30.10.2017 Aufrufe

Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Volme und Lister. Ausgabe Herbst 2017

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

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GENAU!<br />

<strong>Das</strong> war doch mal wieder<br />

ein wettermäßig so<br />

richtig abwechslungsreicher<br />

Sommer, oder? Genau!<br />

Trotzdem schönen<br />

Urlaub gehabt? Stressfrei<br />

hin- <strong>und</strong> wieder zurückgekommen?<br />

Der eigene Pkw ist ja immer noch das häufigste Transportmittel,<br />

um von A (zu Hause) nach B (Urlaubsort) zu<br />

kommen. Und wie hat das mit der Fahrt geklappt? Auf<br />

direktem Weg <strong>und</strong> weitgehend staufrei trotz der zahlreichen<br />

Baustellen? Nein! Und warum nicht? Wo der ADAC<br />

doch so schöne Tourenpakete zusammenstellt. War der<br />

Shell-Atlas im Handschuhfach doch ein wenig veraltet?<br />

Oder hat der Beifahrer versagt, weil er die nächste<br />

Abfahrt immer erst ansagte („da hätten wir runter gemusst…“),<br />

wenn man sie gerade passiert hatte? Total<br />

antiquiert, old school sozusagen, denn zur Standardausstattung<br />

eines Reisenden im Auto gehört heute natürlich<br />

ein High Tech Navigationsgerät!<br />

Doch auch diese modernste Form der Orientierung hat<br />

so ihre Tücken, wie ich bei unserem letzten Trip <strong>und</strong><br />

übrigens nicht zum ersten Mal leidlich erfuhr. Erna, so<br />

habe ich die weibliche Ansagestimme getauft, hat bei<br />

der Rückfahrt vom schönen Südtirol ins ebenso schöne<br />

Sauerland diesmal besonders schmählich versagt. „Die<br />

Route enthält Verkehrsstörungen“, sagte sie immer<br />

wieder, um gleich darauf hinzuzufügen: „Eine Ausweichempfehlung<br />

kann nicht gegeben werden.“<br />

Die Verkehrsnachrichten auf Bayern 3 ließen jedoch<br />

hoffen. Keine Hinweise auf dicke Staus, höchstens mal<br />

der Hinweis auf „zähflüssigen Verkehr“. Erna, natürlich<br />

satellitengestützt <strong>und</strong> damit informationsmäßig sozusagen<br />

auf Augenhöhe mit NSA, BND <strong>und</strong> anderen Ausspähern,<br />

sah das kurz vor Würzburg aber ganz anders.<br />

„Nehmen Sie die nächste Ausfahrt!“, wies sie mich an.<br />

Darauf hätte mein leider verstorbener Stammtischbruder,<br />

der als Erster von uns schon vor langer Zeit ein Navi<br />

in seinem Nobelschlitten mit sich führte, keinesfalls reagiert.<br />

„Von Frauen lass ich mir doch nicht sagen, wie<br />

ich zu fahren habe!“<br />

Er verweigerte sich schlichtweg den Anweisungen <strong>und</strong><br />

kam trotzdem irgendwie <strong>und</strong> irgendwann ans Ziel.<br />

Die holde Gattin auf dem Beifahrersitz erinnerte indes<br />

daran, dass wir uns nach leidlicher Erfahrung geschworen<br />

hatten, künftig Ausweichempfehlungen auf jeden<br />

Fall zu folgen. Also runter von der Autobahn. Und dann<br />

wurde es touristisch. Es ging kreuz <strong>und</strong> quer durch eine<br />

herrliche Gegend mit vielen schönen kleinen Weinanbauorten.<br />

Von Franken führte uns Erna vorbei an verwunschenen<br />

Burgen <strong>und</strong> Schlössern in den Spessart.<br />

Die Straßen wurden immer enger – oft hatten wir Mühe,<br />

langsam vor uns fahrende landwirtschaftliche Gefährte<br />

mit mächtigen Abmessungen gefahrlos zu überholen.<br />

„Ist doch schön hier…“ machte ich uns selbst Mut. Aber<br />

irgendwann war es zu viel Gegend <strong>und</strong> zu wenig Orientierung<br />

in Richtung einer möglichst schnell zum Ziel<br />

führenden Route. Erna blieb unermüdlich, ließ mich<br />

links, rechts, im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt <strong>und</strong> so<br />

weiter irrlichternd durch die Pampa fahren. Als es in einem<br />

öden Kaff dann „rechts in den Tiefenbrunnenweg“<br />

gehen sollte, hatte ich den Kaffee endgültig auf.<br />

„Jetzt hast Du mit ihr gesprochen wie manchmal mit<br />

mir…“, staunte die bessere Ehehälfte. Ich kann mich<br />

nicht erinnern, ihr gegenüber jemals so ausfallend geworden<br />

zu sein. Erna blieb zunächst unbeeindruckt, forderte<br />

penetrant: „Wenn möglich bitte wenden!“ Doch<br />

ich folgte nun den blauen Wegezeichen zur nächsten<br />

Autobahnauffahrt. Dort aufgefahren, freuten wir uns<br />

über den gut fließenden Verkehr, in den wir uns gern<br />

einfädelten <strong>und</strong> hörten im Radio kurz darauf, dass wir<br />

„in Echtzeit“ auf der vorangegangenen Etappe r<strong>und</strong> 15<br />

Minuten eingebüßt hätten. Ernas Ausweichempfehlung<br />

dagegen hatte uns mehr als anderthalb St<strong>und</strong>en zusätzliche<br />

Fahrtzeit <strong>und</strong> jede Menge Nerven gekostet.<br />

Gleichwohl reagierte Erna beleidigt, meldete sich erst<br />

kurz vor Zuhause auf der Sauerlandlinie nochmal, um<br />

auf eine „Fahrbahnverengung voraus“ aufmerksam zu<br />

machen. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, ließ ich sie nicht<br />

mehr sagen. Ich hatte Erna abgeschaltet.<br />

Es ist Ihnen so oder ähnlich auch schon mal ergangen?<br />

Genau! <strong>Das</strong> tröstet mich dann ein kleines bisschen.<br />

Horst vom Hofe

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