sPositive_09_2017_web
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«Es ist nicht nur der Sport. Es geht um<br />
die friedliche Stimmung. Wir haben<br />
Freunde aus Frankreich, Norwegen, Italien<br />
und vor allem aus Belgien gefunden.»<br />
Schlüsselstellen der grossen Rundfahrten –<br />
beispielsweise am Aufstieg zum Mont Ventoux<br />
oder zur Alpe d’Huez – muss man drei<br />
oder vier Tage vorher anreisen. Sonst bekommt<br />
man am Strassenrand keinen Platz<br />
mehr. Die Vorfreude ist riesig und dauert<br />
lang. Wir sind schon am Montag angekommen,<br />
das Rennen war erst am Freitag. Man<br />
kommt mit Gleichgesinnten ins Gespräch,<br />
man lädt sich gegenseitig ein, wir sitzen gemeinsam<br />
vor dem Wohnmobil. Wir haben<br />
Freunde aus Frankreich, Norwegen, Italien<br />
und vor allem aus Belgien gefunden, es ist<br />
wie eine grosse Familie, und manchmal ist<br />
es für uns wie ein Heimkommen, wenn wir<br />
wieder in Belgien bei einem Rennen sind.<br />
Bernhard Bärtschi: Am Aufstieg zur Alpe<br />
d’Huez haben wir beispielsweise Pierre und<br />
Maël getroffen. Sie hatten Fondue dabei, wir<br />
besorgten das Brot. Am Rennen selber standen<br />
wir dann mit den Mitgliedern des Albasini-Fanclubs<br />
(des Rennfahrers Michael<br />
Albasini – die Red.) zusammen, welche uns<br />
mit Weisswein bewirteten.<br />
Darf man als Fan sein Idol beim Aufstieg<br />
schieben?<br />
Cornelia Bärtschi: Das sollte man tunlichst<br />
vermeiden.<br />
Passiert es trotzdem?<br />
Bernhard Bärtschi: Ja, gelegentlich. Und es<br />
gibt auch «Lappis», die auf der Strasse nebenher<br />
rennen und die Fahrer irritieren.<br />
Nehmen die Fahrer wahr, dass sie angefeuert<br />
werden?<br />
Cornelia Bärtschi: Also der Fäbu hat uns<br />
immer gesehen, manchmal hat er uns, wenn<br />
er im Feld fuhr und nicht in der Spitzengruppe<br />
Tempo bolzte, auch zugewinkt. Er hat uns<br />
einmal gar ermahnt, ja anständig zu sein, er<br />
sehe alles.<br />
Hatten Sie persönliche Begegnungen mit<br />
ihm?<br />
Bernhard Bärtschi: Während seiner Aktivzeit<br />
nicht viele, er war ja immer unterwegs<br />
von einem Rennen zum anderen. Seit seinem<br />
Rücktritt schon. Ich bin beispielsweise Besenwagenchauffeur<br />
beim Radplausch<br />
«Chasing Cancellara» (eine Veranstaltung,<br />
bei dem Laienrennfahrer gegen Fabian Cancellara<br />
antreten können – die Red.). Und zu<br />
meiner Pensionierung hat er mir eine Video-<br />
Botschaft geschickt.<br />
Sie sind also auch nach seinem Rücktritt<br />
vom aktiven Sport immer noch dabei?<br />
Cornelia Bärtschi: Ja, der Kontakt ist geblieben.<br />
Wir sind jetzt auch mal Helfer wie<br />
bei der eben erwähnten Veranstaltung.<br />
Wie habt ihr Fabian Cancellara erlebt?<br />
Was ist er für ein Mensch?<br />
Bernhard Bärtschi. Wir erleben ihn jetzt sehr<br />
entspannt wie zuletzt beim Helferessen für<br />
seine Veranstaltung «Chasing Cancellara».<br />
Cornelia Bärtschi: Er war auch vorher zugänglich,<br />
aber die Anspannung war immer zu<br />
spüren und wir haben ihn dann auch in Ruhe<br />
gelassen.<br />
Bernhard Bärtschi: Er ist trotz seiner Erfolge<br />
immer bodenständig geblieben. Der<br />
Ruhm ist ihm nie zu Kopf gestiegen.<br />
Fahren Sie auch nach dem Rücktritt von<br />
Fabian weiter zu den Rennen?<br />
Bernhard Bärtschi: Ja, wir haben im Laufe<br />
der Jahre so viele Freunde gewonnen, dass<br />
wir im letzten Frühjahr wieder zur Flandernrundfahrt<br />
gefahren sind. Da gibt es<br />
immer eine grosse Cancellara-Party. Wir<br />
bringen stets den Käse mit. Auch nach seinem<br />
Rücktritt heisst diese Party immer noch<br />
so – und unser Käse ist immer noch gefragt.<br />
Fabian ist in Belgien unglaublich populär,<br />
populärer noch als bei uns. Er kann dort<br />
kaum einen Meter gehen, ohne erkannt zu<br />
werden.<br />
s’Positive 9 / <strong>2017</strong> 7