22.08.2017 Aufrufe

Griaß di' Allgäu Sommer 2016

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ALLGÄU GENIESSEN | Käseveredler<br />

Sie vereint nicht nur die Liebe zum Käse:<br />

Thomas Breckle und seine Lebenspartnerin Marian Holm.<br />

Man muss als Käseveredler auch schon<br />

mal kräftig Hand anlegen können.<br />

Walnuss, Orangensaft, Heublumen – was heutzutage nicht<br />

alles der Schmiere und dem Käse beigemischt wird, um ihm angeblich<br />

eine besondere Note zu verleihen. Purist Thomas Breckle<br />

hält davon nichts: „Von den 80 Sorten, die in manchen Käsläden<br />

angeboten werden, schmecken doch 70 gleich.“ Das edle<br />

„Jamei“-Sortiment besteht derzeit nur aus 14 Varianten, fünf bis<br />

sechs davon sind im Verkauf – der Rest darf in Ruhe reifen. Auf<br />

Schnickschnack in der Schmiere wird bewusst verzichtet. „Ein<br />

Käs'“, so Breckles Affineur-Grundsatz, „muss für sich selber sprechen.“<br />

Umso wichtiger sei es freilich, hochwertige Rohware zu<br />

finden. Denn: Nicht jeder Käs' lasse sich veredeln und alt machen.<br />

Die Suche nach dem perfekten Ausgangsmaterial ist eine Geschichte<br />

für sich – kultig eben, wie so vieles bei „Jamei“. Zwei-,<br />

dreimal im Jahr startet die Männer-Runde um Thomas Breckle,<br />

Martin Rößle, Reinhold Jutz sowie dem Freund und Helfer<br />

Niklas Ernst zur Erkundungstour – per Mountainbike. Zehn<br />

bis 20 Tage dauert so eine „Tour de Fromage“, auf der zig Alpen<br />

abgeklappert werden. Wo man am Ende rauskommt, bleibt<br />

offen. „Das ist schon auch Arbeit“, betont Breckle. „Aber da ist<br />

vor allem diese Wahnsinnsfreude: einfach los zu radeln und nicht<br />

zu wissen, wo es hingeht.“ Man hört sich um, geht diesem oder<br />

jenem Tipp nach, lässt sich ganz einfach treiben. Thomas Breckle:<br />

„Mal willst du eigentlich ins Berner Oberland fahren, kommst<br />

aber dann im Vinschgau heraus.“<br />

Pro Jahr ein bis zwei Alpen mit neuen Spitzenprodukten auszukundschaften,<br />

das ist der Anspruch dieser ungewöhnlichen Betriebssportgruppe.<br />

Unter Druck setzt sich das uartett freilich nicht.<br />

„Wozu auch? Wir haben einen genialen Grundstock“, sagt Breckle.<br />

Hochwertige Ware<br />

Blick von der Theke in den Laden, wo sich übrigens<br />

Verkäufer und Kunden grundsätzlich duzen.<br />

Die Käseveredler aus dem <strong>Allgäu</strong> machen sich nichts vor. Sie sind<br />

auf hochwertige Ware von den Alpen angewiesen. Umso wichtiger<br />

ist es dem „Jamei“-Team, die „Vorarbeiter“ in den Bergen respektvoll<br />

zu behandeln. Dazu gehört auch, jedem Senn einen fairen<br />

Preis zu bezahlen. „Die Älpler sind die Wertschätzung ihrer<br />

Arbeit gar nicht gewohnt“, hat Breckle festgestellt. Er freut sich<br />

jedes Mal, wenn einer der Lieferanten in Kempten vorbeischaut<br />

– um zu sehen und zu schmecken, was aus seinem Käse geworden<br />

ist. So wie jener Schweizer Senn, der an diesem Vormittag<br />

im Laden war. Breckle: „Der hatte Tränen in den Augen, als ich<br />

seinen 30 Monate alten Emmentaler angeschnitten habe und ihm<br />

ein Stück davon zum Probieren gab.“<br />

Während Martin Rößle, 27, das Käsen in jungen Jahren von<br />

der Pike auf gelernt hat, ist Breckle ein Spätberufener und noch<br />

dazu Autodidakt. Wieder so eine „Jamei“-Geschichte. Leistungssportler<br />

war der „Jamei“-Gründer bis zum 24. Lebensjahr. Mit<br />

dem Wettkampfsport aufgehört hat er als Mitglied der Langlauf-<br />

Junioren-Nationalmannschaft, weil er erkennen musste, dass es<br />

für die Weltspitze nicht reichen würde. Hart angekommen sei<br />

ihm der Entschluss, erzählt Thomas Breckle. „Ich war Vollblutsportler.“<br />

„Snorre“, wie ihn seine Freunde nennen, verdiente später als<br />

Bergführer sein Geld. Eines Tages lud ihn eine Gruppe Hamburger,<br />

die er aufs Matterhorn geführt hatte, als Dank zum Bergführer-Fest<br />

in die Hansestadt ein. Der Mann aus den Bergen brachte<br />

74 | <strong>Griaß</strong> di’ <strong>Allgäu</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!