Unternehmen Nr.58
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[führen] Ausgabe 58 | Juli 2017 unternehmen [!]<br />
Dieser Ansatz gefällt auch Marco Bühler, dem<br />
geschäftsführenden Gesellschafter der Beurer<br />
GmbH. Das 1919 gegründete <strong>Unternehmen</strong><br />
stellt Geräte rund um Gesundheit und Wohlbefinden<br />
her: von Blutdruckmessgeräten bis<br />
hin zu Heizdecken. Beurer ist rasant gewachsen.<br />
Von den 900 Mitarbeitern weltweit arbeiten<br />
200 am Firmensitz in Ulm. „Wir haben<br />
unsere Belegschaft in den vergangenen fünf<br />
Jahren verdoppelt“, sagt Bühler.<br />
Beurer steht stellvertretend für viele erfolgreiche<br />
Familienunternehmen: „Wir waren so in<br />
der operativen Hektik und haben verschlafen,<br />
uns zu positionieren, deutlich zu machen, wofür<br />
wir als <strong>Unternehmen</strong> stehen und wie wir<br />
als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen<br />
werden können“, sagt Bühler.<br />
Mit diesem Thema tun sich viele Mittelständler<br />
schwer. Dementsprechend wenig werden<br />
sie von Nachwuchskräften beachtet. In der<br />
jährlichen Untersuchung der Hochschule<br />
Neu-Ulm zur Arbeitgeberattraktivität in der<br />
Region Ulm nehmen regelmäßig die großen<br />
<strong>Unternehmen</strong> wie Daimler, Liebherr oder Teva<br />
die vorderen Plätze ein. Kleine, wenngleich<br />
erfolgreiche Firmen, werden kaum von Studierenden<br />
wahrgenommen. Dabei macht erst<br />
die Kombination aus Bekanntheit, Sympathie<br />
und Attraktivität <strong>Unternehmen</strong> für Fachkräfte<br />
interessant. Viele Mittelständler scheitern<br />
schon am ersten Schritt.<br />
Laut Bühler müssen Mittelständler auch aus<br />
einem anderen Grund umdenken. Die Digitalisierung<br />
verändere die Geschäftsmodelle radikal.<br />
Für Beurer bedeutet das: „Wir stellen<br />
Blutdruckmessgeräte her, in fünf Jahren werden<br />
wir viel mehr als heute Dienstleistungen<br />
anbieten. Dann geht es nicht um den Verkauf<br />
von Geräten, sondern darum, Kunden eine Lösung<br />
zu bieten. Für diesen Wandel benötigen<br />
wir entsprechende Mitarbeiter.“ Schon bald<br />
würden Mittelständler Programmierer für<br />
Apps suchen und müssten sich daher als attraktiver<br />
Arbeitgeber positionieren. Zudem<br />
stehen nach seinen Worten Firmenchefs vor<br />
der Aufgabe, Technologien einzuführen, in<br />
denen sie sich nicht auskennen. Junge Talente<br />
verfügten aber über dieses Wissen.<br />
PROJEKT MIT TIEFENWIRKUNG<br />
Umso wichtiger sei es, mit diesen in Kontakt<br />
zu treten, Netzwerke aufzubauen und die Vorteile<br />
von Familienunternehmen hervorzuheben.<br />
Bei Beurer treten junge Mitarbeiter rasch<br />
in Verantwortung, arbeiten in bereichsübergreifenden<br />
Projektgruppen und – wegen der<br />
starken Internationalisierung – auch mit<br />
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen<br />
zusammen. „Mittelständler können nicht so<br />
sehr über ihre Marke wirken, für sie ist Mundzu-Mund-Propaganda<br />
wichtig“, sagt Bühler.<br />
Auch das ist für Bühler ein Grund, warum sich<br />
Beurer bei „BeCeo“ beteiligt.<br />
Das Besondere an der Initiative ist, dass die<br />
beteiligten Firmen diese zwar finanzieren,<br />
sich aber nicht sicher sein können, dass sie<br />
eines der Talente abkriegen. Dennoch profitieren<br />
die Firmen. Zum einen über den Input<br />
der jungen Leute und die Ergebnisse konkreter<br />
Projektarbeit. Jennifer Schein beispielsweise<br />
arbeitet mit acht anderen Talenten in<br />
ihren wöchentlichen Treffen an der Fragestel-<br />
Bei Beurer ist Teamarbeit gefragt: Ob in der Qualitätsicherung<br />
von Butdruckmessgeräten (Bild<br />
oben) oder bei Besprechungen.<br />
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