Kerusk-Armin-Die-Staatsangehörigkeit-der-Deutschen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
31<br />
Kapitel III.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Staatsangehörigkeit</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong>.<br />
A.) Das gemeinsame Indigenat gemäß Art. 3 <strong>der</strong><br />
Reichsverfassung.<br />
Wie im vorangegangenen Kapitel bereits erwähnt wurde, besaß<br />
<strong>der</strong> Norddeutsche Bund und später das Deutsche Reich bereits die<br />
Gesetzgebungskompetenz im Bereich des<br />
<strong>Staatsangehörigkeit</strong>srechtes. Bis zur Einführung des Reichs- und<br />
<strong>Staatsangehörigkeit</strong>sgesetzes vom 22. Juli 1913 (Inkrafttreten am<br />
1. Januar 1914) bildete das am 1. Juli 1870 erlassene Gesetz über<br />
die Erwerbung und den Verlust <strong>der</strong> Bundes- und<br />
<strong>Staatsangehörigkeit</strong> die Rechtsgrundlage dafür, wie im<br />
Norddeutschen Bund die Bundes-, bzw. ab 1871 im <strong>Deutschen</strong><br />
Reich, die Reichs- und <strong>Staatsangehörigkeit</strong> erworben wurde und<br />
wie<strong>der</strong> verloren gehen konnte.<br />
Doch auch die Reichsverfassung schwieg sich nicht ganz über die<br />
staatsangehörigkeitsrechtlichen Verhältnisse aus, die sich mit <strong>der</strong><br />
Gründung des Norddeutschen Bundes und dessen Erweiterung<br />
zum <strong>Deutschen</strong> Reich grundlegend geän<strong>der</strong>t hatten.<br />
Art. 3 <strong>der</strong> Reichsverfassung vom 16. April 1871 lautete:<br />
„[1.] Für ganz Deutschland besteht ein gemeinsames<br />
Indigenat mit <strong>der</strong> Wirkung, daß <strong>der</strong> Angehörige<br />
(Unterthan, Staatsbürger) eines jeden Bundesstaates in<br />
jedem an<strong>der</strong>en Bundesstaate als Inlän<strong>der</strong> zu behandeln und<br />
demgemäß zum festen Wohnsitz, zum Gewerbebetriebe, zu<br />
öffentlichen Ämtern, zur Erwerbung von Grundstücken,<br />
zur Erlangung des Staatsbürgerrechtes und zum Genusse<br />
aller sonstigen bürgerlichen Rechte unter denselben<br />
Voraussetzungen wie <strong>der</strong> Einheimische zuzulassen, auch in<br />
Betreff <strong>der</strong> Rechtsverfolgung und des Rechtsschutzes<br />
demselben gleich zu behandeln ist.<br />
[2.] Kein Deutscher darf in <strong>der</strong> Ausübung dieser Befugniß<br />
durch die Obrigkeit seiner Heimath, o<strong>der</strong> durch die<br />
Obrigkeit eines an<strong>der</strong>en Bundesstaates beschränkt werden.<br />
[3.] <strong>Die</strong>jenigen Bestimmungen, welche die<br />
Armenversorgung und die Aufnahme in den lokalen<br />
Gemeindeverband betreffen, werden durch den im ersten<br />
Absatz ausgesprochenen Grundsatz nicht berührt.<br />
[4.] Ebenso bleiben bis auf Weiteres die Verträge in Kraft,<br />
welche zwischen den einzelnen Bundesstaaten in Beziehung<br />
auf die Übernahme von Auszuweisenden, die Verpflegung