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Unternehmen Nr.58

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[verantworten] Ausgabe 58 | Juli 2017 unternehmen [!]<br />

Das Dauerrisiko der Trojaner<br />

Täglich sind etwa eine halbe Million Rechner durch Schadprogramme wie „WannaCry“ oder „Petya“ bedroht. Viele<br />

Unternehmer sind sich dieser Gefahr bewusst, doch fehlt ihnen ein umfassendes Konzept zur IT-Sicherheit.<br />

Die Deutsche Bahn macht mobil.<br />

Manchmal bietet sie ihren Kunden<br />

auch Zeitreisen an, wie beispielsweise<br />

am 14. Mai dieses Jahres, als am Frankfurter<br />

Hauptbahnhof an jedem Bahnsteig ein Schiefertäfelchen<br />

zu finden war. Auf dem war mit<br />

Kreide notiert, wann und wohin der<br />

nächste Zug fährt. Die sonst für<br />

diese Information zuständigen<br />

elektronischen Reiseinformationsanzeigen<br />

zeigten nur<br />

„Bitte Aushangfahrplan beachten“.<br />

Zwar war der Zugverkehr<br />

nicht betroffen,<br />

dennoch stellten die Schiefertäfelchen<br />

dem Staatskonzern<br />

mit 40,6 Milliarden<br />

Grafiken: Jef Thompson / shutterstock.com<br />

Euro Jahresumsatz ein denkbar schlechtes<br />

Zeugnis aus. Denn es zeigte der Öffentlichkeit,<br />

wie lax die Bahn mit dem Thema Datensicherheit<br />

umgeht.<br />

Auch sie war Opfer der Schadsoftware „WannaCry“.<br />

Diese verschlüsselte die Datenspeicher<br />

der befallenen Systeme<br />

und erpresste deren Besitzer<br />

mit einer Zahlungsaufforderung.<br />

Wer nicht bezahle,<br />

so ein sich selbst öffnendes<br />

Desktopfenster,<br />

dessen Daten werden in<br />

einem bestimmten<br />

Zeitraum gelöscht.<br />

„WannaCry“ gelang es,<br />

sich rasant in mehr als 100<br />

Ländern zu verbreiten. Schätzungen<br />

zufolge waren zwischen<br />

40.000 und 75.000<br />

Computern betroffen. Erst<br />

vor drei Wochen fraß sich der<br />

noch aggressivere Trojaner „Petya“<br />

durch zigtausende Festplatten.<br />

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes<br />

ereigneten sich im Jahr 2015 rund 244.000<br />

Delikte mit dem „Tatmittel Internet“. Darunter<br />

fallen auch Angriffe mit Trojanern,<br />

die Festplattenbereiche verschlüsseln oder<br />

DDoS-Attacken, die Computer lahmlegen.<br />

Drei Viertel der Fälle waren Betrugsstraftaten.<br />

Viele <strong>Unternehmen</strong> seien sich mittlerweile<br />

der Tragweite des Problems bewusst, sagt<br />

Gernot Schnaubelt, IT-Referent der IHK<br />

Ulm, sie wüssten jedoch nicht, wie sie es lösen.<br />

Die IHK setze daher auf Information über<br />

aktuelle Angriffsmuster und Weiterbildungsangebote.<br />

„Doch den <strong>Unternehmen</strong> muss eines<br />

klar sein: IT-Sicherheit darf nicht als Kostenfaktor<br />

betrachtet werden, sie ist ein<br />

Wertschöpfungsfaktor. „Die zunehmende Digitalisierung<br />

der Produktion ist mit einem<br />

unzureichenden Datenschutz nicht denkund<br />

auch nicht machbar“, betont Schnaubelt.<br />

Der Trojaner „WannaCry“ konnte rasch aufgehalten<br />

werden, weil ein junger Brite die Möglichkeit<br />

fand, um dessen Verbreitung zu stoppen.<br />

In dem kurzen Zeitraum richtete<br />

„WannaCry“ etlichen Schaden an, insgesamt<br />

aber kam die Wirtschaft glimpflich davon.<br />

Unternehmer sollten sich nach Einschätzung<br />

von Stefan Wagner, Professor an der Universität<br />

Stuttgart, angesichts solcher Bedrohungen<br />

drei Fragen stellen und beantworten: Welche<br />

Einfallstore für Schadsoftware bietet das<br />

<strong>Unternehmen</strong>? Wie können wir uns schützen?<br />

Was machen wir, wenn Rechner befallen<br />

sind? Angesichts der rasanten Digitalisierung<br />

und damit der Verbreitung von Software im<br />

normalen Leben wie im Arbeitsalltag sei es<br />

unverzichtbar, sich mit dem Thema IT-Sicherheit<br />

zu befassen“, mahnt Wagner.<br />

VIELE EINFALLSTORE<br />

Die Möglichkeiten, wie sich Firmenrechner<br />

mit Schadsoftware infizieren, sind vielfältig.<br />

So hat sich „WannaCry“ beispielsweise zunächst<br />

über Phishing-E-Mails verbreitet. Das<br />

sind E-Mails, die versuchen den Adressaten<br />

dazu zu verleiten einen Anhang oder Link zu<br />

Zu Zeiten der alten Griechen war es eine schweißtreibende Angelegenheit, sich Feinde ins gut geschützte<br />

Troja zu holen. Heutzutage reicht ein Mausklick, um großen Schaden anzurichten.<br />

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