30.10.2017 Aufrufe

Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Volme und Lister. Ausgabe Herbst 2017

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

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NORDHELLE<br />

SORGT FÜR STAU –<br />

AUF DER STRASSE<br />

UND AM HIMMEL<br />

Alle jammern übers Wetter –<br />

der Kiersper Wetterfrosch<br />

Marc Thiessenhusen versteht es<br />

Von Volker Lübke<br />

„Wanderer, freu‘ dich, wenn dir die Sonne lacht...“ Der<br />

Spruch, mit dem die Besucher am Wegesrand zum Gipfel<br />

der Nordhelle jahrzehntelang begrüßt wurden, hat schon<br />

etwas Angsteinflößendes. Der Aufforderung zur Freude<br />

folgte nämlich die Gegenüberstellung der Wetterdaten<br />

des Standortes <strong>und</strong> des Köln-Bonner-Raums. Am Rhein<br />

jede Menge Sonnenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wenig Regen, hier eher<br />

selten Sonne aber Wasser ohne Ende – von oben. <strong>Das</strong><br />

Sauerland ist berühmt-berüchtigt für feuchte, eher kühle<br />

Witterungsverhältnisse. Schuld daran – oder besser<br />

ein Gr<strong>und</strong> dafür – ist eben jener Standort: die Nordhelle.<br />

Poalbürger aus Meinerzhagen <strong>und</strong> Herscheid streiten gelegentlich,<br />

auf wessen ursprünglichem Territorium die<br />

Nordhelle denn nun liegt. Fest steht, die höchste Erhebung<br />

des Märkischen Kreises <strong>und</strong> damit des westlichen<br />

Sauerlands hat einige Auswirkungen auf das Wetter<br />

diesseits wie jenseits des Ebbegebirges. Wetterfrösche<br />

sprechen auch vom Nordhellenstau, wenn es im Raum<br />

Meinerzhagen-Kierspe-Lüdenscheid mal wieder wie aus<br />

Eimern schüttet.<br />

Welche Auswirkungen dieser Stau haben kann, erleben<br />

Autofahrer <strong>und</strong> Radiohörer zwischen September <strong>und</strong> April<br />

immer wieder: Staus auf der Sauerlandlinie bilden<br />

sich oft genug aufgr<strong>und</strong> der speziellen Wetterverhältnisse.<br />

Als die A45 gebaut wurde, waren die Täler an Lenne<br />

<strong>und</strong> <strong>Volme</strong> längst so dicht besiedelt, dass nur eine Trasse<br />

in Kammlage möglich war. Dichter Nebel, unerwartet<br />

kräftiger Regen <strong>und</strong> plötzliche Schneefälle sind die<br />

Folge. Und warum gerade hier?<br />

Bis zu 1300 Liter Regen im Jahr<br />

Marc Thiessenhusen hat eine Erklärung dafür. Und die<br />

lautet kurz <strong>und</strong> bündig „Nordhellenstau“. Damit ist aber<br />

eben nicht das Verkehrschaos auf der Autobahn gemeint,<br />

sondern die Wetterlage in der Region. Thiessenhusen<br />

hat den Blick aufs Wetter zu einem speziellen Hobby gemacht.<br />

Der Kiersper zeichnet seit inzwischen 13 Jahren<br />

Wetterdaten auf. Was er im elterlichen Garten in Kierspe<br />

Dorf misst <strong>und</strong> beobachtet, fließt fein säuberlich <strong>und</strong><br />

wohl sortiert in Wetterstatistiken ein.<br />

„Wettermäßig“ – <strong>und</strong> darauf legt Thiessenhusen großen<br />

Wert – „hat die Region ganz zu Recht einen schlechten<br />

Ruf.“ Während die Eifel aufziehende Regenwolken<br />

aus West/Südwest bremst, stoppen das Ebbe <strong>und</strong> maßgeblich<br />

die Nordhelle die Tiefdruckgebiete von Westen/<br />

Nordwesten her. „Die Eifel ist übrigens auch dafür verantwortlich,<br />

dass der Bonner Raum im NRW-Vergleich<br />

fürchterlich trocken ist“, so Thiessenhusen: „Wir dagegen<br />

wohnen in der nassesten Ecke des Landes.“ Während<br />

in Bonn durchschnittlich 600 bis 700 Liter Regen<br />

pro Jahr <strong>und</strong> Quadratmeter fallen, ist es in Kierspe mit<br />

1200 bis 1300 Litern exakt die doppelte Menge. Schon<br />

die Olper haben r<strong>und</strong> 300 Liter weniger Niederschläge<br />

als das obere <strong>Volme</strong>tal.<br />

So ein kräftiger Landregen kann einen Sauerländer nicht<br />

schrecken heißt es immer wieder. Stimmt, meint Marc<br />

Thiessenhusen, <strong>und</strong> nennt auch die Vorteile: Der Regen<br />

fließt ab, so dass das <strong>Volme</strong>tal kaum von Überschwemmungen<br />

betroffen ist. Andererseits bietet die Region genau<br />

die richtigen Bedingungen für Talsperren. Die nahezu<br />

unübersichtliche Vielzahl an Stauseen stellt die<br />

Trinkwasserversorgung nicht nur des Sauerlandes, sondern<br />

auch des Bergischen Landes <strong>und</strong> weiter Teile des<br />

Ruhrgebiets sicher. Zudem regelt der Ruhrverband mit<br />

dem Betrieb der Sperrwerke den Pegel der Ruhr.<br />

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