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<strong>ANSTOSS</strong> STORY: DIE TOPPMÖLLERS SEITE 18<br />
„Trier ist eine Großstadt - Die Eintracht<br />
Klare Kante: Im großen Doppel-Interview sprechen die Trainer Klaus und Dino Toppmöller<br />
Der Abstieg von Eintracht<br />
Trier, die spektakulären Trainerwechsel<br />
in der Bundesliga,<br />
die nationale Dominanz<br />
der Bayern, die Millionen<br />
aus China, die Zukunft des<br />
1. FC Kaiserslautern, der<br />
Wandel im luxemburgischen<br />
Fußball und eigenen Ambitionen:<br />
Klaus Toppmöller<br />
und Sohn Dino Toppmöller<br />
nehmen im Interview mit<br />
TV-Redakteur Mirko Blahak<br />
kein Blatt vor den Mund.<br />
Der Deutschen Presse-Agentur<br />
war es eine Meldung wert,<br />
dass Sie, Dino, im Gegensatz<br />
zu Ihrem Vater Klaus als<br />
Trainer schon Titel gewonnen<br />
haben – nämlich die luxemburgische<br />
Meisterschaft und<br />
den luxemburgischen Pokal<br />
mit Düdelingen. Wie ist diese<br />
Schmonzette im Hause Toppmöller<br />
angekommen?<br />
Klaus Toppmöller: Bei<br />
mir wird oftmals immer nur<br />
die Saison 2001/02 gesehen,<br />
als wir mit Bayer Leverkusen<br />
Vizemeister wurden und das<br />
DFB-Pokal- und Champions-League-Finale<br />
verloren<br />
haben – und das in einer<br />
Spielzeit, in der uns Udo Lattek<br />
in der Bundesliga lediglich<br />
Platz sieben zugetraut<br />
hatte. Aber ich bin auch<br />
Meister geworden – mit dem<br />
VfL Bochum in der zweiten<br />
Liga und mit dem 1. FC Saarbrücken<br />
in der Regionalliga.<br />
So etwas wird immer gerne<br />
unter den Tisch gekehrt.<br />
Dino Toppmöller hat Grund zum Lachen: Mit F 91 Düdelingen hat er im<br />
Großherzogtum Luxemburg die Meisterschaft und den Pokal gewonnen.<br />
Foto: Gerry Schmit/Tageblatt<br />
Während Sohn Dino (rechts) am Anfang seiner Trainerkarriere steht, verabschiedet sich Klaus Toppmöller<br />
ins Rentnerdasein.<br />
TV-Foto: Mirko Blahak<br />
Welche Bedeutung haben<br />
die beiden Titel in Luxemburg<br />
für Sie?<br />
Dino Toppmöller: Ich bin<br />
erst seit vier Jahren Cheftrainer.<br />
Ich bin stolz darauf,<br />
mir in so kurzer Zeit solch einen<br />
Erfolg erarbeitet zu haben.<br />
Dennoch muss man natürlich<br />
die Titel auch richtig<br />
einschätzen können im Vergleich<br />
zu Kollegen, die in<br />
ganz anderen Sphären unterwegs<br />
sind. Ich will mich nicht<br />
mit jemandem vergleichen,<br />
der in der Bundesliga und<br />
Champions League unterwegs<br />
ist.<br />
Luxemburg galt vor mehreren<br />
Jahren noch eher als Endstation<br />
für Spieler und Trainer<br />
im Herbst ihrer Karrieren.<br />
Es scheint, als hat sich<br />
das geändert. Wird das Großherzogtum<br />
zum Sprungbrett?<br />
Dino Toppmöller: Ja, absolut.<br />
Der Fußball in Luxemburg<br />
ist besser geworden.<br />
Dadurch ist er attraktiver geworden.<br />
Wir haben in Düdelingen<br />
keine Spieler geholt,<br />
die anderswo höherklassig<br />
gespielt haben, aber kurz vor<br />
dem Karriereende standen.<br />
Dominik Stolz zum Beispiel<br />
ist als 26-Jähriger vom SV<br />
Sandhausen zu uns gekommen.<br />
Auch Mario Pokar war<br />
26, als er 2016 vom 1. FC Kaiserslautern<br />
II zu uns kam.<br />
Wenn du in Deutschland in<br />
der zweiten oder dritten Liga<br />
spielen kannst, musst du in<br />
Deutschland bleiben. Aber<br />
wenn du bei einem Drittligisten<br />
