Kerusk-Armin-Die-Staatsangehörigkeit-der-Deutschen
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die Studentenverbindungen waren, trotz harter Repressalien<br />
(Karlsba<strong>der</strong> Beschlüsse 1819) in den Einzelstaaten nicht zum<br />
Schweigen gebracht werden konnte, blieb die rechtliche Form des<br />
<strong>Deutschen</strong> Bundes bis zum Ausbruch <strong>der</strong> Revolution von 1848/49<br />
im Großen und Ganzen zementiert, nur um mit noch größerer<br />
Wucht vorübergehend hinweggefegt zu werden.<br />
Mit <strong>der</strong> Revolution von 1848/1849 blieb es jedoch nur beim<br />
Versuch, Deutschland auf parlamentarischem Wege, d.h. auf<br />
Grundlage <strong>der</strong> Volkssouveränität, von unten herauf in einem<br />
Staat zu vereinen. <strong>Die</strong> am 23. März 1849 verabschiedete<br />
Verfassung für das deutsche Reich ging hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Zentralisierung <strong>der</strong> Staatsgewalt in Deutschland in manchen<br />
Punkten viel weiter, als die spätere Reichsverfassung von 1871.<br />
Infolge <strong>der</strong> Ablehnung <strong>der</strong> Kaiserkrone durch den preußischen<br />
König, Friedrich Wilhelm IV., die alle Hoffnungen <strong>der</strong><br />
Abgeordneten in <strong>der</strong> Paulskirche zunichte machte, konnte sie<br />
jedoch keine Wirkungskraft mehr entfalten. Auch hatten sich die<br />
deutschen Fürsten inzwischen von den revolutionären<br />
Umwälzungen erholen können und Gegenmaßnahmen eingeleitet.<br />
Das nach <strong>der</strong> Abberufung zahlreicher Abgeordneter nach<br />
Stuttgart verlagerte Rumpfparlament wurde schließlich am 18.<br />
Juni 1849 mit Waffengewalt aufgelöst, das Intermezzo <strong>der</strong><br />
Märzrevolution mit ihrem kurzlebigen deutschen Reich fand ein<br />
unrühmliches Ende. 23<br />
Als vollkommen fruchtlos erwiesen sich die Errungenschaften <strong>der</strong><br />
Märzrevolution jedoch nicht. Bereits kurz nach <strong>der</strong> gescheiterten<br />
Revolution gingen von Preußen Initiativen aus, die Einigung<br />
Deutschlands von Oben zu verwirklichen. Blieben diese Versuche,<br />
das Dreikönigsbündnis vom 26. Mai 1849 zwischen Preußen,<br />
Hannover und Sachsen, das durch den Austritt von Hannover<br />
und Sachsen in die Erfurter Union zwischen Preußen und<br />
kleineren deutschen Staaten mündete, zwar so erfolglos wie <strong>der</strong><br />
vorangegangene <strong>der</strong> Paulskirchen-Abgeordneten, so war jedoch<br />
eine Entwicklung eingeleitet worden, die keinen Schritt zurück in<br />
den völligen Partikularismus mehr ermöglichte. 24<br />
Gegen den Wi<strong>der</strong>stand Preußens, das eine vollkommene<br />
Gleichstellung mit Österreich im <strong>Deutschen</strong> Bund wünschte, aber<br />
nicht erhielt, for<strong>der</strong>te Österreich am 26. April 1850 die<br />
23 POSENER: Verfassung des <strong>Deutschen</strong> Reiches. S. 7 – 10.<br />
24 ARNDT: Verfassung des <strong>Deutschen</strong> Reichs. S. 35.; POSENER: Verfassung des <strong>Deutschen</strong><br />
Reiches. S. 9f.; REINCKE, Otto: <strong>Die</strong> Verfassung des <strong>Deutschen</strong> Reichs nebst<br />
Ausführungsgesetzen. für den praktischen Gebrauch. Mit besond. Beziehung auf<br />
Preußen. Berlin 1906. S. 30.