30.10.2017 Aufrufe

Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Volme und Lister. Ausgabe Herbst 2017

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2004 als Modellversuch gestartet<br />

Zwölf Minuten können aber eine halbe Ewigkeit sein,<br />

gerade wenn es um Leben <strong>und</strong> Tod geht. „Unsere Helfer<br />

sind häufig einige Minuten eher am Einsatzort“, weiß<br />

Bäcker. <strong>Das</strong> liegt einfach an der räumlichen Nähe. Die<br />

Helfer wohnen vor Ort <strong>und</strong> haben entsprechend kürzere<br />

Wege. <strong>Das</strong> bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass<br />

jeder schwer Verunglückte bzw. jeder Notfall, der von<br />

den Helfern vor Ort erstversorgt wird, auch gerettet werden<br />

kann. „Wir können aber die Erstversorgung vornehmen<br />

<strong>und</strong> die Situation einschätzen.“<br />

Von 2004 bis 2008 zunächst als Modellversuch gestartet,<br />

sind die Helfer vor Ort mittlerweile eine feste Einrichtung.<br />

„Der Kreis ist für den Rettungsdienst verantwortlich“, erklärt<br />

Fares Bäcker. „Die Verantwortlichen im Kreis wollten<br />

damals natürlich wissen, ob eine Organisation wie<br />

das DRK so eine Aufgabe ehrenamtlich stemmen kann.“<br />

Und das haben die Helfer vor Ort in den vier Jahren des<br />

Modellversuchs bewiesen.<br />

Inzwischen kann Fares Bäcker auf etwa zehn Rotkreuzler<br />

zählen, die Nacht für Nacht <strong>und</strong> an Wochenenden auch<br />

tagsüber das Projekt Helfer vor Ort möglich machen. Dabei<br />

leisten die Helfer je nach eigenen Möglichkeiten eine<br />

unterschiedliche Anzahl von Bereitschaftsdiensten im<br />

Monat. Der Dienstplan ist – neben den Notfallrucksäcken,<br />

einem halbautomatischen Defibrillator <strong>und</strong> zwei Einsatzfahrzeugen<br />

– das Herzstück der Einrichtung. „Wir wollten<br />

von Anfang an Verlässlichkeit garantieren“, erzählt der<br />

Mitinitiator. „Wenn die Kreisleitstelle uns alarmiert, wollen<br />

wir auch in der Lage sein auszurücken.“<br />

<strong>Komplett</strong> spendenfinanziert<br />

Montags bis freitags von 18 bis 6 Uhr sowie an Wochenenden<br />

<strong>und</strong> Feiertagen r<strong>und</strong> um die Uhr sind zwei Helfer<br />

vor Ort in Bereitschaft. Dazu hat sich das DRK Kierspe<br />

verpflichtet. „An nur einem einzigen Tag in den vergangenen<br />

13 Jahren konnten wir einen Teildienst nicht besetzen“,<br />

berichtet Bäcker. Darauf können er <strong>und</strong> seine<br />

Mitstreiter durchaus stolz sein, denn das alles funktioniert<br />

zu 100 Prozent ehrenamtlich <strong>und</strong> mit komplett<br />

spendenfinanziertem Material (einschließlich der beiden<br />

Autos).<br />

Initialzündung für die Aktion war – wie sollte es anders<br />

sein – ein Unfall. Fares Bäcker, der zufällig als Ersthelfer<br />

vor Ort war, schildert den Verkehrsunfall auf der L 528<br />

zwischen Halver <strong>und</strong> Kierspe, als wäre es gestern gewesen:<br />

„Ein PKW war in die Wiese geschleudert. Ich habe<br />

mich um die Frau im zweiten Unfallwagen gekümmert,<br />

die letztendlich an den schweren Folgen des Unfalls verstarb.<br />

Auch wenn diese Patientin bei früherem Eintreffen<br />

des Rettungsdienstes nicht hätte gerettet werden<br />

können, ist es bei vielen medizinischen Notfällen sinnvoll,<br />

mit einer Erstversorgung frühzeitig zu beginnen.“<br />

Gemeinsam mit Jochen Reiffert, Kiersper Notfallmediziner<br />

<strong>und</strong> Vorsitzender des DRK Kierspe, wurde eine<br />

Projektgruppe gegründet. „Wir haben uns damals gesagt:<br />

,<strong>Das</strong> muss man doch anders hinkriegen‘, <strong>und</strong> lange<br />

im Verein überlegt“, erinnert sich Bäcker. Bei ihrer<br />

Recherche stießen die Rotkreuzler auf die First Responder,<br />

eine ähnliche Organisation in Österreich <strong>und</strong> Bayern.<br />

Und dann ging es an die Details. Bei Stadt, Kreis <strong>und</strong> allen<br />

Beteiligten <strong>und</strong> nicht zuletzt in der Bevölkerung <strong>und</strong><br />

bei möglichen Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft<br />

warben die Initiatoren um Akzeptanz, Unterstützung <strong>und</strong><br />

Geld. Am 1.1.2004 war es dann soweit. Die ersten beiden<br />

Helfer vor Ort nahmen noch in der Silvesternacht<br />

ihren Bereitschaftsdienst auf – Verlässlichkeit first eben.<br />

Ausbildung zum Sanitäter<br />

<strong>und</strong> Rettungshelfer<br />

200 bis 250 Mal rücken die Helfer vor Ort seitdem in jedem<br />

Jahr aus. Vom Sturz von der Leiter über den Herzinfarkt<br />

bis zum Verkehrsunfall ist alles dabei. „Immer<br />

wenn die Leitstelle einen primären Notarzteinsatz zu<br />

den genannten Zeiten im Kiersper Stadtgebiet alarmiert,<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!