Griaß di' Allgäu Sommer 2016
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ALLGÄU AKTIV | Mountainbiken<br />
Oy-Mit<br />
Rottachsee<br />
wie sie geschickt um Serpentinen zirkeln, Steilstufen überwinden<br />
oder über Stufen fahren können.<br />
Heute haben wir frei und nehmen selbst eine Tour in Angriff.<br />
Wir haben uns einen absoluten Klassiker ausgesucht: die Runde<br />
um den Säuling. Mächtig ragt der 2047 Meter hohe Felsklotz über<br />
dem vom Gletscher platt geschliffenen Füssener Vorland heraus.<br />
Zu Beginn bietet die Tour ein touristisches Schmankerl: Von Hohenschwangau<br />
führt die Strecke direkt zu Schloss Neuschwanstein<br />
hinauf. In Schlangenlinien umfahren wir Pferdekutschen,<br />
die Urlauber zum Schloss hinaufziehen, zielen durch asiatische<br />
Reisegruppen und lassen belgische Rentner passieren. Achtung:<br />
Die Asphaltstraße, auf der die Busse hinauf fahren, ist gesperrt<br />
für Radler. Wir nehmen deshalb den steilen Schotterweg, der<br />
Rodelbahn genannt wird. Schon jetzt benötigen wir den ersten<br />
Gang. Als Entschädigung ernten wir Applaus und Bravo-Rufe<br />
von einer italienischen Familie.<br />
Wertach<br />
O<br />
Oben: Ankunft am<br />
Berggasthof Bleckenau.<br />
Unten: kurzer Halt und Blick auf den Säuling.<br />
Tourenplanung & Ausrüstung<br />
OB FEIERABENDRUNDE ODER ALPENÜBERQUERUNG – eine gute<br />
Planung ist unerlässlich. Für Tagestouren wird empfohlen: Radhose,<br />
eventuell Funktionsunterhemd, Wind-, Softshell- oder Regenjacke (je<br />
nach Witterung), Knie-, Bein- und Armlinge, warme Schicht (Fleece<br />
oder Primaloft), Handschuhe, Helm, Brille, eventuell Protektoren,<br />
Radschuhe und -socken, Erste-Hilfe-Ausstattung, Licht, Werkzeug,<br />
Getränk, Verpflegung, Sonnenschutz, Kartenmaterial, Führer, Geld,<br />
Handy, Tachometer und Höhenmesser oder GPS-Gerät, Helmmütze<br />
oder andere Kopfbedeckung aus Funktionsstoff, Regenhose.<br />
(Quelle: „Richtig Mountainbiken“ von Matthias Laar und Verena Stitzinger, BLV Verlag)<br />
Eintauchen in eine andere Welt<br />
Sobald wir die Abzweigung zu Schloss und Marienbrücke links<br />
liegen gelassen haben, wird es ruhig. Wir tauchen ein in eine andere<br />
Welt. Dunkelgrüne Fichten spenden Schatten an diesem heißen<br />
Tag, am Boden wachsen die großen, fleischigen Blätter des<br />
Alpendosts. Ein Schwarzspecht flattert auf und benutzt eine ganze<br />
Weile die Schneise des Weges als Flugbahn. Wir betrachten die<br />
großen, schwarzen Schwingen und die roten Federn an seinem<br />
Hinterkopf. Im Bergwald gibt es viel zu sehen – und schon sind<br />
wir beim Berggasthof Bleckenau, einem Holzhaus mit besonderer<br />
Geschichte. Um 1850 herum hatte König Maximilian II. das<br />
„Schweizerhaus“ für seine Ehefrau Marie bauen lassen. Denn die<br />
Hohenzollernprinzessin aus Berlin liebte die Berge.<br />
Nach ihrer Hochzeit in München unternahm sie als bayerische<br />
Kronprinzessin und später als Königin zahlreiche Reisen zu Fuß,<br />
unter anderem auf den Säuling. Marie hatte oft ihre Söhne Otto<br />
und Ludwig, den späteren König Ludwig II. und Erbauer von<br />
Schloss Neuschwanstein, an ihrer Seite, und so wurden auch die<br />
beiden von der Wanderleidenschaft angesteckt.<br />
Eine Einkehr lockt – doch wir widerstehen. Vorbei an mächtigen<br />
Bergahorn-Bäumen im flachen Talboden strampeln wir<br />
weiter. Neben uns plätschert der glasklare Gebirgsbach Pöllat<br />
über weiße Kalkfelsen. Trotz all der Idylle wissen wir, was uns<br />
jetzt erwartet: das steilste Stück an der sogenannten Kesselbrücke.<br />
Oben an der Jägerhütte sind wir wieder munterer. Nach<br />
der stärkenden Einkehr wartet ein weiterer Genuss auf uns: der<br />
Single-Trail hinab in den Ammerwald. Konzentration ist gefragt,<br />
vor allem in den engen Kurven, den Serpentinen. Der Hang ist<br />
steil, der schmale Weg steinig. Beflügelt von der gelungenen Herausforderung,<br />
rollen wir danach auf der Asphaltstraße ein Stück<br />
Richtung Plansee.<br />
Wer noch nie hier war, sollte bis zum See fahren und den Blick<br />
genießen. Der Weiterweg aber zweigt ein wenig früher ab. Wieder<br />
geht es in ein Bergtal. Wo es zur Dürrenbergalpe geht, entscheiden<br />
wir uns zu einer Fleißaufgabe – und kurbeln eine halbe<br />
Stunde bergauf. Die Belohnung: An der Hütte erwartet den Gast<br />
ein unglaublicher Fernblick ins Lechtal und auf die Berge des <strong>Allgäu</strong>er<br />
Hauptkamms. Dann gibt es ein kühles Getränk.<br />
Hinterstein<br />
16 | <strong>Griaß</strong> di’ <strong>Allgäu</strong>