oder Regionalligisten<br />
merkst, du kommst nicht<br />
weiter, dann kann ein Wechsel<br />
nach Luxemburg einen<br />
neuen Impuls geben – auch<br />
durch die Möglichkeit, mit<br />
den ambitionierten Teams<br />
europäisch zu spielen. Pro<br />
Saison schafft es aus Luxemburg<br />
auch immer wieder jemand,<br />
in eine bessere Liga zu<br />
wechseln. So wie Enes Mahmutovic,<br />
der von Fola Esch<br />
zum FC Middlesbrough gewechselt<br />
ist. Oder zuvor Laurent<br />
Jans, der von Fola zu<br />
Waasland-Beveren in die erste<br />
belgische Liga gegangen<br />
ist.<br />
Klaus Toppmöller: Als<br />
ich noch für den FSV Salmrohr<br />
gespielt habe, haben wir<br />
gegen CS Grevenmacher 7:0<br />
gewonnen. Heute gehen Partien<br />
zwischen Salmrohr oder<br />
auch Eintracht Trier und luxemburgischen<br />
Teams viel<br />
enger aus.<br />
Stichwort Trier: Durch den<br />
Abstieg des SVE ist die Region<br />
Trier noch ein bisschen<br />
mehr von der Fußball-Landkarte<br />
verschwunden. Ist nicht<br />
mehr drin als die Oberliga?<br />
Oder was läuft schief?<br />
Klaus Toppmöller: Es<br />
sind in der Personalpolitik<br />
Fehler gemacht worden. Und<br />
es gibt ein unzureichendes<br />
Scouting. In jedem Dorfverein<br />
gibt es im Jugendbereich<br />
eine Granate. Doch man<br />
muss übers Land tingeln, um<br />
sie zu entdecken und sie<br />
dann im eigenen Club zu fördern<br />
und an die erste Mannschaft<br />
heranzuführen.<br />
Wie schwer wird’s für Trier,<br />
aus der Oberliga wieder nach<br />
oben zu entschwinden?<br />
Dino Toppmöller: Die Erwartungen<br />
in dieser Saison<br />
sollten nicht so hoch sein,<br />
vom direkten Wiederaufstieg<br />
zu reden. Wenn es so kommt,<br />
wäre das natürlich top. Aber<br />
der FC Homburg dürfte aufgrund<br />
seiner finanziellen<br />
Möglichkeiten der Top-Favorit<br />
sein. Wenn er nicht alles<br />
falsch macht, dürfte er aufsteigen.<br />
Vielleicht muss man<br />
ein Konsolidierungsjahr akzeptieren,<br />
um dann in der<br />
Saison danach mit richtigen<br />
Personalentscheidungen den<br />
Weg nach oben anzustreben.<br />
Gut ist: Trier hat einen jungen<br />
und talentierten Trainer,<br />
den man nicht direkt an Ergebnissen<br />
messen sollte. Bei<br />
der Eintracht hat in den vergangenen<br />
Jahren Fußball-<br />
Fachkompetenz gefehlt. Es<br />
fehlte an der Spitze an sportlicher<br />
Führung. Das Paradoxe<br />
generell im Fußball ist:<br />
Amateure entscheiden über<br />
Profis.<br />
Klaus Toppmöller: Das<br />
ist nicht nur in Trier so, sondern<br />
vielerorts. Es ist aller<br />
Ehren wert, wenn Sponsoren<br />
Geld in Vereine stecken und<br />
wissen, das sehe ich zu 99,9<br />
Prozent nicht wieder. Problematisch<br />
wird es dann,<br />
wenn sie mitbestimmen wollen,<br />
ihnen aber die Fußball-<br />
Kompetenz fehlt.<br />
Dino Toppmöller: Es ist<br />
wirklich schade. Trier ist eine<br />
Großstadt. Die Eintracht<br />
gehört für mich in die dritte<br />
Liga.<br />
Der FSV Salmrohr blieb<br />
nur wegen des „Zwangs“-Abstiegs<br />
des FK Pirmasens II in<br />
der Oberliga. Ist der neue<br />
Trainer Peter Rubeck der<br />
Richtige, um neues Feuer zu<br />
entfachen?<br />
Dino Toppmöller: Was in<br />
Salmrohr passiert, interessiert<br />
mich eigentlich nicht<br />
mehr. Ich kann mir aber<br />
schon vorstellen, dass Peter<br />
Rubeck die Mannschaft auf<br />
Trab bringt.