Unternehmen Nr.58
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unternehmen [!] Ausgabe 58 | Juli 2017<br />
[gründen]<br />
Hotelchef mit sonnigen Aussichten<br />
Florian Röhrig wollte sein eigener Chef sein, statt weiter angestellt zu arbeiten. Bei seiner Existenzgründung griffen ihm<br />
seine Hausbank und die L-Bank unter die Arme. Doch beide musste er erst mit einem guten Business-Plan überzeugen.<br />
Wenn Florian Röhrig früh morgens in<br />
sein Ulmer Münster Hotel kommt,<br />
führt ihn sein erster Weg zum Frühstücksbuffet.<br />
Dort bedient sich der Hotelchef<br />
nicht selbst, sondern kontrolliert, „ob die Auslage<br />
so ausschaut, wie sie ausschauen sollte,<br />
wenn ich selbst Hotelgast wäre“. Für Röhrig<br />
ist die Qualität und Präsentation des morgendlichen<br />
Speiseangebotes die Visitenkarte<br />
seines Hauses, an die sich seine Gäste im Idealfall<br />
auch dann noch positiv erinnern werden,<br />
wenn sie längst wieder zu Hause sind.<br />
Seit nunmehr fast drei Jahren führt der gelernte<br />
Hotelkaufmann das Hotel. „Für mich war<br />
klar, dass ich mich selbstständig machen und<br />
unternehmerische Verantwortung übernehmen<br />
muss, wenn ich es in der Branche zu etwas<br />
bringen will.“<br />
Dass Röhrig der Sprung in die Selbstständigkeit<br />
erfolgreich gelungen ist, verdankt er seiner<br />
Geduld, einer guten Planung und der Mithilfe<br />
durch seine Hausbank. „Ich habe lange<br />
Zeit mit der Suche nach einem passenden<br />
Objekt verbracht, ehe ich hier fündig wurde“,<br />
erzählt er. „Vom Erstkontakt bis zur Übergabe<br />
durch die ehemalige Betreiberin hat es noch<br />
einmal gut drei Jahre gedauert.“<br />
EINSTIEG ALS NACHFOLGER<br />
Der Hotelbetreiber steht für eine Gründungskultur,<br />
die in Deutschland seit einigen Jahren<br />
zögerlich Einzug hält. Anders als es in der Öffentlichkeit<br />
oftmals den Anschein hat, ist sie<br />
weniger geprägt von jungen Start-ups, die mit<br />
Innovationen vom Digitalisierungstrend profitieren<br />
wollen. Häufig sind es traditionelle<br />
Branchen, in denen Jung-Unternehmer tätig<br />
werden – zum Beispiel, weil sie wie Röhrig eine<br />
Nachfolge antreten. Viele von ihnen sind<br />
motiviert von dem Gedanken, dass Selbstbestätigung<br />
und die Zufriedenheit mit der eigenen<br />
Arbeit mehr zählt als die Perspektive eines<br />
sicheren Jobs mit regelmäßigem<br />
Einkommen. Damit gehören sie allerdings zu<br />
einer eher schwindenden Gruppe. Auf Basis<br />
der Daten der Gewerbeämter geht die Zahl der<br />
Gründer in Deutschland seit Jahren zurück.<br />
Allein im Jahr 2016 ist sie um 91.000 auf<br />
672.000 gefallen. Dabei ist die Zahl derjenigen,<br />
die ihre Gründung als Vollerwerb und nicht<br />
nur als Nebentätigkeit betreiben, sehr viel<br />
niedriger. Sie lag nach Zahlen des Instituts für<br />
Mittelstandsforschung bei 378.000.<br />
Ein Grund für den anhaltenden Abwärtstrend<br />
ist die gute Konjunktur. „Derzeit sind die Aussichten<br />
auf dem Arbeitsmarkt vor allem für<br />
qualifizierte Fachkräfte hervorragend“, sagt<br />
Nikolaus Paffenholz, Gründungsexperte und<br />
Leiter Abteilung Recht und Steuern bei IHK<br />
Düsseldorf. „Viele Arbeitnehmer fragen sich<br />
daher, warum sie sich mit einer Gründung beschäftigen<br />
sollten.“ Häufig scheitern Grün-<br />
Staatliche Anlaufstelle für Gründer<br />
dungsideen am<br />
mangelnden Finanzierungskonzept.<br />
Für den Start<br />
sind in der Regel<br />
hohe Anfangsinvestitionen<br />
nötig,<br />
etwa für Maschinen<br />
oder die Ausstattung<br />
von<br />
Räumlichkeiten. Nikolaus Paffenholz,<br />
Dazu kommen IHK Düsseldorf.<br />
laufende Kosten<br />
wie zum Beispiel Miete, denen am Anfang<br />
häufig nur geringe Umsätze gegenüber stehen.<br />
Dafür benötigt der Gründer neben einem<br />
Startdarlehen oft einen zusätzlich Betriebs-<br />
Das Internet-Portal Ifex hilft auch dabei, die richtigen Ansprechpartner zu finden.<br />
Das Land Baden-Württemberg betreibt<br />
über das Wirtschaftsministerium die Initiative<br />
für Existenzgründung und <strong>Unternehmen</strong>snachfolge,<br />
kurz Ifex genannt<br />
(www.gruendung-bw.de). Auf dem Internet-Portal<br />
können sich angehende Existenzgründer<br />
einen Überblick über Fördermittel<br />
und Finanzhilfen des Landes<br />
und des Bundes verschaffen sowie Beratungsgutscheine<br />
für eine individuelle,<br />
Grafik: Stocker top / shutterstock.com<br />
mehrstufige Gründungsberatung beantragen.<br />
Darüber hinaus bietet die das Internet-Portal<br />
Basiswissen zur Gründung<br />
an. Aber auch Unternehmer, die auf der<br />
Suche nach einem Nachfolger sind, können<br />
sich zum Beispiel darüber informieren,<br />
wo sie Nachfolge-Moderatoren oder<br />
Anlaufadressen finden, die ihnen bei der<br />
Suche nach einem passenden Nachfolger<br />
behilflich sind. <br />
LU<br />
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