist nicht<br />

mehr drin als die Oberliga?<br />

Oder was läuft schief?<br />

Klaus Toppmöller: Es<br />

sind in der Personalpolitik<br />

Fehler gemacht worden. Und<br />

es gibt ein unzureichendes<br />

Scouting. In jedem Dorfverein<br />

gibt es im Jugendbereich<br />

eine Granate. Doch man<br />

muss übers Land tingeln, um<br />

sie zu entdecken und sie<br />

dann im eigenen Club zu fördern<br />

und an die erste Mannschaft<br />

heranzuführen.<br />

Wie schwer wird’s für Trier,<br />

aus der Oberliga wieder nach<br />

oben zu entschwinden?<br />

Dino Toppmöller: Die Erwartungen<br />

in dieser Saison<br />

sollten nicht so hoch sein,<br />

vom direkten Wiederaufstieg<br />

zu reden. Wenn es so kommt,<br />

wäre das natürlich top. Aber<br />

der FC Homburg dürfte aufgrund<br />

seiner finanziellen<br />

Möglichkeiten der Top-Favorit<br />

sein. Wenn er nicht alles<br />

falsch macht, dürfte er aufsteigen.<br />

Vielleicht muss man<br />

ein Konsolidierungsjahr akzeptieren,<br />

um dann in der<br />

Saison danach mit richtigen<br />

Personalentscheidungen den<br />

Weg nach oben anzustreben.<br />

Gut ist: Trier hat einen jungen<br />

und talentierten Trainer,<br />

den man nicht direkt an Ergebnissen<br />

messen sollte. Bei<br />

der Eintracht hat in den vergangenen<br />

Jahren Fußball-<br />

Fachkompetenz gefehlt. Es<br />

fehlte an der Spitze an sportlicher<br />

Führung. Das Paradoxe<br />

generell im Fußball ist:<br />

Amateure entscheiden über<br />

Profis.<br />

Klaus Toppmöller: Das<br />

ist nicht nur in Trier so, sondern<br />

vielerorts. Es ist aller<br />

Ehren wert, wenn Sponsoren<br />

Geld in Vereine stecken und<br />

wissen, das sehe ich zu 99,9<br />

Prozent nicht wieder. Problematisch<br />

wird es dann,<br />

wenn sie mitbestimmen wollen,<br />

ihnen aber die Fußball-<br />

Kompetenz fehlt.<br />

Dino Toppmöller: Es ist<br />

wirklich schade. Trier ist eine<br />

Großstadt. Die Eintracht<br />

gehört für mich in die dritte<br />

Liga.<br />

Der FSV Salmrohr blieb<br />

nur wegen des „Zwangs“-Abstiegs<br />

des FK Pirmasens II in<br />

der Oberliga. Ist der neue<br />

Trainer Peter Rubeck der<br />

Richtige, um neues Feuer zu<br />

entfachen?<br />

Dino Toppmöller: Was in<br />

Salmrohr passiert, interessiert<br />

mich eigentlich nicht<br />

mehr. Ich kann mir aber<br />

schon vorstellen, dass Peter<br />

Rubeck die Mannschaft auf<br />

Trab bringt.

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