Mut zur Filiale - RWGV
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LANDWIRTSCHAFT<br />
Fotos: Martin Gausmann<br />
„Eine kalte Nacht hätte gereicht“<br />
Die Winzergenossenschaften des <strong>RWGV</strong> warteten vergeblich auf den Frost.<br />
Rudolf Mies, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr,<br />
und Kellermeisterin Astrid Rickert legten selbst Hand an.<br />
Mayschoss-Altenahr/Bernkastel-Kues.<br />
Eiswein ist eine edelsüße Rarität.<br />
Nicht nur, weil vergleichsweise kleine<br />
Flächen für diesen Tropfen reserviert<br />
bleiben. Er kann auch nicht in jedem<br />
Jahr geerntet werden, wie die Winzer<br />
an Mosel und Ahr in diesem Jahr leidvoll<br />
erfahren mussten. „Wir brauchen<br />
nun mal stabilen Frost“, so Rudolf<br />
Mies, Vorstandsvorsitzender der WinzergenossenschaftMayschoss-Altenahr.<br />
„Im Notfall reicht uns eine Nacht<br />
mit acht bis neun Stunden unter<br />
zehn Grad Celsius, da für einen Eiswein<br />
das Wasser in den Trauben vollständig<br />
gefrieren muss.“ In der Hoffnung<br />
auf eine derart kalte Nacht hatten<br />
die Winzergenossen einen Hektar<br />
Weinberg bei der Lese ausgelassen<br />
und damit auf etwa 10.000 Liter besten<br />
Riesling verzichtet. Ein enormes<br />
Risiko, denn bei der Eisweinproduktion<br />
können die Winzer höchstens mit<br />
einem Viertel dieser Menge rechnen.<br />
„Mit 20 fleißigen Helfern haben wir<br />
dann in der Nacht zum 27. Dezember<br />
alles versucht“, berichtet Mies. Aber<br />
das Thermometer fiel lediglich bis auf<br />
minus fünf Grad.<br />
42 GB 1/2007<br />
Zu wenig für einen Eiswein. Die Winzer<br />
hatten jedoch Glück im Unglück,<br />
denn die Trauben waren gesund und<br />
konnten zu etwa 2.000 Liter Riesling-<br />
Auslese verarbeitet werden. Um noch<br />
eine Minimalchance auf den Eiswein<br />
zu wahren, ließ man einige Quadratmeter<br />
unberührt. Der Sturm Kyrill<br />
fegte jedoch die Trauben und damit<br />
die letzte Hoffnung hinweg.<br />
„Wir gehen alljährlich ein Pokerspiel<br />
ein. Diesmal hat es sich leider nicht<br />
ausgezahlt“, nimmt Mies es sportlich.<br />
Da es auch im letzten Jahr mit dem<br />
Eiswein nicht geklappt hat, muss auf<br />
die Bestände der Vorjahre <strong>zur</strong>ückgegriffen<br />
werden.<br />
Viele Winzer in Deutschland gehen<br />
das Risiko der Eiswein-Produktion<br />
schon gar nicht mehr ein. „In Rheinland-Pfalz<br />
ließen sich die Weinberge,<br />
die 2006 für Eiswein reserviert wurden,<br />
an zwei Händen abzählen“, so<br />
Ernst Büscher vom deutschen Weininstitut<br />
in Mainz. Auch die Moselland<br />
eG hat im vergangenen Jahr auf die<br />
Eiswein-Lese verzichtet. Die feuchte<br />
Witterung im August hätte sich<br />
bereits negativ auf den Gesundheitszustand<br />
der Trauben ausgewirkt, eine<br />
Eisweinproduktion erschien daher<br />
nicht vielversprechend.<br />
Rudolf Mies von der Winzergenossenschaft<br />
Mayschoss-Altenahr hofft aber<br />
schon jetzt aufs nächste Jahr: „Es<br />
wäre zu schade, wenn wir ein weiteres<br />
Jahr auf diesen edlen Tropfen verzichten<br />
müssten.“<br />
Stefan Legge<br />
Die Winzer an der Ahr hatten jedoch Glück im Unglück, denn die Trauben waren<br />
gesund und konnten zu etwa 2.000 Liter Riesling-Auslese verarbeitet werden.